Pariser Leben aus dem Konzerthaus Berlin

19.01.2012
Das Kammerensemble des Konzerthausorchesters Berlin stellt zwei Werke des polnisch-französischen Komponisten Szymon Laks - beide als deutsche Erstaufführung - in den spannenden Kontext der Musik seiner Wahlheimat Paris.
1901 in Warschau geboren, setzte Szymon Laks seine Ausbildung ab 1927 in Paris fort. 1942 wurde er von den deutschen Besatzern nach Auschwitz deportiert, wo er das Lagerorchester leitete und auf diese Weise im Vernichtungslager überleben konnte. Seine Erinnerungen hierüber schildert er in dem 1948 erschienenen Buch "Musiques d'un autre monde" ( "Musik in Auschwitz", 1998). Nach dem Krieg kehrte er nach Paris zurück, wo er 1983 verstarb. Er war kein Experimentator - seine Musik zeichnet sich vielmehr durch klassische Klarheit und Formenstrenge aus.

Komplettiert wir das Progrmam durch drei Werke von Fracis Poulenc, Jacques Ibert und Igor Strawinsky. Poulencs weltliche Kantate "Le bal masqué" entstand zwischen Februar und April 1932, am 20. April desselben Jahres wurde sie uraufgeführt. Die Texte entnahm Poulenc der Gedichtsammlung "Le laboratoire central" von Max Jacob (1876-1944). "Ich denke", notierte Poulenc, "dass ich mit ‚Le Bal‘ einen Weg gefunden habe, eine gewisse Vorstadtatmosphäre, die ich liebe, zu verherrlichen. Und zwar dank der Worte von Max, die überraschend immer neuen Auftrieb bekommen und dank der instrumentalen Materie, die ich verwendet habe."

Ebenfalls 1932 schrieb Armand Machabey in der Musikzeitschrift Melos über die damals jüngere Musik Frankreichs: "Das Concerto für Violoncello und Bläser (1925) von Jacques Ibert und zumal desselben Divertissement für Kammer-Orchester (1929/30) sind charakteristische Beispiele dieser leichten Kunst. Sie ist ungebunden, aber konzis und voller Klarheit, sie entfernt sich mehr und mehr von jeglicher Großartigkeit, um ganz im Geistigen, im Ironischen, in der Neigung zur Parodie aufzugeben. Aber weder sie, die Parodie, noch die Nachbildung volkstümlicher Motive …, tritt jeweils dem guten Geschmack zu nahe; immer ist die Grenze der Vornehmheit gewahrt, die in allen Werken Iberts vorherrscht."

Sein Oktett für vier Holz- und vier Blechbläser begann Igor Strawinsky im Sommer 1922 in Biarritz, er schloss die Partitur am 20. Mai 1923 in Paris ab. Dem Oktett ist wohl ein Traum vorausgegangen, in dem sich Strawinsky in einem kleinen Zimmer befand, umgeben von Musikern, die eine Komposition spielten, die er nicht kannte. "Ich erinnere mich", notierte er später, "wie neugierig ich war … herauszubekommen, wie viele Musiker es waren. … Nachdem ich bis acht gezählt hatte, sah ich nochmal hin und erkannte, dass sie Fagotte, Posaunen, Trompeten, Flöte und Klarinette spielten. Ich erwachte aus diesem kleinen Konzert im Zustand höchster Freude und Erwartung, und am nächsten Morgen begann ich das Oktett zu komponieren."
nach: Stefan Fricke, www.konzerthaus.de


Live aus dem Kleinen Saal des Konzerthauses Berlin

Pariser Leben

Szymon Laks
Concertino für Oboe, Klarinette und Fagott (Deutsche Erstaufführung)

Jacques Ibert
Konzert für Violoncello und Bläser

Szymon Laks
Concerto da camera

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Igor Strawinsky
Oktett für Flöte, Klarinette, zwei Fagotte, zwei Trompeten und zwei Posaunen

Francis Poulenc
"Le Bal Masqué" für Mezzosopran und Kammerensemble


Merja Mäkelä, Mezzosopran
Damien Ventula, Violoncello
Daniela Hlinková, Klavier
Kammerensemble des Konzerthausorchesters Berlin
Leitung: Ferenc Gábor