Osteopathie

Die verkannte Heilkunst

23:51 Minuten
Eine Frau wird in einer Praxis für Osteopathie behandelt.
Mit den Händen diagnostizieren und behandeln: Darauf setzt die Osteopathie. © picture alliance / dpa / lby / Karl-Josef Hildenbrand
Von Peter Kolakowski · 01.08.2021
Audio herunterladen
Die Osteopathin therapiert nur mit Händen und versucht, statt symptomorientiert, ganzheitlich zu kurieren. Immer mehr Patienten setzen auf eine solche Behandlung. Auch wenn die Osteopathie-Ausbildung in Deutschland nicht eindeutig geregelt ist.
Osteopathie für Anfänger. Erster Teil: Der Körper.
Die professionelle Tennisspielerin Eva Lys ist in Behandlung bei Johannes Fetzer, Osteopath und Physiotherapeut in Hamburg:
"Ich hatte große Probleme mit meinem Fuß und mir wurde gesagt, dass ich Einlagen brauche. Drei Monate lang bin ich damit rumgelaufen, die Schmerzen waren immer noch da. Dann bin ich zu Herrn Fetzer gegangen und der hat sofort gesehen, dass mein Fuß komplett verspannt war, hat die Verspannung gelöst und ich konnte wieder schmerzlos trainieren."
Auch Silke Wagner-Burkardt, Marathonläuferin, hat positive Erfahrungen gemacht: "Erstmal fasziniert mich daran, dass sie mir selbst geholfen hat. Ich konnte nicht mehr laufen und nach ein paar Behandlungen war ich wieder fit."
Patienten mit Sportverletzungen suchen einen Osteopathen meist bei Zerrungen oder Verstauchungen, Muskelbeschwerden oder Gelenkschmerzen auf, erläutert Johannes Fetzer. Der Osteopath behandelt in seiner Praxis seit mehr als 25 Jahren Hochleistungs- und Hobbysportler und ist Betreuer von Olympianationalteams.
"Die Faszination für den Sport und für Bewegung ist geblieben und alles was man bei den Hochleistungssportlern anwendet, lässt sich natürlich auch auf den Amateursportler übertragen und nutzen. Es ist so: Der der Großteil der Patienten bei mir in der Praxis sind keine Sportler, sondern ganz normale Menschen wie Sie und ich, die ihre Wehwehchen haben, und das geht natürlich genauso gut."

"Den Menschen als Einheit verstehen"

Auch immer mehr Nicht-Sportler gehen einer Forsa-Umfrage zufolge zum Osteopathen. Vor allem deshalb, weil orthopädische Erkrankungen in der Bevölkerung weiter zunehmen, seien es Rückenleiden, Schmerzen in der Schulter, den Knien oder der Hüfte, Bandscheibenvorfälle oder Osteoporose.
Doch während sich die Orthopädie, die Physiotherapie oder die Chiropraktik meist ausschließlich auf das Schmerzgeschehen an Ort und Stelle konzentrieren, erhebe die Osteopathie den Anspruch, den Menschen als Einheit zu verstehen, so Jürgen Grasmück, Osteopath und medizinischer Leiter der Abteilung für Orthopädie, Unfallchirurgie und Allgemeinchirurgie an der Salztalklinik in Bad-Soden Salmünster:
"In der Orthopädie geht es klassischerweise um lokalisierte Beschwerden, beispielsweise am Kniegelenk oder an der Hüfte. Die Osteopathie beschäftigt sich nicht nur mit einem Gelenk, sondern sieht den Körper als Ganzes. Der klassische, medizinische Zugang ist, dass man sich das Gelenk anguckt und beim Kniegelenk bleibt und dort die Ursachen sucht. Das kann an allen Stellen des Körpers sein, das kann auch am Kniegelenk selbst sein, aber durchaus auch eine Symptomatik, die aus dem Bauch herausstrahlt oder aus dem Becken kommt oder dem Fuß. Da gibt es spezielle Techniken, um diese Dysfunktionen erst aufzufinden und dann auch zu lösen."
Marina Fuhrmann, erste deutsche Professorin für Osteopathie, Hochschuldozentin und Vorsitzende des Verbandes der Osteopathen in Deutschland (VOD) kann dem nur beipflichten: "Die große Chance, die man da hat: Der Patient wird nicht nur symptomatisch behandelt oder diagnostiziert, sondern zu den Rückenschmerzen oder zu dem Bandscheibenvorfall oder Vorwölbung gehört natürlich der ganze Mensch."
Osteopathie
Eine Osteopathin bei der Therapie. © Unsplash/Toa Heftiba
Schmerzen am Muskel- und Gelenkapparat könnten daher auch in Störungen innerer Organe ihre Ursache haben oder auch psychosomatisch bedingt sein, betont Fuhrmann. Funktionelle Rückenschmerzen zum Beispiel werden in den meisten Fällen auf seelische Belastungen zurückgeführt. Sie können sich verstärken und chronisch werden.

"Der Körper ist ein wunderhaftes System"

Die ganzheitliche Sichtweise auf Körper, Seele und Geist und die Aktivierung der Selbstheilungskräfte durch den Behandler zeichne die Osteopathie daher in besonderem Maße aus, erläutert Hartmut Schröder, Beiratsmitglied an der Steinbeis-Hochschule Berlin für den Studiengang Osteopathie. Im Beiratsausschuss beim Bundesverband Osteopathie aktiv und an der Universität Viadrina Lehrstuhlinhaber für Sprachgebrauch und therapeutische Kommunikation:
"Es gibt einen Menschen, der besteht aus Organen und Skelett und dies und das. Das würde überhaupt nicht greifen. Sondern die Osteopathie ist von Beginn an so etwas wie eine Ganzheitsmedizin, sodass wir auch jetzt in diesem Studiengang Osteopathie Abschlussarbeiten, Bachelorarbeiten bekommen haben, die beschäftigen sich mit Herzerkrankungen, Darmerkrankungen. Für den Osteopathen geht es immer darum, eine Harmonie in den Körper zu bringen, etwas wieder auszubalancieren und das ist ja nichts anderes als das, was Sie vorhin Selbstheilung genannt haben, weil der Körper kann ja alles, der Körper ist ja wirklich ein wunderhaftes System."

Die Anfänge der Osteopathie

Diese Harmonie in dem so wunderhaften System fasziniert vor circa 150 Jahren auch den Sohn eines amerikanischen Pastors und Arztes, namens Andrew Taylor Still. Er ist der Entdecker und Vater der osteopathischen Heilkunst. Still hatte eine Zulassung zum Landarzt, studierte unter anderem die Heilweisen der Shawnee-Indianer und intensiv auch diverse Schriften Robert Virchows über das Leben der Zelle.
Von der klassischen, orthodoxen Medizin hält Still nicht allzu viel, sie ist ihm zu sehr auf Krankheit und zu wenig auf die Förderung von Gesundheit konzentriert. Dieser prophetische, gesundheitswissenschaftliche Ansatz Stills wird 100 Jahre später unter den Begriffen "Salutogenese", Gesundheitsfürsorge und "Resilienz", seelische Ausgeglichenheit im Westen noch für Furore sorgen. Jan Schilling ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit der Spezialisierung auf Sportmedizin in Hamburg. Er arbeitet schon lange eng mit Osteopathen interdisziplinär zusammen.
"Letztendlich stellt die Osteopathie oder die manuelle Medizin, die Weiterentwicklung auch der in Europa gebräuchlichen Therapietechniken dar. Sie ist von den Behandlungswerkzeugen allerdings viel breiter aufgestellt, viel differenzierter als die klassischen Knochenbrechertechniken."

"Geist und Körper leben in enger Beziehung"

Still ist entsetzt über die traditionellen medizinischen Behandlungsmethoden seiner Kollegen, die den Körper eher als seelenlose Maschine begreifen. Sein Arztbild dagegen entspricht eher dem hippokratischen Idealarzt, der gleichzeitig auch Seelsorger ist und nicht nur Krankheiten behandelt, sondern Menschen begleitet. Still geht davon aus, dass jede Zelle des Leibes stets nach Balance, Harmonie und Gesundheit strebt. Und hierfür im Körper zahlreiche Prozesse in Gang gesetzt werden.
Diese Selbstheilungskräfte durch "Hand anlegen" anzuregen und so Blockaden in Muskeln, Gelenken, Organen, Bändern und Gefäßen zu lösen, um den Körper schließlich wieder ins Gleichgewicht zu bringen: Für Still ist dies die vornehmste Aufgabe eines Therapeuten.
1892 eröffnet er im Alter von 64 Jahren in Kirksville eine medizinische Lehranstalt. 1917 stirbt der 87-Jährige, seine Lehre bleibt jedoch verkannt. Sein Schüler und spätere Kollege, der britische Arzt John Martin Littlejohn, praktiziert und forscht weiter über die therapeutischen Möglichkeiten, die der Heilkunst mit den Händen innewohnt. Er dokumentiert Beobachtungen Stills nach wissenschaftlichen Kriterien, vergrößert und verfeinert die Erkenntnisse für eine wirksame Behandlung.
Ortserkundung an Stills und Littlejohns Wirkungsstätte in Kirksville, Missouri:
"Die Väter von Still und Littlejohn waren beide Pfarrer. Geist und Körper leben in enger Beziehung zueinander. Wir arbeiten mit dem Körper, ja, aber wer bist du als Person? Die geistig-seelische Verfasstheit ist bei der Behandlung genauso in die Behandlung einzubeziehen, um zu helfen. Das ist die Herausforderung. Als Patient bis du nur irgendeine Person."

Den Tastsinn bis zum höchsten Grad kultivieren

Osteopathie für Fortgeschrittene. Zweiter Teil. Die Seele.
Jason Haxton ist der Direktor des weltweit einzigen Museums für osteopathische Medizin in Kirksville. Tausende besuchen jedes Jahr das Museum und den kleinen Ort mit seinen etwa 17.000 Einwohnern oder bleiben zum Studium. Denn Kirksville ist auch Sitz der Andrew Taylor Still Universität für Gesundheitswissenschaften und Osteopathie, an der auch besonders zur Sportosteopathie geforscht und gelehrt wird.
"Dass in allen großen Wissenschaften, die Kunst etwas zu können, immer an erster Stelle stand, immer. Dann erst kommt die Wissenschaft um die Kunst, das Können zu unterstützen. Was Littlejohn angeht. Es war ihm völlig egal, wie man diese Heilweise nennt. Man kann sie Geist nennen, Kraft, Feingefühl oder einfach der Glaube an etwas, das den Körper in wunderbarer Weise organisiert."
Auch deutsche Top-Athleten und Olympioniken wie der Diskuswerfer Robert Harting oder der Ruderer Andreas Kuffner schwören auf die Osteopathie. Denn diese lässt nicht nur Sportverletzungen schneller heilen, sondern verbessert – präventiv angewendet – auch das Koordinations- und Reaktionsvermögen und das Herz-Kreislaufsystem.
Vermutlich um 1927 gelangt die Lehre von der Osteopathie dann auch nach Deutschland: durch den lange in den USA lebenden Pastor Gustav Zimmer, der in Dresden eine fachmedizinische Ausbildungsstätte leitet.
"Es ist daher unbedingt erforderlich, in Händen und Fingern große Fertigkeit zu erwerben, wobei der geschulte Tastsinn bis zum höchsten Grad kultiviert wird. Die Hände und Finger müssen auf so geschickte Weise trainiert werden, dass jede Nervenpapille wie ein zusätzliches Auge mit klarem Sehvermögen darstellt."
Christian Hartmann ist Arzt, Physiotherapeut und ausgebildeter Osteopath. Er zählt zu den profiliertesten Kennern des Lebenswerks Stills und Litteljohns, hält weltweit Vorträge. In seinem Jolandus-Verlag publiziert er medizinhistorische und praktische Schriften zur Osteopathie. Für ihn ist die Osteopathie Stills und Littlerjohns eine am Wohlergehen des Menschen orientierte Lebenswissenschaft, die davon ausgeht, dass sich jede Zelle bei Störungen selbst helfen kann.
"Die sich ernsthaft versucht haben, mit dem Thema Leben auseinanderzusetzen und gesehen haben. Das ist ein System, was über das normale Naturwissenschaftliche hinausgeht – und haben das versucht, miteinzubeziehen in ganz pragmatisches wissenschaftliches Umfeld um die Tatsache, dass in unserem Organismus Kräfte sind, die immer in Richtung Physiologie tendieren, und das das Vertrauen in diese Kräfte größer ist, als das Vertrauen in unsere Fähigkeit der Kontrolle dieser Kräfte. Also, es ist auch eine Verschiebung der therapeutischen Rolle."

Den Patienten ins Heilgeschehen einbeziehen

Hin zum Patienten! Denn der Osteopath unterstützt die Selbstheilungskräfte manuell und mental. Mindestens 40 Minuten nimmt sich ein Osteopath für eine Behandlung Zeit. Zeit auch für ein gutes, fürsorgendes Patientengespräch. Hier wird im Rahmen therapeutischer Kommunikation gezielt unter anderem nach den Lebensumständen und Gewohnheiten gefragt. Und: Der Patient wird aktiv in das Heilgeschehen einbezogen, er soll selbst an seiner Heilung arbeiten, erläutert Karl Ludwig Resch, Experte für Komplementärmedizin und geschäftsführender Gesellschafter des Deutschen Instituts für Gesundheitsforschung:
"Dass ich bei bestimmten Vorgehensweisen in der Medizin von außen Herr des Geschehens bin. Ich kann die richtige Wahl des Medikamentes treffen. Ich kann sehr kundig und kompetent operieren. Da muss niemand anders was dazutun. Wenn ich mich aber mit dem Regelkreis, mit dem System Mensch beschäftige, da muss ich immer hoffen, dass der mit sich selbst zurechtkommt. Dass dort wieder ein Gleichgewicht sich einstellt und das kann ich von außen nicht so gut kontrollieren wie andere Formen. Und deswegen ist es vielleicht nicht so sexy für jemand der im Fünf-Minuten-Takt erfolgreich sein möchte."
Doch gerade die individuelle Ansprache des Therapeuten, die Seele und Geist des Patienten einbezieht. Sie ist mit das wichtigste Instrument für eine erfolgreiche Therapie, betont Hartmut Schröder:
"Ich kann mir Osteopathie ohne therapeutische Kommunikation gar nicht vorstellen. Sprache und Kommunikation wirken immer nur im Kontext, ich muss bestimmte Passungen herstellen und deshalb kann ich keine Apotheke für passende Kommunikation erstellen. Als Therapeut, als Arzt muss ich das erfühlen. Ich muss praktisch in die Lebenswelt des Patienten auch gehen. Das Gebiet, eines der innovativsten Gebiete in der Medizin, die Psychoneuroimmunologie hat das ja auch in Experimenten mehrfach sehr gut nachgewiesen. Das heißt, es ist eigentlich ganz klar, dass Kommunikation Wirkung hat."

"Das Wort an sich hat eine Kraft"

In der Ausbildung zum Osteopathen nimmt therapeutische Sprache und Kommunikation eine zentrale Rolle ein. In den Lehrplänen anderer medizinischer Heilberufe spielen diese Inhalte noch keine große Rolle. Kritiker bemängeln an der therapeutischen Kommunikation die allzu unspezifische, nicht exakt messbare Wirkung.
"Das Wort an sich hat da eine Kraft in einem bestimmten Kontext, genauso wie ein Medikament", sagt Hartmut Schröder. "Gerade aufgrund der negativen Faktoren, die wir verzeichnen können, wenn die Zeit für die Kommunikation zu kurz gemessen wird, wenn keine Zeit für sprechende Medizin bleibt, da kann ja auch großer Schaden angerichtet werden. Und es geht, da ist auch nochmal wichtig, das zu sagen, nicht um Geld. Die sprechende Medizin, das kann man wirklich nachweisen, ist preiswerter, als eine Medizin, die nur auf ein monokausales Weltbild setzt."
Eine Untersuchung der Krankenkasse BKK hat ergeben, dass Osteopathiepatienten seltener auf eine klassische ärztliche Behandlung zurückgreifen müssen und weniger Heil- und Arzneimittel brauchen, als Patienten, die nicht beim Osteopathen waren.

Nahe an der Scharlatanerie

Osteopathie für Profis. Dritter Teil. Der Zeit-Geist.
In den Vereinigten Staaten und Großbritannien ist die Osteopathie ein anerkannter medizinischer Heilberuf. In Deutschland dagegen machen sich ausgebildete Osteopathen strafbar. Ihnen ist hierzulande die Berufsausübung untersagt, kritisieren der Verband der Osteopathen Deutschlands und der Berufsverband Osteopathie.
Doch es gibt zwei Ausnahmen. Erstens Ärzte: Ihnen wird kurzerhand unterstellt, sie könnten auch osteopathisch fachgerecht arbeiten, ohne eine einschlägige Qualifikation vorweisen zu müssen. Zweitens: Heilpraktiker. So Georg Schöner, der erste Vorsitzende beim Bundesverband der Osteopathen BVO:
"Es ist eine Nachlässigkeit, die von der Politik geregelt gehört, dass wir ein Berufsgesetz bekommen, natürlich für die Therapeuten, aber ganz wichtig auch als Sicherheit für die Patienten. Dass durch ein einzelnes Urteil in Düsseldorf der Beruf des Osteopathen oder der nicht vorhandene Beruf des Osteopathen zur Heilkunde gerechnet wurde. Heilkunde dürfen in Deutschland Ärzte und Heilpraktiker ausüben. Dass also Heilpraktiker den Beruf einfach ausüben oder die Tätigkeit Osteopathie ausüben dürfen."
Schöner und auch die Osteopathie-Professorin Fuhrmann dürfen ihren Hauptberuf als Osteopathen nur deshalb nachgehen, weil sie auch Heilpraktiker sind. Fatal ist: Auch Heilpraktiker ohne fundierte vier- bis fünfjährige Ausbildung in Osteopathie dürfen laut Gesetz diese Heilkunst anwenden.

"Die Nachfrage wächst"

Das Wissen darüber, so sieht es die Prüfungsordnung für Heilpraktiker vor, kann sich jeder in wenigen Stunden theoretischen Selbststudiums daheim aneignen. Daraus abzuleiten, dass die 55.000 in Deutschland zugelassenen Heilpraktiker das osteopathische Handwerk beherrschen, die vielfältigen Querverbindungen zwischen Muskeln und Gelenken, zwischen Organen, Bändern und Gefäßen tatsächlich und umfassend kennen, ist absurd.
Aus Patientensicht eindeutig fahrlässig und nah an der Scharlatanerie. Patienten und Kassen, die die Kosten für osteopathische Behandlungen übernehmen, müssten sich aber auf eine fachgerechte Dienstleistung verlassen können.
Hartmut Schröder von der Universität Viadrina: "Wir haben aber auch den Stand der Heilpraktiker, wir haben dann einige medizinische Fachberufe wie den Physiotherapeuten. Und denke, dass man es ähnlich machen könnte, wie in anderen europäischen Ländern auch. Wenn in einem Bereich eine akademische Ausbildung erfolgt ist, dass man da eigentlich davon ausgehen kann, dass auch eine Berechtigung zur Berufsausübung verbunden sein müsste. Dass der Gesetzgeber das explizit regelt."
Ohnehin entspreche die traditionelle Aufteilung der Heil- und Hilfsberufe nicht mehr dem, was eine moderne Gesundheitsversorgung brauche, betonen Gesundheitswissenschaftler. Auch für andere qualifizierte Angebote wie die Akupunktur, die Körper-Psychotherapie, die Atemtherapie nach Glaser, Feldenkrais und Alexander-Technik, Zilgrei oder Rolfing, deren Nutzen für die Gesundheit und Heilung von Patienten in der täglichen Praxis längst bewiesen ist, wären eine Bereicherung für den starren institutionalisierten Gesundheitsmarkt. Und eben auch die Osteopathie, als gleichwertiger Partner anderer medizinischer Heilberufe.
Georg Schöner vom Bundesverband Osteopathie:
"Heilen möchte ich jetzt nicht in den Mund nehmen, heilen muss der Mensch sich selber. Osteopathie kann ganz viel machen, aber wenn man die anderen nicht dabei hat, können wir auch nicht alles bewerkstelligen, egal, ob das jetzt ein Schulmediziner ist, ob das ein Heilpraktiker ist, ob das ein Logopäde ist oder ein Physiotherapeut ist. Das bringt uns weiter. Den Patienten auch!"

Diese Sendung ist am 24. Februar 2019 erstmals ausgestrahlt worden.

Mehr zum Thema