Ostafrika

Burundis Regierung leugnet neuen Bürgerkrieg

Soldaten in Bujumbura, der Hauptstadt Burundis, nach einer Operation im Stadtviertel Cibitoke
Soldaten in Bujumbura, der Hauptstadt Burundis, nach einer Operation im Stadtviertel Cibitoke © MARCO LONGARI / AFP
Jesko Johannsen im Gespräch mit Frank Meyer und Katja Schlesinger · 22.12.2015
Burundi steht unmittelbar vor einem neuen Bürgerkrieg. Das ist die Meinung vieler Beobachter in dem kleinen afrikanischen Staat. Die Regierung streitet indessen die Gefahr ab. Denn Friedenstruppen ins Land zu lassen, wäre wie eine Kapitulation, sagt der Journalist Jesko Johannsen.
Droht in Burundi ein neuer Bürgerkrieg? Beobachter im Land sagen: Ja. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte zuletzt vor möglichen verheerenden Konsequenzen der Gewalt: Die ganze Region könne in dem Strudel mitgerissen werden, sagte er.
Ausgelöst wurde die Krise, als Präsident Pierre Nkurunziza im April angekündigt hatte, für eine dritte Amtszeit zu kandidieren - was laut Verfassung aber nicht vorgesehen ist.Trotzdem ging der ehemalige Hutu-Rebellenführer aus der Wahl im Juli als Sieger hervor, weil die Opposition die Abstimmung boykottiert hatte.
Burundis Polizei will den Sturz des Präsidenten verhindern. Es heißt, die Jugendorganisation "Imbonerakure" der Regierungspartei CNDD-FDD unterstütze sie dabei. Insgesamt haben die Ausschreitungen bereits 200 Todesopfer gefordert, wie die Regierungspartei berichtet.
Die Opposition schätzt die Zahl der Toten sogar auf 500. Der Journalist Jesko Johannsen, der regelmäßig aus der Region berichtet, hält Berichte für sehr wahrscheinlich, wonach Polizisten gezielt auf oppositionelle Zivilisten schießen.
Sind Tutsi in Gefahr?
Laut Johannsen streitet die Regierung dies ab – und will auch nichts von einem drohenden Völkermord der Hutu an den Tutsi wissen:
"Der Regierungssprecher sagt: 'Das stimmt alles nicht. Bei uns machen Hutu und Tutsi alles gemeinsam. Wir haben in der Regierung Hutu, wir haben in der Regierung Tutsi. Er verkauft es so, dass hier eine Einheit besteht und man gemeinsam das Land führt."
Vor diesem Hintergrund sei auch klar, warum die burundische Regierung es abgelehnt hat, internationale Friedenstruppen ins Land zu lassen - denn das komme einem Eingeständnis gleich:
"Wenn man jetzt plötzlich sagt, o.k., wir lassen jetzt doch Friedenstruppen ins Land, würde man ja eingestehen, dass es doch einen drohenden Bürgerkrieg gibt."
Die offizielle Version der Regierung dagegen sei: Es gebe eine kleine Gruppe von Rebellen, die das gewalttätige Geschehen bestimme. Darüber hinaus funktioniere die Demokratie aber reibungslos. Und wie zum Beweis sei das Kabinett ungerührt seinem Tagesgeschäft nachgegangen, während zur gleichen Zeit auf den Straßen der Hauptstadt viele Menschen ums Leben gekommen seien.
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