Agrarpolitik

"Den viehhaltenden Betrieben geht es sehr schlecht"

06:46 Minuten
Ein sogenanntes schwarzbuntes Niederungsrind lehnt seinen Kopf ein anderes Rind.
Die Bauern kämen gegenüber den Molkereien und Lebensmittelketten zu kurz, beklagt Ottmar Ilchmann. © picture alliance / blickwinkel / F. Hecker
Ottmar Ilchmann im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 18.01.2022
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Bessere Marktbedingungen und höhere Margen für die Bauern: Das fordert der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Niedersachsen, Ottmar Ilchmann, von der Politik. Sonst drohe eine weitere Industrialisierung der Landwirtschaft.
Wenn am heutigen Dienstag Bundesumwelt- und Bundeslandwirtschaftsministerium zu einer virtuellen Konferenz über Landwirtschaft im Aufbruch laden, ist auch Ottmar Ilchmann als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft Niedersachsen dabei.
Der Milchbauer aus Ostfriesland hat 60 Kühe. Vor zehn Jahren hätte er damit in Deutschland noch zu den größeren Milchviehbetrieben gehört, sagt er. Heute sei ein Hof mit 60 Kühen eher ein kleinerer.
Den viehhaltenden Betrieben in Deutschland gehe es insgesamt sehr schlecht, beklagt der Bauer. Besonders denen, die Schweine halten: Hier müsse die Politik sich dringend kümmern, damit nicht die gesamte Schweinehaltung in Deutschland wegbreche. „Vor allem in kleineren und mittleren Strukturen, so es sie denn noch gibt“, so Ilchmann.
„Sonst ist der Weg vorgezeichnet in eine weitere Industrialisierung der Landwirtschaft, und das kann ja niemand wollen.“

Bauern brauchen bessere Marktbedingungen

Die Pläne des neuen Bundeslandwirtschaftsministers Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), dass Fleisch und Milch teurer werden sollen, begrüßt der Milchbauer insofern als „bitter nötig“.
„Wir brauchen einfach Marktrahmenbedingungen, die uns Bauern eine bessere Teilhabe an der Wertschöpfungskette und auch eine bessere Beteiligung an den Margen ermöglichen, die ja in dem Bereich Landwirtschaft und Ernährung durchaus anfallen“, so Ilchmann. „Es ist ja nicht so, dass der Handel und die Verarbeiter alle am Hungertuch nagen. Es sind nur die Bauern, die dort zu kurz kommen.“
So stünden vier großen Ketten im Lebensmitteleinzelhandel etwa 100 Molkereien gegenüber, die wiederum von 50- bis 55.000 Milchbauern beliefert würden.
„Da gibt es ein großes Ungleichgewicht. Darum brauchen wir dort eine politische Rahmensetzung wie zum Beispiel die Möglichkeit, uns in Erzeugergemeinschaften zu bündeln oder ein Verbot des Verkaufs unter Produktionskosten.“

"Eigentlich liegen die Problemlösungen auf dem Tisch"

Von der Politik fordert Ilchmann vor diesem Hintergrund entschlossenes Handeln:
„Die Politik muss endlich wegkommen von Ankündigungen und der Moderation von Gesprächsrunden. Eigentlich liegen die Problemlösungen längst auf dem Tisch“, so der Bauer mit Blick auf den Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft.
„Es gibt einen großen breiten gesellschaftlichen Konsens, was in der Landwirtschaftspolitik passieren muss. Aber das muss eben auch passieren.“

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