Opernsängerin Jessye Norman ist tot

"Wie einen diese Stimme umarmt hat"

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Die US-Opernsängerin Jessye Norman - hier bei einem Konzert beim Montreux Jazz Festival
Eine der Opernköniginnen des 20. Jahrhunderts: die am Montag verstorbene US-Sängerin Jessye Norman. © dpa/ AP Photo/Keystone/Dominic Favre
Uwe Friedrich im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 01.10.2019
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Sie sang Wagneropern, Strausslieder und Jazz - und sie war eine der ersten schwarzen Sängerinnen, die es zu Weltruhm brachten: die 1945 geborene Jessye Norman. Am Montag starb die Sopranistin im Alter von 74 Jahren in New York.
Die Sopranistin Jessye Norman ist tot. Wie ihre Familie mitteilte, starb sie im Alter von 74 Jahren am Montag in einer New Yorker Klinik an den Folgen einer Rückenmarksverletzung, die sie 2015 erlitten hatte.
Die am 15. September 1945 in Augusta im US-Bundesstaat Georgia geborene Norman war eine der ersten schwarzen Sängerinnen, die auf der Opernbühne zu Weltruhm kamen. Vor allem als Interpretin von Wagner-Opern machte sie sich einen Namen. Ihr Repertoire umfasste aber nicht nur klassische Musik, sondern sie sang auch Lieder von Duke Ellington und anderen Jazz-Größen.

Ihr Operndebüt gab sie in Berlin

"Sie war immer sehr unternehmungslustig, sehr neugierig auf Repertoire", sagt unser Opernkritiker Uwe Friedrich, der Jessye Norman bereits in den 1980er-Jahren in Berlin sehen und hören konnte. Denn Norman ließ sich nach ihrem Musikstudium in Washington und Michigan bereits in den 1960er-Jahren in Europa nieder.
Eine Archivaufnahme zeigt  Jessye Norman im RIAS 1969. Sie steht an einen Spiegel gelehnt, so dass sich ihr Hinterkopf darin spiegelt.
Jessye Norman, aufgenommen beim RIAS, wo sie 1969 zu hören war.© Deutschlandradio / Karl-Heinz Schubert
1968 gewann sie einen Musikwettbewerb in München. Ein Jahr später gab sie ihr Operndebüt an der Deutschen Oper in Berlin in Wagners "Tannhäuser". Mitte der 1970er-Jahre wandte sich Jessye Norman dem Lied zu und trat fortan auch vermehrt in Konzertsälen auf.
"In den achtziger Jahren, als ich nach Berlin kam, ist sie sehr oft mit den Philharmonikern aufgetreten, in der Abbado-Zeit", erinnert sich Friedrich. Wie viele Kritiker schätzt er die Leidenschaft von Jessye Normans Gesang und Auftritt gleichermaßen.
"Eine unglaublich faszinierende Stimme", sagt er. "Wirklich unvergesslich, wie einen diese Stimme eingehüllt, umarmt hat, wie großzügig sie ihre Freude an der Musik mit dem Publikum teilte."
Im Laufe ihrer langen Karriere gewann Norman zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter vier Grammys. 1997 wurde ihr als bis dahin jüngste Person der Kennedy-Preis für herausragende Beiträge zur amerikanischen Kultur und Kunst verliehen. (uko/ap)

Hören Sie zum Tod von Jessye Norman auch den Beitrag von Peter Mücke aus unserer Sendung "Studio 9 am Morgen". Audio Player