Oscar-Gewinner und Kinderfilmregisseur

Von Bettina Ritter |
Florian Baxmeyer hat in jungen Jahren schon das erreicht, worauf viele gestandene Filmemacher ein ganzes Leben lang warten: Seine Arbeit war für den Oscar nominiert. Jetzt ist sein erster großer Kinofilm herausgekommen, "Die Drei Fragezeichen".
Florian Baxmeyer: "Ich hab als Kind schon Theaterstücke auf unserem Speicher inszeniert und lustigerweise mit meinem Bruder auch die "Drei Fragezeichen", die Kassetten, neu geschnitten und neue Geschichten daraus gemacht und so was."

Ausschnitt Hörspiel "???"-Dialog: " Die Drei Fragezeichen? Wir übernehmen jeden Fall? Ja. Ich bin Justus Jonas, erster Detektiv, und das sind Peter Shaw und Bob Andrews, Recherchen und Archiv."

Florian Baxmeyer wirkt entspannt. Kein Wunder, sein erster großer Kinofilm ist abgedreht und hat erfolgreich Premiere gefeiert. Lässig mit Drei-Tage-Bart, Pulli und Jeans sitzt er in einem Berliner Hotel und beantwortet Journalisten-Fragen. Dass die "Drei Fragezeichen" sein erster Kinofilm geworden sind, darüber ist er glücklich, denn seit seiner Kindheit ist er selbst Fan, sagt er und sein rundes Gesicht strahlt. Mit seinem älteren Bruder hört er sich als Sechsjähriger die Hörspiele an und gründet selbst eine Detektiv-Agentur.

Baxmeyer: "Ich mochte sie alle drei gerne, aber Justus fand ich schon klasse. Der hat zwar manchmal genervt, weil er schon sehr altklug ist. Aber der war auch so mutig, dass er den Erwachsenen immer so bohrende Fragen stellt und gar keinen Respekt hatte und immer seinen Fall gelöst hat, egal was kam. Das war schon ein bisschen mein Held in der Reihe."
Trotz des bayerisch anmutenden Namens ist Florian Baxmeyers Heimat das Ruhrgebiet, die Stadt Essen. Hier wird er vor 33 Jahren geboren. Seine Eltern sind beide Lehrer. Weltoffen und tolerant, sagt der 1,80 Meter große Mann mit den hellbraunen kleinen Locken. Sie unterstützen ihn bei allem, was er macht. Auch bei seinem ersten großen Traum.

Baxmeyer: "Zu Schulzeiten wollte ich immer Rockstar werden. Ich hatte auch einige Bands. Das hat dann nicht so ganz geklappt. Wir waren immer viel auf Tournee in Frankreich im Sommer, das war auch ganz klasse. Das war auf jeden Fall immer super! Das war so Grunge-Rock, so die Zeit."

Nach dem Abitur studiert Baxmeyer Soziologie in Köln. Ein Alibi, um seine Eltern zu beruhigen, erzählt er lachend. Nach der ersten Statistik-Vorlesung bricht er frustriert ab und übernimmt Komparsen-Jobs beim Fernsehen. Da ist er schon sicher: er will Filmemacher werden. Über ein Praktikum steigt er zum Regieassistent auf und bewirbt sich für das Filmstudium an der Universität Hamburg, wo er auch heute noch lebt.

Ausschnitt Oscar Verleihung: Musik und Stimme: "And the Oscar goes to..."

Dann geht alles ganz schnell. Mit seinem Abschlussfilm "Die Rote Jacke" gewinnt der damals 29-Jährige den Studenten-Oscar und wird von der einheimischen Presse als deutsche Hoffnung in Hollywood gefeiert. Nach dem Preis flattern dem jungen Talent die Angebote nur so auf den Tisch. Doch er bleibt bescheiden.

Baxmeyer: "Das war ja nicht nur mein Film, das war ja ein Abschlussfilm von vier Studenten von der Schule. Das hat einem viele Türen geöffnet, aber ich hatte ja noch nie nen Langfilm gedreht, und da musste man erst mal seine ersten Schritte machen und viel lernen. Das ist ne ganz andere Dramaturgie. Aber das hilft natürlich wahnsinnig, klar."

In seinem preisgekrönten Film erzählt Baxmeyer die tragisch-hoffnungsvolle Geschichte eines Jungen in Bosnien-Herzegovina während des Bürgerkriegs. Ein Jahr, nachdem der Film den Studenten-Oscar gewinnt, wird er für den "großen" Oscar in der Kategorie bester Kurzfilm nominiert. Baxmeyer reist mit seinen drei Kollegen nach Hollywood zum Gala-Dinner für alle Nominierten, aber zwei von der Truppe müssen draußen bleiben, erzählt er.

Baxmeyer: "Und wir sitzen da dann also am Kurzfilm-Tisch, der war so ganz am Rand, und auf einmal fand ich meine beiden Kollegen wieder, wie sie saßen bei Johnny Depp und Vanessa Paradis am Tisch. Weil, draußen hatten sie Prince und seine Managerin getroffen. Und einer von beiden hat Prince, weil der so aussah, als ob er rausgeht, tatsächlich die Tickets abgequatscht."

Nach der Oscar-Nominierung regnet es Angebote für das junge Talent. Baxmeyer macht zwei lange Filme für das Fernsehen, unter anderem den Tatort "Macht der Angst" mit Axel Milberg als Kommissar Klaus Borowski. Ein Ritterschlag, findet er. Vor allem, weil sein Vater ein großer Fan der Krimi-Reihe ist. Derzeit arbeitet er am zweiten Teil der Verfilmung der Drei Fragezeichen. Was danach kommt, darüber macht er sich derzeit noch keine Gedanken.

Baxmeyer: "Das Schöne an dem Job ist ja, dass man so viele verschiedene Sachen machen kann. Und ich liebe auch dieses projektmäßige Arbeiten. Dass man ein so’n Ding von vorne bis hinten, und irgendwann ist es fertig. Das ist so’n bisschen wie Fotos vom Urlaub zum Entwickeln zu bringen, und dann guckt man sich die am Ende so an, und das ist klasse."

Nach den "Drei Fragezeichen" - einem Family-Entertainment-Mainstream-Film, wie er selbst sagt - könne er sich, der selbst keine Kinder hat, durchaus vorstellen, einen kleinen Independent-Film, etwas Psychologisches, Böses zu machen, sagt Baxmeyer. Nur etwas ganz anderes als Filmen, das kommt ihm derzeit nicht in den Kopf.

Baxmeyer: "Ja, ne, da kann man nix anderes mehr machen. Will ich auch gar nicht. Ich kann mir auch nix Schöneres vorstellen. Außer vielleicht ne Rockband."