Paris

Bio-Gemüse aus dem Automaten

Biomarkt in Paris
Biomarkt in Paris © imago/McPHOTO
Von Barbara Kostolnik · 21.07.2015
Frisches Obst und Gemüse aus der eigenen Region wird auch in Frankreich immer beliebter. In Paris gibt es jetzt sogar die ersten Gemüse-Automaten. Geld rein, Gemüse ziehen, fertig.
Zugegeben, der Raum, in dem die Automaten stehen, hat den Charme eines Waschsalons: es ist kühl, natürlich, schließlich wird hier unter anderem Gemüse feilgeboten, in metallischen Boxen mit Glasfenster. Vor dem Laden stehen zwei Pariserinnen, etwas unentschlossen:
"Wir kannten das Konzept noch nicht, wie funktioniert das gleich nochmal?"
Während die eine der anderen also erklärt, dass man da wohl Gemüse aus Automaten ziehen kann, ist Sylvana zielstrebig auf die Boxen zugesteuert.
"Ich nehme immer Basis-Gemüse, also Karotten, Salat, nicht zu kompliziert."
Nur, was sie heute kochen will, das weiß sie noch nicht – vielleicht diese Auberginen, die sie gerade so anlachen.
"Die sehen wirklich gut aus."
Sylvana ist eine Paradekundin, seit zwei Monaten kauft sie hier ein, die Preise findet sie OK und auch das Konzept:
"Ich weiß, dass die Produkte aus der Gegend kommen, dass es keine Zwischenhändler gibt, ich bin bisher immer gut gefahren und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt."
Automaten-Konzept ist denkbar einfach
Bio-Gemüse, -Obst oder Eier kosten in etwa genau so viel wie im Supermarkt, nur hier bestimmt der Produzent den Preis. Das Automaten-Konzept ist denkbar einfach, erklärt der Erfinder Joseph Petit:
"Sie merken sich die Nummer, die auf der Scheibe der Box steht, drinnen ist auch ein Kassenzettel mit den Angaben zu Gewicht und Preis und dann tippen sie die Nummer beim Kassenautomaten ein, zahlen und zack."
Sylvana: "Jetzt öffnet sich die Tür, drinnen ist eine recyclebare Tüte, kann man alles einpacken, sehr praktisch."
Praktisch und transparent: auf einer Schautafel im Laden ist genau angegeben, woher Petit die Produkte bezieht: von Bauern aus einem Umkreis von 100 Kilometern um Paris – nachhaltig und umweltschonend soll es sein:
"Es gibt eine große Nachfrage nach diesen frischen Produkten, von Leuten, die sich umweltbewusst verhalten und ernähren wollen und auf ihren ökologischen Fußabdruck achten."
Frisch sind Erdbeeren, Bohnen oder Auberginen auf jeden Fall: morgens wird die Ware geerntet, dann nach Paris verfrachtet, ein Mitarbeiter füllt mehrmals am Tag die Boxen nach, wenn sie leer sind. Und leer sind sie schnell:
"Wir müssen am Ende des Tages fast nichts wegwerfen, weil wir 99 Prozent aller Produkte verkaufen, wir bieten ja auch Körbe an, das sind dann mehrere Sachen drin."
Spätabends gibt es dann auch im Automaten-Laden ein bisschen Markt-Feeling: wenn ein Mitarbeiter seine Waage aufbaut und die Reste aus den Boxen verkauft: von Mensch zu Mensch.
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