Parolen, Phrasen, Plattitüden

Von Thomas Klug |
"Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht; stimmen die Worte nicht, so kommen die Werke nicht zustande" - das wusste schon Konfuzius. Es wimmelt von sprachlichen Ärgernissen in der politischen Diskussion: "Sinn machen", "Sag ich mal", dem "in" vor Jahreszahlen. Floskeln aus der Wirtschaft und dem Bürokratiegewerbe geraten in die freie Rede der politischen Elite des Landes.
Interviews mit Politikern sind oft ein Sammelsurium von Satzbausteinen und Phrasen. Vielleicht geht das nicht anders, wenn Reden zum Beruf gehört und jeder Nebensatz zu einer politischen Krise taugen könnte. Die schlichten Parolen sind da einfach ein Schutz. Doch da gibt es noch etwas anderes: Die Sprache, die nicht benutzt wird, um Dinge zu benennen, sondern zu verschleiern; die Sprache, die Wirklichkeit verkleistert. Irgendwann hatte das Wort "Reform" seine Bedeutung verloren. Die Reform war keine planvolle Umgestaltung mehr, sondern nur noch Erhöhung, Verteuerung, Verschlechterung. Es muss der Moment gewesen sein, in dem auch noch das Wort "Reformmüdigkeit" erfunden wurde.

Konfuzius aber sagt auch: "Also dulde man nicht, dass in den Worten etwas in Unordnung sei. Das ist es, worauf alles ankommt."

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Literaturtipp:
George Lakoff/Elisabeth Wehling:
Auf leisen Sohlen ins Gehirn. Politische Sprache und ihre heimliche Macht Carl-Auer-Verlag

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Übersicht Reden des Jahres


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