Papst auf Lesbos

Franziskus ist ein Mann der Tat

Papst Franziskus schüttelt jungen Flüchtlinge die Hand im Aufnahmezentrum Moria auf Lesbos
Papst Franziskus mit Flüchtlingen im Aufnahmezentrum Moria auf Lesbos. © dpa / picture alliance / Filippo Monteforte
von Jan-Christoph Kitzler · 16.04.2016
Die Lösung der Flüchtlingsfrage sei Mitmenschlichkeit und Papst Franziskus mache es vor, kommentiert Jan-Christoph Kitzler. Das Oberhaupt der katholischen Kirche war auf der griechischen Insel Lesbos und gedachte der ertrunkenen Menschen. Damit habe er bewiesen: Er ist ein Mann der Tat.
Vermutlich wird es jetzt wieder die geben, die das, was der Papst tut, schrecklich banal finden, oder weltfremd. Was bringen schon die eindringlichen Worte, was bringt es, an die Menschlichkeit zu appellieren angesichts einer Flüchtlingskrise biblischen Ausmaßes? Was nützt es, wenn ein Papst ein paar gestrandeten Migranten die Hände schüttelt, sich ein paar zufällige Geschichten anhört, die tröstet, die vor ihm in Tränen ausbrechen, und die darauf hoffen, dass Franziskus irgendetwas für sie tun kann?
Kann er nämlich nicht.

Drei syrische Familien begleiten den Papst

Daran können auch die drei muslimischen Familien aus Syrien nichts ändern, die jetzt aus den tausenden Flüchtlingen in Lesbos ausgewählt wurden, um mit dem Papst nach Rom zu fliegen. Ein Tropfen auf den heißen Stein ist das – und fast möchte man, wenn man vom Papst redet, das böse Wort vom Gutmenschen aussprechen.
"Dieser Papst ist ein Mann der Tat", hat ein Kardinal aus Rom vor ein paar Tagen gesagt. Auch das klingt schrecklich banal, fast wie ein Werbeslogan. Aber genau das macht den Unterschied: Wo andere abstrakte Appelle in die Welt schicken, wo diffuse Ängste und Sorgen die Debatte über die Migrationskrise, die längst schon eine Krise Europas ist, bestimmen, geht Papst Franziskus einfach dahin, wo die Probleme sind. Er versucht, bei den Menschen mit ihren Problemen zu sein. So einfach das als Papst eben ist.

Der Papst setzt ein Zeichen

Franziskus‘ Versuch, die Geschichten dieser Menschen im Elend zu hören, sie zu trösten, ihnen Mut zu machen, mag wenig bringen. Aber damit setzt der Papst ein Beispiel.
Könnte es nicht jeder von uns genauso machen? Und müsste das uns Normalsterblichen nicht viel leichter fallen als einem Papst. Man braucht dafür nur etwas Zeit, Offenheit – wir müssen unsere abstrakten Berührungsängste über Bord werfen. Wer auch nur einen Flüchtling rettet, bei ihm ist, der rettet die ganze Welt. Das ist ein zutiefst christlicher Ansatz. Sogar ein Abendländischer Ansatz, wenn man so will. Aber das ist schon wieder viel zu groß gedacht.

Die Lösung ist Mitmenschlichkeit

Die Lösung der Migrationskrise wird gerne sehr weit weg gesehen und als Herkulesaufgabe. Dazu müsste man Kriege beenden, und Waffenverkäufe stoppen, die Wirtschaft in Entwicklungsländern in Gang bringen und die Folgen des Klimawandels abmildern.
Klar, das alles muss passieren. Aber wie wäre es, wenn die Lösung der Migrationskrise zunächst einmal in etwas Mitmenschlichkeit liegt? In Respekt, in Menschenwürde? Und in einem echten Versuch zu helfen, den Menschen in Not nahe zu sein, jeder wie er kann?
Schimpfen Sie mich meinetwegen jetzt auch einen Gutmenschen. Aber das ist das Beispiel, das Papst Franziskus gibt. Ganz konkret.
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