Órganos Orientales
Am 2. Dezember 1956 landeten Fidel Castro, Che Guevara und Genossen mit der Jacht "Granma" auf Kuba. Wie die Geschichte weiterging, ist bekannt. Seinen 80. Geburtstag, so ließ der kranke Comandante en Jefe im August mitteilen, wolle er an jenem historischen Tag nachfeiern.
In der östlichen Provinz Granma, benannt nach der legendären Jacht, hat derweil die Zuckerrohrernte begonnen. Sie dauert von Dezember bis April. An den Wochenenden kann man jetzt in einigen Orten ungewöhnliche Tanzveranstaltungen beobachten. Eng umschlungen drehen sich die Paare auf der Straße, musikalisch begleitet von einer in die Jahre gekommenen Drehorgel, dem "Órgano Oriental". Ächzend hebt und senkt sich der Blasebalg, per Handrad werden Lochkarten über die Zähne des Abtasters geschoben. Jeder Zahn eine Pfeife, jede Pfeife ein Ton, zusammen ergeben sie Bass, Trompeten, Piano und die Gesangstimme. Ein Höllenspektakel. Franzosen, die vor den Sklavenaufständen in Haiti geflohen waren, brachten die Drehorgel Anfang des 19. Jahrhunderts nach Kuba. Vor allem im Osten der Insel, dem so genannten "Oriente", verbreiteten sich die Órganos.