Ostsatire trifft Westkomödie

"Bei der nächsten Wiedervereinigung machen wir alles besser", so parierte der CDU-Politiker Kurt Biedenkopf 1992 die Kritik an der Wiedervereinigungspolitik. Mittlerweile feiern wir 15 Jahre Deutsche Einheit - aber ist uns auch zum Feiern zumute?
"Mit Feiern habe ich es nicht so. Aber wir müssen einander aushalten, da gibt es kein Zurück", kommentiert Peter Ensikat gewohnt scharfzüngig die aktuelle Ost-West-Diskussion. Mehr als drei Jahrzehnte prägte der heute 64-jährige Kabarettist, Autor und Schauspieler das Kabarett in der DDR, zuletzt als Chef der Berliner "Distel". Er weiß, wie der Osten tickt. Das beweist er einmal mehr in seinem neuen Buch "Das Schönste am Gedächtnis sind die Lücken", mit dem er derzeit auf Lesetour durch Deutschland ist.

"Als Ostdeutscher wird man auch heute noch das Gefühl nicht los, wie ein unmündiger Patient behandelt zu werden, dem kundige Fachärzte erst sagen müssen, wo es ihm wehtut. Dem gesunden Westdeutschen aber braucht man nur immer wieder mitzuteilen, wie viel er für den kranken Ostdeutschen bezahlen muss, damit er den endlich von Herzen lieben lernt."
Was eint, was trennt uns, Herr Ensikat?
"Uns vereinen unsere Dummheit und unsere gegenseitige Abneigung. Was uns trennt? 13 Euro Arbeitslosengeld bei Hartz IV."

Wie sieht das ein Kabarettist aus dem Westen?
Thomas Freitag, Jahrgang 1950, bekam seinen satirischen Schliff am renommierten "Düsseldorfer Kom(m)ödchen". Ob Kohl, Stoiber, Genscher oder Schröder - kein Politiker ist vor seinen Parodien sicher. In seinem aktuellen Programm "Geld oder Gülle", mit dem er gerade auf Deutschlandtournee ist, nimmt er die politische Wirklichkeit satirisch-bissig aufs Korn, die Mär von der Vollbeschäftigung ebenso wie Steuerflucht und Ich-AG.

Wie sein Kollege Peter Ensikat weiß er: Schlechte Zeiten sind gute Zeiten fürs Kabarett: "In dem Moment, wo es den Menschen schlechter geht, hören sie ganz anders wieder hin. Übrigens wird im Osten sowieso immer noch ein bisschen besser hingehört. Deswegen komme ich auch so gern hier hin."

Was eint, was trennt uns, Herr Freitag?

"Die Gesellschaft der DDR wollte ausgehend von dem Ruf ´Wir sind das Volk!` eine bessere Gesellschaft, im Sinne eines Sozialismus, der nicht als Diktatur daherkommt. Das sind wir im Westen nicht. Wir sind ein braver Anhänger der USA im Sinne des Konsums. Und deshalb klappt das auch nicht mit uns."

Ostsatire trifft Westkomödie - bei Deutschlandradio Kultur diskutieren Peter Ensikat und Freitag gemeinsam mit Gisela Steinhauer die Frage:
"15 Jahre Deutsche Einheit: Was eint uns, was trennt uns ?"

Heute von 9 Uhr 07 bis 11 Uhr in der Sendung "Radiofeuilleton - Im Gespräch". Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 -2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen über Thomas Freitag - auch die Tourdaten - unter www.thomasfreitag.com.
Literaturhinweis: Peter Ensikat, "Das Schönste am Gedächtnis sind die Lücken". Karl Blessing Verlag 2005.