Pathologe über falsch verstandene Tierliebe

"Im Extremfall werden Hund und Katze vegan ernährt"

08:14 Minuten
Eine Bulldogge, bestückt mit einer Babymütze, hängt in einer Babytrage.
Tiere werden oft von ihren Besitzern nicht artgerecht gehalten - das kann bisweilen süß aussehen, ist für das Tier aber eine Zumutung. © Imago / Westend61
Achim Gruber im Gespräch mit Dieter Kassel · 06.08.2019
Audio herunterladen
Haustieren werden große Opfer abverlangt, wenn sie eng mit Menschen zusammenleben, sagt der Berliner Tierpathologe Achim Gruber. Viele Besitzer ignorieren die natürlichen Bedürfnisse ihrer Lieblinge - was für diese auch tödlich sein kann.
Tiere kommen zu Schaden, weil ihre Besitzer es besonders gut mit ihnen meinen. Darauf weist der Berliner Tierpathologe und Buchautor Achim Gruber hin. Häufig müsse er Haustierhaltern vermitteln, dass sie am Tod ihres Hundes oder ihrer Katze nicht unbeteiligt gewesen seien, sagte Gruber im Deutschlandfunk Kultur.
Haustieren würden große Opfer abverlangt, wenn sie eng mit Menschen zusammenlebten, führte er aus. Falsch verstandene Tierliebe manifestiere sich insbesondere in den Bereichen Ernährung, Infektionskrankheiten und Überzüchtung, so der Pathologe.
So glaubten viele Menschen, dass sie ihre Hunde genauso ernähren müssten wie sich selbst. Das könne im Extremfall dazu führen, dass Hund und Katze dann vegetarisch oder sogar vegan ernährt werden - "und als Fleischfresser tut denen das nicht immer gut".

Hunde holen sich im Urlaub Infektionskrankheiten

Ein weiteres großes Thema sei die wechselseitige Übertragung von Infektionskrankheiten zwischen Mensch und Tier durch engen Körperkontakt - "bis hin zum küssen oder auch im Bett schlafen".
Hunde würden aus dem Ausland nach Deutschland gebracht, ohne dass sie vorher tierärztlich untersucht worden seien. Oder sie würden nach Malaysia oder Zentralafrika mit in den Urlaub genommen. "Dort holen sie sich Infektionskrankheiten, die wir hier vielleicht nicht mal kennen und die sich dann bei uns verbreiten." Das könne sehr gefährlich werden, betonte der Pathologe: "Wir haben nicht selten Untersuchungen von verstorbenen Tieren, bei denen es eigentlich darum geht, die Krankheiten der Menschen im Umfeld des Tieres herauszufinden."
Ein dritter Bereich, der große Sorgen mache, seien die so genannten Defektzuchten, sagte Gruber. Hunde, Katzen und andere Tiere würden krank gezüchtet, um sie menschliche Bedürfnissen anzupassen - "um sie immer schöner oder größer oder kleiner oder bunter zu machen". Das gehe auf Kosten ihrer Gesundheit und könne für die Tiere tödlich enden.
(huc)
Mehr zum Thema