Orchesterkonzerte im Doppelpack

Ungarn pur

Der Pianist Jean-Yves Thibaudet
Der Pianist Jean-Yves Thibaudet © Decca/Kasskara
16.06.2017
Die beiden fast gleichaltrigen Ungarn Zoltan Kodaly und Bela Bartok waren befreundet und auch ästhetisch Verbündete. Weniger bekannt ist, dass nicht nur Bartok, sondern vor ihm schon Kodaly ein – kürzeres – Orchesterkonzert komponierte. Beim RSB erklingen beide an einem Abend.
Was neben den unbestreitbaren Gemeinsamkeiten auch Unterschiede deutlich machen wird: vor allem ist das Kodaly-Konzert, anders als Bartoks Bekenntniswerk aus dem amerikanischen Exil, einsätzig und in seinem Wechsel tänzerischer und lyrischer Episoden eher divertimentohaft als sinfonisch angelegt. Ergänzt wird der ungarische Abend durch Franz Liszts hochvirtuoses A-Dur-Klavierkonzert mit seiner ebenso seltsamen wie aufregenden Mischung von irrlichternder, das Depressive streifenden Nervosität und Passagen monumentalen Auftrumpfens.
Hier dürfte sich der Pianist Jean-Yves Thibaudet, der schon mehrfach Gast des Berliner Rundfunk-Sinfonieorchesters war, ein weiteres Mal als Meister klarsichtig-analytischer Eleganz bewähren – im besten Verbund mit Jakub Hruša am Pult, der vor vier Jahren sein RSB-Debüt gab und dessen internationale Karriere spätestens seit seiner Berufung zum Chef der Bamberger Symphoniker im vergangenen Jahr zunehmend Fahrt aufnimmt.
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 14. Juni 2017
Zoltán Kodály
Konzert für Orchester
Franz Liszt
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 A-Dur
Béla Bartók
Konzert für Orchester

Jean-Yves Thibaudet, Klavier
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Jakub Hrůša