Osteuropa

Zentralistisch und korrupt

Ein Junge mit einer ins Gesicht gemalten gelb-blauen ukrainischen Flagge, auf der auch die Sterne der EU-Fahne zu sehen sind.
Junger Demonstrant in Lviv: Der Wunsch nach euroäischen Standards und Werten ist bei vielen groß in der Ukraine © dpa / Itar-Tass / Hrabar Vitaliy
22.09.2014
Demokratische Grundsätze, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit: Von den Werten des Westens ist die Ukraine trotz Orangener Revolution noch weit entfernt. Der Politikwissenschaftler Oesten Baller glaubt, dass die Transformation des Landes zu einem echten Mitglied der westlichen Gemeinschaft noch ein bis zwei Generationen dauern wird.
Der Leiter des Berliner Instituts für Verwaltungsmodernisierung und Polizeireform in Mittel- und Osteuropa, Oesten Baller, sieht beim Aufbau einer schlagkräftigen Verwaltung in der Ukraine noch jede Menge Probleme. Im Deutschlandradio Kultur sagte er, die derzeitige Verwaltung sei noch den postsowjetischen Traditionen verhaftet. Sie sei extrem zentralistisch organisiert und leide unter der "Geißel der Korruption".
Dank der Orangenen Revolution ist die Meinungsfreiheit in der Ukraine größer als in anderen osteuropäischen Ländern
Zwar habe es in dem Land seit der Orangenen Revolution schon einige Reformen gegeben, die Positives bewirkt hätten. So sei die Meinungsfreiheit beispielsweise größer als in den Nachbarländern wie Weißrussland, betonte Baller.
Insgesamt brauche man aber immer – historisch betrachtet – mindestens die Hälfte der Zeit, die man unter anderen Umständen gelebt habe, um echte Reformen durchzusetzen. Dementsprechend werde die Ukraine – "wenn alles glücklich läuft" – ein bis zwei Generationen brauchen, bevor man sie mit einem westlichen Land vergleichen könne.
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