Zwischen Anarchie und Zucht
Thorsten Bednarz im Gespräch · 04.09.2014
Die Freiheit der Kunst war eingeschränkt und dennoch gab es in der DDR Musiker, die nicht stromlinienförmig mit der Kulturpolitik des Landes schwammen. Wie der kreative Untergrund den Spagat zwischen Anarchie und DDR-Ordnung geschafft hat.
Die Rockbands der Wendezeit trafen auf der einen Seite auf viele Freiräume. Die Bands der frühen 70er-Jahre hatten sich zurück gezogen oder aufgelöst - allen voran die Puhdys Lift, Electra oder Stern Meißen. Zudem wurden elektronischen Keyboards und Synthesizer billiger. Auf der anderen Seite lebten die Musiker immer noch in der DDR, wo Kunst den Vorgaben der Staatspartei SED unterworfen war. Die richtigen System-Verweigerer unter den Musikern traten nur in privatem Rahmen auf oder auch in der Kirche.
Einige versuchten den Spagat zwischen eigener künstlerischer Freiheit und der Möglichkeit, auch im offiziellen Kulturleben der DDR beachtet zu werden. Diese Bands waren es auch, die gewissermaßen den "Soundtrack der Wende" schrieben. Eine dieser Bands war Feeling B – das B steht für Berlin. Neben ihnen gab es noch die Bands: Schleimkeim, Sandow, Herbst in Peking, die Skeptiker oder die Anderen.
Aljoscha war auch Schweizer
Feeling B ist allerdings speziell, denn sie waren nicht gegen das System der DDR. Der Sänger Aljoscha war etwa mit einer doppelten Staatsangehörigkeit gesegnet: Er hatte einen schweizerischen Pass und konnte so stets nach Westberlin. Sein Stiefvater war ein hoher Parteivertreter, der die Hand über ihn hielt. Die Band durfte eine ganze LP beim Staatslabel Amiga produzieren, die erschien allerdings erst im Frühjahr 1990. Feeling B existierte bis 1993, zwei Musiker die Gruppe schlossen sich den gerade entstehenden Rammstein an, wo sie bis heute spielen.