"Path Out"

Eine Flucht aus Syrien als Computerspiel

Screenshot des Computerspiels "Path Out"
Screenshot des Computerspiels "Path Out" © Causa Creations
Marcus Richter im Gespräch mit Gesa Ufer · 16.11.2017
"Path Out" will die Geschichte einer Flucht erzählen und das – laut Webseite zum Spiel – ohne "moralistisch oder pädagogisch" wirken zu wollen. Daran scheitert das Spiel zwar komplett, dennoch ist es ein gelungenes Experiment.
Das Spiel startet wie ein klassisches Rollenspiel aus einer längst vergangenen Ära: Man sieht eine leicht pixelige, sympathische Cartoon-Figur in einem Wald, es ist dunkel, man weiß nicht wo es hingeht. Nach ein paar Schritten wird man von einer Mine zerfetzt. Game Over in der ersten Minute.

Geschichte einer Flucht als Spiel

In der linken oberen Ecke erscheint ein Video, darin ein junger Mann, der den Spielenden aufzieht: "Du hast mich umgebracht, ich hab mich nicht so ungeschickt angestellt."
Abdullah Karam erzählt seine Fluchtgeschichte aus dem Jahr 2014 im Computerspiel "Path Out".
Abdullah Karam erzählt seine Fluchtgeschichte aus dem Jahr 2014 im Computerspiel "Path Out".© Causa Creations, Mawiad Al-Karam
Dieser junge Mann ist Abdullah Karam, der seine Geschichte einer Flucht aus dem Jahr 2014 im Spiel erzählt.
Das Spiel selbst bietet keine großen Herausforderungen. Man steuert die Figur, sammelt Gegenstände, versucht Feinden auszuweichen. Die Handlung ist recht linear und ohne große Überraschungen.
Zwischendurch erscheinen die Videokommentare, die oft sehr trocken und ironisch sind. So wird zum Beispiel auch die klischeehafte Darstellung von Syrien im Spiel kommentiert und einzelne Szenen der Flucht erklärt und eingeordnet.

Schrecken überträgt sich nicht direkt

Durch die verspielte Grafik und die lakonische Art von Abdullah überträgt sich der Schrecken seiner Geschichte nicht direkt. Das hat den Vorteil, dass der gesamte Themenkomplex abstrakt gezeigt und sehr zugänglich ist.
Es bedeutet aber auch, dass die eigentliche Botschaft den Spielenden erst erreicht, wenn er anfängt, bewusst zu reflektieren und sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass es hier um ein echtes Schicksal geht.
Dann entfaltet "Path Out" aber mit voller Wucht seine Wirkung: Es zeigt wie gefährlich und fürchterlich die Flucht ist.

Wichtigste Botschaft: Menschen wie wir

Die wichtigste Nachricht ist aber vielleicht eine andere, die vor allem durch die Anfangsgeschichte in der ehemaligen Heimat erzählt wird: Geflüchtete sind nicht "anders", es sind Menschen wie wir, die nur das Pech hatten, zur falschen Zeit ins falsche Land geboren zu sein.

Derzeit gibt es von "Path Out" das erste von fünf Kapiteln. Ob die anderen Kapitel noch erscheinen, machen die Entwickler vom Erfolg der derzeitigen Veröffentlichung abhängig. Vor Herbst 2018 ist damit nicht zu rechnen. "Path Out" ist für Windows-PC und Macs erschienen und kann kostenlos heruntergeladen werden.

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