Opfermythos längst nicht mehr "Staatsdoktrin" Österreichs
Der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger erkennt einen Bewusstseinswandel in der Aufarbeitung der Vergangenheit seines Landes während der letzten beiden Jahrzehnte. Dass sich heute weniger als die Hälfte der Österreicher als Opfer der Nazi-Diktatur sähen, sei erfreulich.
Noch bis Ende der der 80er-Jahre sei es "Staatsdoktrin" gewesen, Österreich als erstes Opfer der Nazis zu bezeichnen, sagte Haslinger. Auf diese Weise habe man auch alle Entschädigungsansprüche umgehen können: "Aber das ist ja alles längst nicht mehr der Fall. Inzwischen werden alle Bundesmuseen durchgekämmt und jedes Bild, dessen Herkunft dubios ist, wird genau geprüft, ob es nicht mit der Arisierung zu tun hatte."
Für den Bewusstseinswandel spreche, dass sich mittlerweile nur noch 46 Prozent der Österreicher als Opfer des Nazi-Regimes sehen würden, sagte Haslinger unter Bezug auf eine jüngst vorgenommene Umfrage. Bei der Aufarbeitung der Vergangenheit sehe er allerdings auch eine "Doppelbotschaft", äußerte Haslinger.
Auf der einen Seite seien spätestens seit den 80er-Jahren alle Institutionen ermuntert worden, sich ihrer Geschichte zu stellen: "Man findet hier schon ein anderes Bild vor." Auf der anderen Seite habe man aber versäumt, auf offensive Weise die Meinung der Bevölkerung zu ändern. Ein bestimmtes rechtes, ausländerfeindliches Wählerpotential sei von manchen Parteien immer umworben worden: "Man ist dieser Klientel nie wirklich entgegengetreten." Vielmehr habe man versucht, so viele Wählerstimmen wie möglich zu gewinnen.
Das vollständige Gespräch mit Josef Haslinger können Sie mindestens bis zum 13.8.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Mehr zum Thema bei dradio.de:
"Prozentuell waren die Österreicher tätiger als die Deutschen" - Robert Schindel über Österreichs Anschluss an Nazideutschland, (DLF, Interview)
Für den Bewusstseinswandel spreche, dass sich mittlerweile nur noch 46 Prozent der Österreicher als Opfer des Nazi-Regimes sehen würden, sagte Haslinger unter Bezug auf eine jüngst vorgenommene Umfrage. Bei der Aufarbeitung der Vergangenheit sehe er allerdings auch eine "Doppelbotschaft", äußerte Haslinger.
Auf der einen Seite seien spätestens seit den 80er-Jahren alle Institutionen ermuntert worden, sich ihrer Geschichte zu stellen: "Man findet hier schon ein anderes Bild vor." Auf der anderen Seite habe man aber versäumt, auf offensive Weise die Meinung der Bevölkerung zu ändern. Ein bestimmtes rechtes, ausländerfeindliches Wählerpotential sei von manchen Parteien immer umworben worden: "Man ist dieser Klientel nie wirklich entgegengetreten." Vielmehr habe man versucht, so viele Wählerstimmen wie möglich zu gewinnen.
Das vollständige Gespräch mit Josef Haslinger können Sie mindestens bis zum 13.8.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
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