Otto Nicolais Oper "Il Templario"

Nicolinos Tempelritter

Der Dirigent Andrés Orozco-Estrada
Der Dirigent Andrés Orozco-Estrada © Werner Kmetitisch/Website Orozco-Estrada
15.10.2016
Er war ein Star der italienischen Oper, nur heute weiß das keiner mehr. Die Salzburger Festspiele brachten Otto Nicolais "Il Templario" konzertant mit Juan Díego Flórez als Ivanhoe und den Wiener Philharmonikern, dem Orchester, das Nicolai gegründet hat, unter Leitung von Andrés Orozco-Estrada heraus.
Der aus Ostpreußen stammende Komponist Otto Nicolai beherrschte auch das italienische Fach. Heutzutage bringen ihn alle mit seinen "Lustigen Weibern von Windsor" in Verbindung, einer deutschen Shakespeare-Oper. Genauso wie den Brandenburger Giacomo Meyerbeer vor ihm zog es auch ihn aber in der Jugend zur Ausbildung nach Italien (seinen Vornamen musste er nicht wie Jakob Meyer Beer italienisieren, um seine Dankbarkeit gegenüber den Menschen dort zu beweisen, doch seine Fans nannten ihn scherzhaft "Nicolino", damit er sich einreihen konnte in die Liste der großen Komponisten wie Bellini, Rossini, Cherubini, Donizetti etc.). Mit seinen italienischen Opern war er ungeheuer erfolgreich südlich der Alpen, obgleich er zunächst die "typisch" deutsch-romantischen Vorbehalte gegenüber der Gattung mitgebracht hatte. In gewisser Weise war Nicolai also ein Konvertit. Um so besser verstand er es, die Vorzüge der italienischen Cantabilität mit dem deutschen Problembewusstsein für dramatische Entwicklungen zu verbinden.
Die Geschichte vom Tempelritter (Il Templario) auf einen Roman von Walter Scott hat nichts mit Italien zu tun - doch sie befriedigt das Bedürfnis der damaligen Zeitgenossen nach orientalischer Exotik und schottischer Naturromantik. Seit der Wiedererstaufführung der Originalfassung von "Il Templario" am Theater Chemnitz vor acht Jahren entwickelt die Musik-und Opernwelt langsam ein Bewusstsein für den Wert der italienischen Opern von Otto Nicolai, zu denen fünf weitere große Werke gehören wie zum Beispiel Proserpina oder Il proscritto.
Bei den vergangenen Salzburger Festspielen gaben sich die Wiener Philharmoniker größte Mühe, in einer konzertanten Aufführung dieser Oper ihrem Gründungsdirigenten Otto Nicolai alle Ehren zu erweisen. Neben einem renommierten Solistenensemble sorgte auch Andrés Orozco-Estrada als musikalischer Leiter für eine gelungene Rehabilitation dieses größtenteils unterschätzen Komponisten.
Salzburger Festspiele
Großes Festspielhaus
Aufzeichnung vom 30. August 2016
Otto Nicolai
"Il Templario"
Oper in drei Akten
Libretto: Girolamo Maria Marini

Clémentine Margaine, Mezzosopran - Rebecca
Kristiane Kaiser, Sopran - Rovena
Juan Diego Flórez, Tenor - Vilfredo d'Ivanhoe
Luca Salsi, Bariton - Briano de Bois-Guilbert
Adrian Sâmpetrean, Bass - Cedrico il Sassone
Franz Supper, Tenor - Isacco
Armando Pina, Bariton - Luca di Beaumanoir
Salzburger Bachchor
Wiener Philharmoniker
Leitung: Andrés Oroczo-Estrada