Die Welt wird Theater
Jacques Offenbach, einer der wichtigsten französischen Opernkomponisten, stammte aus Köln – nun kommt die französische Oper nach Köln zurück: mit einer Gala des Ensembles "Le Cercle de l'Harmonie" unter Leitung ihres Gründers Jérémie Rhorer.
            
            
            
          Sie sammelten Kunst, verrissen Bücher und teilten sich eine Frau: Die Brüder Goncourt lebten in einer urbanen Scheinwelt, die von Paris im 19. Jahrhundert Besitz ergriffen hatte. Über die Atmosphäre einer Theaterprobe notierten die Goncourts in ihr gemeinsames Tagebuch: „Alles ist suspensiert: das wirkliche Leben, die Uhrzeit draußen, der Sonnenschein. Wenn man um vier Uhr herauskommt, trifft man einen sich neigenden Tag. Man steht plötzlich ganz verdutzt und desorientiert auf der Straße; man weiß nicht mehr, ob man lebt, ob man träumt."
              Spätestens durch den Staatsstreich Napoleons III., den Karl Marx in seiner brillanten Analyse „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte" besprach, als handele es sich um eine Premiere, wurde Paris zu einer einzigen großen Bühne, zu einem institutionalisierten Staats-Theater. Es war die große Zeit der französischen Oper, ausdifferenziert in viele Genres, gerade auch komischer Art. Was diese Opernformen aus heutiger Sicht miteinander verbindet, ist der traurige Umstand, dass sie weitgehend vergessen sind und dass es kaum noch Musiker gibt, die für die Interpretation dieser speziellen Kunstform ausreichend Expertise besitzen. Der französische Dirigent Jérémie Rhorer ist einer der wenigen von ihnen. Wenn er nun in der Kölner Philharmonie Kostproben aus der Opéra comique (der französischen Variante des Singspiels) präsentiert, kann man mit einem Abend voller spritziger Musik ebenso wie mit einem erkenntnisreichen Programm rechnen.
              Nach so viel französischem Feinsinn folgt dann ein rechtsrheinisches Kontrastprogramm: „Strackdeutsch!" – ein musikalisch-literarischer Abend mit Matthias Koeppel, den Deutschlandradio Kultur im Rahmen seiner Wartburgkonzerte bereits vor gut neun Jahren in Thüringen aufgenommen hat.
              Kölner Philharmonie
              Aufzeichnung vom 30. Dezember 2014
              Musik der Opéra comique
              Ouvertüren und Arien aus Opern von Hector Berlioz, Georges Bizet, Emmanuel Chabrier, Léo Delibes, Ferdinand Herold und Ambroise Thomas
              Lenneke Ruiten, Sopran
              Leonardo Capalbo, Tenor
              Le Cercle de l'Harmonie
              Leitung: Jérémie Rhorer
              anschließend:
              322. Wartburgkonzert
              Aufzeichnung vom 27. August 2005 aus dem Palas der Wartburg, Eisenach
              Starckdeutsch! Ein musikalisch-literarischer Abend
              Mit Werken von Jean Rivier, Erwin Schulhoff, Heinz Holliger und Bearbeitungen bekannter Schlager
              Matthias Koeppel, Rezitation
              Trio Lézard: Stéphane Egeling, Oboe
              Jan Creutz, Klarinette
              Anne Gerstenberger, Fagott
              