Paparazzi

Italienische Wortschöpfung mit Weltruhm

Ein Paparazzo fotografiert ein Starlet in Cannes.
Ein Paparazzo fotografiert ein Starlet in Cannes. © imago / Manfred Segerer
Von Jan-Christoph Kitzler |
Bis wohin geht die Privatsphäre? Und ab wann gilt die Privatvilla Silvio Berlusconis als öffentlicher Raum? Das sind Grenzen, die Paparazzi immer wieder austesten. Für das Gemeinwohl – und für die skandalösesten Bilder.
Auch heute überschreiten sie Grenzen und in Italien gibt es Paparazzi, die mit Ihren Fotos berühmt geworden sind. Antonello Zappadu zum Beispiel hat ein Buch geschrieben, dass den Titel trägt „L’Incubo di Berlusconi“ – der Alptraum Berlusconis. Denn seine Fotos haben den langjährigen Ministerpräsidenten zwar nicht gestürzt, aber sie haben ihn in große Schwierigkeiten gebracht.
Zappadu stammt aus Olbia auf Sardinien. Ganz in der Nähe liegt die Villa Certosa, das legendäre Anwesen Silvio Berlusconis: 4500 Quadratmeter Wohnfläche, 26 Zimmer ein Park von 120 Hektar direkt am Meer. Hier lag Zappadu wochenlang auf der Lauer:
„Das Problem ist, zu verstehen, bis wohin geht die Privatsphäre, okay? Ich will als Journalist dokumentieren, was passiert. Ich habe versucht, Präsident Berlusconi zu fotografieren, der Frieden mit seiner Frau Veronika Lario geschlossen hat. Aber ich habe Veronika Lario an Ostern nicht gesehen in der Villa Certosa – ich habe den Präsidenten gesehen mit fünf Mädchen.“
Die Nacktbilder dieser Mädchen gingen um die Welt. Und wer wollte, der konnte dazu auch Berlusconi und andere ältere Herren in kompromittierenden Posen erleben.
Gefährlicher Arbeitsplatz für einen Paparazzo
Zappadu wurde viel Geld angeboten, damit seine Bilder nicht erscheinen. Er wurde in Gerichtsprozesse gezogen, er wurde bedroht. Aber er sagt mit einigem Recht, dass La Certosa, Berlusconis Villa, nicht nur der Ort privater Sexpartys war, sondern auch öffentlicher Raum. Vladimir Putin war hier zu Besuch und Tony Blair. Seit 2004 galt das Anwesen per Regierungserlass als alternativer Sitz mit höchster Sicherheitsstufe für die Belange des Ministerpräsidenten. Hier als Paparazzi zu arbeiten, war gefährlich.
„Ich muss gestehen, dass es jeden Moment riskant ist, auch jetzt.“
Antonello Zappadu, der Paparazzo, hat mit seinen Bildern viel Ärger bekommen, aber auch gutes Geld verdient. Inzwischen lebt und arbeitet er in Kolumbien. Inzwischen gehören Natur- und Landschaftsfotografie zu seinen Spezialitäten.
Von Silvio Berlusconi, mit dem es in den letzten Monaten bergab ging, hört man immer wieder, er wolle die Villa Certosa verkaufen. Allen Interessenten sei gesagt: Bilder von den Anwesen gibt es genug. Nicht nur von Paparazzi.
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