Papst über Verhütung und Armut

"Katholiken müssen sich nicht vermehren wie Kaninchen"

Papst Franziskus küsst ein Baby bei seinem Besuch auf den Philippinen
Papst Franziskus küsst ein Baby bei seinem Besuch auf den Philippinen. © dpa / picture alliance / Zalrian Z. Sayat
Von Jan-Christoph Kitzler · 20.01.2015
Katholische Eltern müssen sich nach Ansicht von Papst Franziskus nicht unkontrolliert fortpflanzen. "Einige glauben, dass wir, um gute Katholiken zu sein, wie die Kaninchen sein müssen", sagte er. Diese Ansicht teile er nicht.
Auf dem Rückflug nach Rom wurde Papst Franziskus auf das Thema Armut angesprochen. Angesichts der großen Armut auf den Philippinen und der hohen Geburtenrate dort wurde er auch gefragt, ob die Lehre der katholischen Kirche, die Verhütungsmethoden wie Kondome oder die Pille verbietet, angemessen sei.
Der Papst bezog klar Position: "Einige glauben - entschuldigt den Ausdruck - dass wir, um gute Katholiken zu sein, wie die Kaninchen sein müssen. Nein. Verantwortliche Elternschaft, die muss man suchen. Und ich kenne viele erlaubte Methoden, die dabei geholfen haben."
Franziskus sagte, dass Kinder ein Schatz seien, und dass das vor allem auch für arme Eltern gelte. Aber er appellierte auch an die Verantwortung des Einzelnen: "Ich habe vor ein paar Monaten in einer Kirchengemeinde eine Frau gescholten, die mit dem achten Kind schwanger war. Sie hatte schon sieben, die per Kaiserschnitt geboren waren."
Wollen Sie sieben Kinder zu Waisen machen?
Er habe die Frau gefragt, ob sie sieben Kinder zu Waisen machen wolle. "Das heißt, Gott herauszufordern. Das ist unverantwortlich", so Franziskus. "Nein", habe die Frau erwidert, sie vertraue auf Gott. Und der Papst erwiderte nach eigenen Angaben: "Schau, Gott gibt Dir die Mittel, aber Du musst verantwortlich sein."
Während seiner Reise nach Sri Lanka und auf die Philippinen hatte Franziskus immer wieder das Thema Armut angesprochen. Er hatte sich mit Straßenkindern getroffen und in Tacloban den Überlebenden des Taifuns "Haiyan" Trost gespendet.
Armut ist für diesen Papst nichts, was man einfach hinnehmen darf, sondern offensichtlich auch eine kulturelle Frage. Die Armen seien die Opfer der Wegwerfkultur. "Heute wird nicht nur Papier weggeworfen. Es werden Menschen weggeworfen. Und die Diskriminierung ist eine Art von Wegwerfen, um Menschen wegzuwerfen. Heute scheint das Wegwerfen normal zu sein. Und wir neigen dazu, uns daran zu gewöhnen", klagte das Kirchenoberhaupt.
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