Parapsychologie

"Menschen machen die Erfahrung, dass man sie für verrückt hält"

Eine Gestalt im Nachthemd steht neben einem Bett, in dem jemand schläft.
Etwa 3000 Menschen wenden sich pro Jahr an die Parapsychologische Beratungsstelle in Freiburg. © imago images/Cavan Images
Walter von Lucadou im Gespräch mit Katja Bigalke · 07.11.2020
Es gibt Phänomene wie Spuk oder Wahrträume wirklich – und sie lassen sich naturwissenschaftlich erforschen. Das meint der Physiker und Psychologe Walter von Lucadou. Gleichzeitig warnt er: Nicht alles, was unerklärlich erscheint, ist auch paranormal.
Etwa 3000 Anrufe bekommt die Parapsychologische Beratungsstelle in Freiburg nach eigenen Angaben jedes Jahr: von Menschen, bei denen es spukt oder die sogenannte "Wahrträume" haben, also Träume, deren Inhalt später Wirklichkeit wird. Oder von Menschen, "die sich von Anbietern aus dem Esoterik-Markt gewissermaßen falsch behandelt fühlen", sagt Walter von Lucadou, der Leiter der Beratungsstelle.
"Die gehen zu einem Heiler, sind eigentlich ganz froh, dass sie geheilt werden, aber dann setzen Nebenwirkungen ein, die für die Betroffenen ganz schrecklich sind. Wir nennen das Verhexungssyndrom, das gibt es sehr häufig, und das ist in der medizinischen Literatur noch überhaupt nicht beschrieben."

"Den Leuten mal zuhören"

Der 75-jährige Physiker und Psychologe gehört nicht zu denen, die solche Erfahrungen von vornherein als Hirngespinst abtun. "Was ganz wichtig ist, ist, dass man den Leuten mal zuhört. Denn sie machen leider immer wieder die Erfahrung, dass man sie gleich für verrückt hält."
Eine Doppelbelichtung: zwei verschiedene Zeitebenen auf einem Foto. Symbolfoto für Parapsychologie.
„Und dann passiert die Störung in ihrer Umgebung"© unsplash / Boston Public Library
Nicht hinter jedem unerklärlichen Erlebnis steckt tatsächlich etwas Paranormales, macht Lucadou deutlich. Aber es gebe auch immer wieder Fälle, bei denen man den Menschen ganz ehrlich sagen müsse: "Wir haben hier auch keine einfache Erklärung."

Eine psychosomatische Reaktion außerhalb des Körpers

Dennoch eine Erklärung zu finden, daran arbeitet Lucadou seit vielen Jahren. Vor allem mit wissenschaftlichen Experimenten, wie er betont. Und die zeigten, dass etwa an Spukphänomen durchaus etwas dran sei.
"Aber es ist eben nicht das, was man gern hätte: Es ist kein übersinnliches Telefon, es ist keine magische Kraft, mit der man nun sozusagen im Lotto gewinnen kann."
Porträt von Dr. Walter von Lucadou.
Walter von Lucadou© picture alliance / radio tele nord
Lucadou sieht in Spukphänomenen vielmehr so etwas wie eine psychosomatische Reaktion, die aber außerhalb des Körpers stattfindet. Während einige Menschen psychosomatisch krank würden, seien andere in der Lage, sich das gewissermaßen vom Hals zu halten, sagt er. "Und dann passiert die Störung in ihrer Umgebung. Und das ist dann ein Spuk. Aber wir wissen natürlich immer noch nicht genau, wie dieser Mechanismus abläuft." Das wüssten Mediziner im Fall einer psychosomatischen Erkrankung allerdings auch nicht.
(uko)
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