Patenschaft

Warum Menschen eine Parkbank stiften

Ausflugswetter
Eine Landschaft wird erst durch eine Bank richtig schön, von der aus man sie genießen kann. © picture alliance / Armin Weigel / dpa
Von Gerhard Richter · 24.05.2018
Manche Besitztümer machen nur Freude, wenn man sie teilt. Parkbänke gehören dazu. Und das ist nicht der einzige Grund, weshalb Menschen sich als Bankpaten engagieren.
"Diese Bank, die hier vorne stand, die war schon verfault, man konnte sich nicht mehr draufsetzen und dann hab ich gesagt, wie sieht´s aus? Ich würde die denn erneuern lassen mit meinem Geld und dann haben die zugestimmt."

Die eigene Bank im Britzer Garten

Jetzt ist die Bank wieder intakt. Zwei schwarze Holzbohlen als Sitzfläche, zwei als Lehne, alles stabil auf Sockeln aus Beton. Darauf sitzt Willi Gehrke, 77 Jahre alt, grauer Kinnbart, roter Schal. Früher war Gehrke Bauingenieur. Als Rentner geht er gern in den Britzer Garten in Berlin zu seiner Bank.
"Also man sieht hier vorn den Rodelberg, das ist sehr schön. Sehr viele Familien mit kleinen Kindern, Drachensteigen."
Davor ein Teich mit Schwimmsteg und alte rätselhafte Bäume am Ufer.
"Eine Weide? Eine Weide?"
Im Sommer Blumen. Gelbe und orangefarbene Tag-Lilien, dazwischen niedrige Rosen in weiß und rosa. Etwa eine Million Besucher kommen jedes Jahr in den Britzer Garten, und genießen, was von der Bundesgartenschau von 1985 geblieben ist. Beete, Büsche, Teiche, Hügel - gepflegte hundefreie Wege und solide Bänke.

"Ich freue mich, dass Sie auf meiner Bank sitzen"

Kleine Messing Schilder an den Rückenlehnen weisen darauf hin, dass die Bänke gespendet sind. Da darf jeder Spender drauf schreiben, was er will. Auf Gehrkes Bank steht zum Beispiel: Ich freue mich, dass sie sich ausgerechnet diese Bank zum Ausruhen ausgesucht haben.
"Wenn hier jemand sitzt und die Bank besetzt ist, dann stelle ich mich vor die Leute, gucke sie an, nicke mit dem Kopf und so weiter, dann sagen die, was ist? Was wollen Sie? Ich sage: Ich will eigentlich gar nichts, ich freue mich, dass sie auf der Bank sitzen. Wieso? Ist das ihre, fragen viele dann schon, dann sage ich, ja, und dann wollen die schon aufspringen, und dann sage ich, nein, bleiben Sie mal sitzen. Dann freuen sie sich, dass sie den Spender dieser Bank kennengelernt haben."
Manchmal beobachtet Willi Gehrke, wie ein Mitarbeiter der Parkverwaltung mit Eimer und Lappen herumgeht und die Bänke sauberwischt. Geht was kaputt wird’s auch repariert. Aber trotz Pflege, nach fünf bis zehn Jahren ist so eine Bank auch wieder kaputt und braucht einen neuen Bankpaten.
Nichts für die Ewigkeit, oder doch?

Bank statt Grab

Auf der anderen Seite des Parks können die Besucher auf der Bank von Rita Zeise sitzen. Die Rentnerin ist 83 Jahre alt, rote Strickmütze und roter Regenschirm.
"Also es ist einfach ein Traum, hier zu sitzen. DA könnten wir stundenlang sitzen, aber das machen wir nicht. Und wenn es dann kalt ist, und wir setzen uns mal hin, dann wird uns der Po kalt."
Die Bank ist aus Robinienholz , senkrechte Streben im Rücken , mit geschwungen Lehnen an der Seite. Rita Zeise blickt auf eine kleine Brücke über einen Graben, eine Skulptur im Rasen und auf Azaleenbüsche.
"Im Mai, wenn die Sonne scheint, ist es ein Feuerwerk von Farben."
Rita Zeise wählt Bank statt Grab © Gerhard Richter
Gleich nebenan, auf dem Friedhof war das Familiengrab. Das hätte sie für 900 Euro verlegen lassen müssen. Wollte sie aber nicht.
"Ich bin auch schon ein bisschen älter und meine Tochter lebt in Amerika. Und wer soll dann mein Grab irgendwann pflegen. Und ein ungepflegtes Grab sieht so traurig aus."
Stattdessen hat sie 300 Euro draufgelegt und dem Britzer Park diese Bank gespendet. Als Erinnerungsort für ihre Familie. Statt Grab - eine Sitzbank.
"Die haben wir eingeweiht mit Sekt, begossen und getrunken. Und meine Tochter freut sich, dass ich das so gemacht habe."
Auf der Rückenlehne hat Rita Zeise auch eine Plakette anbringen lassen. Darauf steht:

"Für unsere Lieben, die diesen schönen Park nicht mehr sehen können." Es ist eine Erinnerung und die gucken uns aber zu, von da oben.

"So eine Bank ist für jeden"

Ganz anders die Geschichte der Bank, die einsam an einem Feldweg zwischen Brunow und Drefahl steht, zwei Dörfer in Mecklenburg. Ralph Schlegel hat sie selber gebaut, hauptsächlich für seine Frau.
"Meine Frau hatte einen Bandscheibenvorfall und wurde operiert und ja, das mit dem Laufen ist schwieriger geworden. Und da hab ich gesagt, ich stell dir eine Bank hin."
Ralph Schlegel, 54 Jahre alt ist Hausmeister mit Schnurrbart und Halbglatze. Seine Bank besteht aus zwei Pfosten und als Sitz eine dicke alte Eichenplanke. Keine Rückenlehne, dafür superstabil. Bärbel Schlegel spaziert seitdem täglich dahin, ruht sich unter den Birken aus, und genießt den Ausblick über´n Acker.
"Die schönen Wälder oder die schönen Blumen, die auf dem Feld blühen, die Kornblumen, oder Rehe sieht man."
Aber nicht nur Frau Schegel kommt hier vorbei und ruht sich aus. Die Bank ist für jeden.
"Die Leute mit ihren Hunden, wenn die spaezieren gehen"
So eine Bank kann ziemlich glücklich machen - auch, wenn andere darauf sitzen.
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