Optimismus in der Coronakrise

Warum Märchen gerade jetzt helfen

08:22 Minuten
 Eine Zeichnung aus "Rotkäppchen und der böse Wolf".
Am Ende gehen Märchen immer gut aus - auch "Rotkäppchen und der böse Wolf". © imago
Hans-Jörg Uther im Gespräch mit Dieter Kassel  · 02.04.2020
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Märchen lesen – gerade in Zeiten der Coronakrise eine gute Idee, meint der Literaturwissenschaftler Hans-Jörg Uther. Weil sie meistens gut ausgehen, können sie nicht nur Kindern Hoffnung geben.
"Es war einmal …" - was mit diesen Worten beginnt, geht am Ende trotz böser Hexen, missgünstiger Schwiegermütter und gefährlicher Wölfe doch immer irgendwie gut aus. Märchen haben deshalb eine wichtige Funktion, sagt der Literaturwissenschaftler und Erzählforscher Hans-Jörg Uther: Sie geben Hoffnung. Gerade jetzt, wo die Coronakrise viel Unsicherheit verbreitet, kann das helfen.

Früher habe es viele Märchen für Kinder gegeben, sagt Uther. Dann seien sie eine Zeitlang als rückständig und brutal angesehen worden. "Wir haben aber gesehen, dass Märchen sich immer wieder auch regenerieren und Eingang in die neuen Medien finden. Für Kinder spielten Märchen weiter eine wichtige Rolle, aber nicht nur für sie: "Viele Bücher werden von den Erwachsenen gekauft, und die lesen sie dann selber", sagt Uther.

Märchen sind "Hoffnungsdichtung"

Von Viren und Seuchen sei in den Erzählungen zwar keine Rede, aber: "In Märchen spielt das Thema Krankheit und die Beseitigung von Krankheit – also die Heilung – eine ganz große Rolle." Dies sei ein Grund dafür, dass Märchen auch heute eine wichtige Funktion erfüllten: "Sie sind Hoffnungsdichtung. Dass man ein optimistisches Ende in den meisten Märchen vorfindet, verschafft einem eine innere Befriedigung." Das sei wichtig, auch in der heutigen Zeit, "dass Hoffnung und Optimismus verbreitet werden und nicht immer nur Pessimismus."

(CMK)
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