Ort der Ruhe
Eigentlich haben die Kunstsammler Dirk Krämer und Klaus Maas das <papaya:link href="http://www.stiftung-dkm.de/" text="Museum DKM" title="Museum DKM" target="_blank" /> in Duisburg für sich selbst gebaut. In stillen Stunden genießen sie gemeinsam mit Kunstinteressierten den Blick auf die von ihnen zusammengetragenen Werke. Mit der Ausstellung "Linien stiller Schönheit" wird das neue Haus nun auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Ein Museum in dieser Straße? Die dich an dicht stehenden Häuser der Nachbarschaft beherbergen ihre Bewohner und viel Kleingewerbe hinter wohlgestalteten Gründerzeitfassaden.
Die Fassade der Nr. 20 ist aufgebrochen: das neue Museum der DKM-Stiftung fordert mit seinen riesigen Fenstern geradezu auf, spontan hinein zu gehen. Die Ruhe, die das Haus ausstrahlt, ist Programm – für das Haus und die erste Ausstellung. Darüber freut sich Klaus Maas, einer der beiden Sammler:
"Hier gibt es nur stille und ruhige Räume. ‚Linien stiller Schönheit’! Das Leben rings herum ist so aufregend, dass wir Rückzugssituationen brauchen. Das betrachten wir als eine solche zum Regenerieren, zum wieder Gucken Lernen, Hinschauen oder ... zum Erschauen."
Ruhe, zurückhaltende Beleuchtung, dezente Möblierung – und dann der Blick nach rechts auf ein Monumentalfoto des Kölners Ulrich Tillmann: Er hat um seinen kleinen Hund Flikki ein riesiges feuerrotes Tuch drapiert. Von dem schlafenden Tier sieht man nur Augen, Schnauze und eine Hinterpfote. Wie alle anderen Arbeiten in dem neuen Haus kein Bild zum flüchtigen Vorbeigehen, sondern zum konzentrierten Hinsehen, ergänzt Dirk Krämer, der zweite im Sammler-Bunde.
"Sie werden sehr oft sehen, dass die Werke Konzentration einfordern. Zum Beispiel ein Bild von Tshi Schi-Hua (Qui Shi-hua), eine stille Landschaft. Da gibt’s eine Bank davor, auf die man sich setzen kann. Und umso so länger man sieht, umso mehr Landschaft sieht man, umso schöner wird das Bild. Wenn man hektisch vorbeigeht ..., sieht man nur ein monochromes Bild."
Dirk Krämer und Klaus Maas stellen ihre Initialen für den Namen ihres Museums zur Verfügung; eine gleichnamige Stiftung und eine 24-Stunden-Schaufenster-Galerie am Duisburger Innenhafen gibt es schon lange.
Von Duisburg aus wächst seit Jahrzehnten eine Privatsammlung, die ihren exquisiten Bestand bisher vor allem als Leihgaben im Wilhelm-Lehmbruck-Museum in Duisburg, im Kunsthaus Aarau in der Schweiz, im Museum Schloss Morsbroich in Leverkusen, im Antikenmuseum und in der Sammlung Ludwig in Basel der Öffentlichkeit präsentiert.
Nun also ihr eigenes Museum, für das sie ein vorhandenes Gebäude samt Anbau umgestalten und ergänzen ließen, erläutert Klaus Maas, der von Beruf Bauunternehmer ist:
"Das Ganze ist ein ganz normaler Betonstützenbau, ... die Räume waren völlig offen. Wir haben versucht, die Stützen im Leichtbau unterzubringen, um dadurch eine ruhige Aufteilungen zu bekommen."
Jederzeit kann Strom für Beleuchtung und die Bewegung von Installationen aus diesen Wänden hervorgeholt werden – ganz so, wie es die Präsentation von Teilen der Sammlung DKM erforderlich macht. Man stellt sich auf die Kunst ein, nicht umgekehrt. Und ergänzt mit Bedacht.
"Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, nicht kunsthistorisch belegt zu arbeiten, sondern uns einzelne Künstlerpositionen heraus zu greifen, die dann aber immer groß ausbreiten zu können. Also ein Raum von einem Künstler gestaltet."
Ein Beispiel dafür ist die Fotografin Claudia Terstappen mit ihren farbenfrohen Arbeiten:
"Hier hängen jetzt acht Fotos, die alle in Kyoto gemacht worden sind, die alle mit dem Geist Japans und der alten Kaiserstadt Kyoto zu tun haben. Als Applikation gibt es von Yuji Takeoka das ‚Present from Kyoto’. Das heißt so."
Die Installation auf einem flachen weißen Podest zeigt drei ebenso weiß gekalkte Kartons.
Dirk Krämer und Klaus Maas sammeln subjektiv. Nicht Einzelstücken gilt ihr Interesse, sondern möglichst kompletten Werkgruppen. Manchmal kaufen sie komplette Ausstellungen. So gehören sämtliche Grafiken aus dem umfangreichen Gesamtwerk von Blinki Palermo in ihre Sammlung. Ähnlich sei es mit Arbeiten des baskischen Bildhauers und Grafikers Eduardo Chillida, sagt Klaus Maas:
"Wenn wir Chillida sehr schätzen, dann glauben wir, dass die ‚Hände’, das, was ihn über 40, 50 Jahre begleitet hat, eine seiner wichtigsten Aussagen sind, die er gemacht hat. Also versuchen wir, die ‚Hände’ komplett zu bekommen. Es ist dann unser Chillida. Es wird keine Skulptur dabei sein."
Wo Werkgruppen eines Künstlers oder einer Künstlerin sich nicht realisieren lassen, stellen die beiden kunstbesessenen Sammler ihre Kunstwerke nach anderen Kriterien zusammen. Das gilt zum Beispiel für ihren Fundus von Porzellanen oder Gefäßen. Vor Jahren erwarben sie eine Serie von kleinen, farbigen Keramik-Töpfen eines unbekannten chinesischen Künstlers und fügten sie ihrer Sammlung hinzu. Seit der letzten documenta sind auch solche Arbeiten von Ai Wei-Wei unbezahlbar geworden.
Klaus Maas und Dirk Krämer haben ein feines Gespür für die museale Kombination von zeitlich, thematisch oder technisch scheinbar unvereinbaren Kunstwerken. Kunstwissenschaftlichen Rat brauchen sie selten.
"Das will ich nicht sagen, aber wir wollen unser Ding machen, und wir möchten es ungefiltert machen, ohne dass es geglättet ist,"
sagt Klaus Maas. Das Echo von Dirk Krämer kommt prompt:
"Natürlich brauchen wir Berater, indem wir unsere eigene Sehschule erfahren durch den Besuch von vielen anderen Museen."
Das DKM-Museum in Duisburg ist ein Haus für die Kunstwerke, die die beiden Gründer über lange Zeit gesammelt haben. Eigentlich haben sie ihr Museum für sich selbst gebaut und genießen einsame Stunden allein in dem neuen Haus – und laden Kunstinteressierte ein, eine Kunstpräsentation der etwas anderen Art zu erleben und in aller Stille für sich zu entdecken.
Service:
"Linien stiller Schönheit"
Eröffnung: 22.01.2009 im Museum DKM
Die Fassade der Nr. 20 ist aufgebrochen: das neue Museum der DKM-Stiftung fordert mit seinen riesigen Fenstern geradezu auf, spontan hinein zu gehen. Die Ruhe, die das Haus ausstrahlt, ist Programm – für das Haus und die erste Ausstellung. Darüber freut sich Klaus Maas, einer der beiden Sammler:
"Hier gibt es nur stille und ruhige Räume. ‚Linien stiller Schönheit’! Das Leben rings herum ist so aufregend, dass wir Rückzugssituationen brauchen. Das betrachten wir als eine solche zum Regenerieren, zum wieder Gucken Lernen, Hinschauen oder ... zum Erschauen."
Ruhe, zurückhaltende Beleuchtung, dezente Möblierung – und dann der Blick nach rechts auf ein Monumentalfoto des Kölners Ulrich Tillmann: Er hat um seinen kleinen Hund Flikki ein riesiges feuerrotes Tuch drapiert. Von dem schlafenden Tier sieht man nur Augen, Schnauze und eine Hinterpfote. Wie alle anderen Arbeiten in dem neuen Haus kein Bild zum flüchtigen Vorbeigehen, sondern zum konzentrierten Hinsehen, ergänzt Dirk Krämer, der zweite im Sammler-Bunde.
"Sie werden sehr oft sehen, dass die Werke Konzentration einfordern. Zum Beispiel ein Bild von Tshi Schi-Hua (Qui Shi-hua), eine stille Landschaft. Da gibt’s eine Bank davor, auf die man sich setzen kann. Und umso so länger man sieht, umso mehr Landschaft sieht man, umso schöner wird das Bild. Wenn man hektisch vorbeigeht ..., sieht man nur ein monochromes Bild."
Dirk Krämer und Klaus Maas stellen ihre Initialen für den Namen ihres Museums zur Verfügung; eine gleichnamige Stiftung und eine 24-Stunden-Schaufenster-Galerie am Duisburger Innenhafen gibt es schon lange.
Von Duisburg aus wächst seit Jahrzehnten eine Privatsammlung, die ihren exquisiten Bestand bisher vor allem als Leihgaben im Wilhelm-Lehmbruck-Museum in Duisburg, im Kunsthaus Aarau in der Schweiz, im Museum Schloss Morsbroich in Leverkusen, im Antikenmuseum und in der Sammlung Ludwig in Basel der Öffentlichkeit präsentiert.
Nun also ihr eigenes Museum, für das sie ein vorhandenes Gebäude samt Anbau umgestalten und ergänzen ließen, erläutert Klaus Maas, der von Beruf Bauunternehmer ist:
"Das Ganze ist ein ganz normaler Betonstützenbau, ... die Räume waren völlig offen. Wir haben versucht, die Stützen im Leichtbau unterzubringen, um dadurch eine ruhige Aufteilungen zu bekommen."
Jederzeit kann Strom für Beleuchtung und die Bewegung von Installationen aus diesen Wänden hervorgeholt werden – ganz so, wie es die Präsentation von Teilen der Sammlung DKM erforderlich macht. Man stellt sich auf die Kunst ein, nicht umgekehrt. Und ergänzt mit Bedacht.
"Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, nicht kunsthistorisch belegt zu arbeiten, sondern uns einzelne Künstlerpositionen heraus zu greifen, die dann aber immer groß ausbreiten zu können. Also ein Raum von einem Künstler gestaltet."
Ein Beispiel dafür ist die Fotografin Claudia Terstappen mit ihren farbenfrohen Arbeiten:
"Hier hängen jetzt acht Fotos, die alle in Kyoto gemacht worden sind, die alle mit dem Geist Japans und der alten Kaiserstadt Kyoto zu tun haben. Als Applikation gibt es von Yuji Takeoka das ‚Present from Kyoto’. Das heißt so."
Die Installation auf einem flachen weißen Podest zeigt drei ebenso weiß gekalkte Kartons.
Dirk Krämer und Klaus Maas sammeln subjektiv. Nicht Einzelstücken gilt ihr Interesse, sondern möglichst kompletten Werkgruppen. Manchmal kaufen sie komplette Ausstellungen. So gehören sämtliche Grafiken aus dem umfangreichen Gesamtwerk von Blinki Palermo in ihre Sammlung. Ähnlich sei es mit Arbeiten des baskischen Bildhauers und Grafikers Eduardo Chillida, sagt Klaus Maas:
"Wenn wir Chillida sehr schätzen, dann glauben wir, dass die ‚Hände’, das, was ihn über 40, 50 Jahre begleitet hat, eine seiner wichtigsten Aussagen sind, die er gemacht hat. Also versuchen wir, die ‚Hände’ komplett zu bekommen. Es ist dann unser Chillida. Es wird keine Skulptur dabei sein."
Wo Werkgruppen eines Künstlers oder einer Künstlerin sich nicht realisieren lassen, stellen die beiden kunstbesessenen Sammler ihre Kunstwerke nach anderen Kriterien zusammen. Das gilt zum Beispiel für ihren Fundus von Porzellanen oder Gefäßen. Vor Jahren erwarben sie eine Serie von kleinen, farbigen Keramik-Töpfen eines unbekannten chinesischen Künstlers und fügten sie ihrer Sammlung hinzu. Seit der letzten documenta sind auch solche Arbeiten von Ai Wei-Wei unbezahlbar geworden.
Klaus Maas und Dirk Krämer haben ein feines Gespür für die museale Kombination von zeitlich, thematisch oder technisch scheinbar unvereinbaren Kunstwerken. Kunstwissenschaftlichen Rat brauchen sie selten.
"Das will ich nicht sagen, aber wir wollen unser Ding machen, und wir möchten es ungefiltert machen, ohne dass es geglättet ist,"
sagt Klaus Maas. Das Echo von Dirk Krämer kommt prompt:
"Natürlich brauchen wir Berater, indem wir unsere eigene Sehschule erfahren durch den Besuch von vielen anderen Museen."
Das DKM-Museum in Duisburg ist ein Haus für die Kunstwerke, die die beiden Gründer über lange Zeit gesammelt haben. Eigentlich haben sie ihr Museum für sich selbst gebaut und genießen einsame Stunden allein in dem neuen Haus – und laden Kunstinteressierte ein, eine Kunstpräsentation der etwas anderen Art zu erleben und in aller Stille für sich zu entdecken.
Service:
"Linien stiller Schönheit"
Eröffnung: 22.01.2009 im Museum DKM