Parkplatzsuche in Frankfurt am Main

60 Stunden verschwendete Lebenszeit

Stau in Frankfurt / Main
Wie kann die Zeit der Parkplatzsuche in Frankfurt / Main verkürzt werden? © dpa / picture alliance / Frank Rumpenhorst
Von Ludger Fittkau |
In Frankfurt am Main sind Autofahrer deutlich länger bei der Parkplatzsuche unterwegs als in anderen deutschen Großstädten. Deshalb suchen nun Verkehrspolitiker in der Mainmetropole nach Lösungen.
Die Erkundung der Parkplatzsituation in Frankfurt am Main beginnt auf dem Römerberg - zu Fuß. Denn Martin Daum und Michael Feller beschäftigten sich zwar politisch intensiv mit dem Autoverkehr in der Mainmetropole. Doch den "Römer", das Frankfurter Rathaus, steuern sie nur höchst selten mit dem Auto an.
Die U-Bahn ist einfach bequemer - das sollten auch Pendler bedenken, die von außerhalb mit dem Auto in die Stadt fahren und tagtäglich schon an den Autobahnauffahrten im Stau stecken bleiben, sagt Martin Daum, Verkehrspolitiker und stellvertretenden Fraktionsvorsitzender der CDU, die in Frankfurt am Main mit Grünen und SPD regiert. "Die Koalitionsparteien im Römer haben zurzeit einen Antrag laufen, wo wir nochmal bitten, Park and Ride-Plätze um Frankfurt herum zu prüfen", sagt er. Denn gebe es die Möglichkeit, beides zu verbinden. "Auto bis zum Park and Ride-Platz und dann weiterzufahren."

Frankfurt wächst

Martin Daum und sein verkehrspolitischer Fraktionsreferent Michael Feller streben wieder zur U-Bahn. Denn sie wollen ins Frankfurter Nordend, um dort zu zeigen, was Frankfurt am Main gegen die Parkplatznot tut. Wenn man statt mit der U-Bahn mit dem Auto in den Stadtteil führe, so Daum und Feller, müsste man bis zu einer halben Stunde kreisen, um einen Parkplatz zu ergattern. Also lieber wieder die Bahn nehmen.
Das Auto wird in der Frankfurter Stadtregierung ohnehin immer zusammen mit den anderen Verkehrsmitteln gedacht, betont Michael Feller, Verkehrsreferent der CDU-Regierungsfraktion im Römer. "Wir sind eine wachsende Stadt, zum Glück, weil das heißt, dass wir auch eine interessante Stadt sind. Deswegen wollen wir auch etwas dafür tun, indem zum Beispiel im Moment verschiedene Strecken im Bau sind." Beispielsweise werde eine neue U-Bahn ins Europaviertel gebaut. "Übrigens, es wird die Verlängerung der U5 sein, mit der wir jetzt auch fahren, allerdings in die andere Fahrtrichtung. Und zurzeit wird ja auch gerade eine S-Bahn gebaut zum neuen Stadtteil Gateway Gardens. Da sind wir auf vielen Ebenen unterwegs, um die Mobilitätsbedingungen zu verbessern."
Die U-Bahn stoppt an der Haltestelle Glauburgstraße. Schon wenige Meter von der neuen, futuristisch gestalteten U-Bahn-Station entfernt stehen die Autos dicht an dicht. Sie sind schräg geparkt, um den Parkplatz möglichst effizient zu nutzen. Auch Martin Daum erspäht nirgendwo eine Parklücke. "Sie sehen, alles voll", sagt er. "Die Quartiersgarage wäre jetzt hier. wir sind jetzt also quasi am Ziel. Wir sind jetzt zu Fuß durchs Nordend gegangen und sind jetzt an einer alten Schule, vermute ich mal, an einem alten Schulgebäude. Und dahinter gib es die Quartiersgarage. Was ist das?"

Stellplätze für Handwerker

"Die Quartiersgarage war eine Idee der damaligen schwarz-grünen Koalition, eben hier für die Anwohner eine zusätzliche Parkmöglichkeit hier im Nordend zu schaffen", erzählt Daum. "Wir hatten ja schon über die Enge hier gesprochen und über die wenigen Möglichkeiten, hier im Straßenraum noch Plätze zu schaffen. Und deswegen war die Idee, hier diese Quartiersgarage zu bauen. Auf dem Gelände der Glauburgschule." Diese Quartiersgarage stehe den Anwohnern zur Verfügung, eine gewisse Anzahl von Stellplätzen auch den Handwerkern. Stellplätze für Handwerker - eine ungewöhnliche Maßnahme. Damit diese nicht lange im Wohngebiet kreisen müssen. Denn in Frankfurt am Main suchen Autofahrer länger einen Parkplatz als in jeder anderen deutschen Kommune. Das besagen Studien.
Deshalb gibt es im Nordend die Quartiersgarage, obwohl eigentlich auch hier kein Platz mehr da war. "Und da waren wir auch sehr glücklich, dass findige Menschen die Idee hatten und den Platz, das auch konstruktiv umzusetzen auf dem Schulgelände." Denn das Problem bei der Quartiersgarage im Allgemeinen sei es, einen entsprechenden Platz zu finden. "Wir haben in Frankfurt durchaus auch den Versuch gestartet, weitere Quartiersgaragen zu bauen, an der einen oder anderen Stelle ist das gelungen. Aber die grundsätzliche Frage, wo sind noch freie Plätze, da fällt die Antwort eher mager aus."
Ein Auto rollt in die Einfahrt zur Tiefgarage. Der Fahrer lässt das Seitenfenster hinuntergleiten. "Na, klar", er freue sich sehr über die Quartiersgarage, betont er: "Weil hier wenig Parkplätze vorhanden sind, von daher nutzt man jede Möglichkeit, und man spart viel Zeit."

Zu wenig Car-Sharing-Autos

Gleich hinter biegt der nächste Nordend-Bewohner auf die Einfahrt zur Quartiersgarage. Bevor die Garage mit ihren über hundert Stellplätzen von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft in Frankfurt am Main gebaut wurde und er seinen Platz gemietet hat, sei er früher viel im Viertel umhergekreist, erzählt der Fahrer: Je nachdem, wann man kommt. "Eine Viertelstunde, eine halbe Stunde ist schon notwendig."
Während im Schnitt in deutschen Großstädten die Autofahrer rund 40 Stunden jährlich nach Parkplätzen suchen, brauchen sie in Frankfurt am Main 60 Stunden. Und verpesten damit die Luft in Wohngebieten.
Mit den beiden Verkehrspolitikern aus dem Rathaus geht es hinunter in die Garage zu den Stellplätzen mit den Car-Sharing-Autos. Dort ist auch eine blaue Stromtankbox für Elektroautos an der Wand montiert. Doch kein Fahrzeug ist an das Tank-Kabel angeschlossen. Den lokalen Verkehrspolitiker Martin Daum wundert das nicht. "Es gibt hier in Frankfurt relativ viele Stromtankboxen." Das Problem sei, dass es momentan zu wenige Fahrzeuge gebe. "Es gibt einige Stromtankboxen, die quasi gar nicht benutzt werden. Was sehr schade ist. Da muss sich auf Seiten der Autoindustrie noch einiges tun, damit diese Autos zu einem angemessenen Preis auch ihre Käufer finden. Das wäre natürlich sehr im Sinne der Stadt Frankfurt und von uns Verkehrspolitikern."
Vorerst sind jedoch rund 100 Anwohner im Nordend erst einmal zufrieden mit ihrer Quartiersgarage für konventionelle Fahrzeuge. Sehr zufrieden sogar: "Bequem, ja. Man hat keinen festen Platz, aber es ist immer was frei. Ja klar!"
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