Operetten-Ausgrabung von Paul Abraham

Märchen im Grand-Hotel

Hotel Danieli: Erste Nobel-Etage mit historischen Spiegeln.
Wie bei Paul Abraham: Hotel Danieli in Venedig © Deutschlandradio/Rita und Rudi Schneider
31.12.2017
Ein Stück der "frech-frivolen Vergnügungsästhetik der späten Weimarer Republik", vergnüglich umgesetzt vom drauf bestens eingestellten Team der Komischen Oper – das war der Kritiker-Tenor nach der jüngsten Operettenpremiere des Hauses.
Dabei hat dieses "Märchen im Grand-Hotel" auch einen tragischen, gar nicht märchenhaften Aspekt: es war einer der letzten, schon von beträchtlichen öffentlichen Ressentiments begleiteten, Bühnenversuche des wegen seiner jüdischen Herkunft zunehmend geächteten Paul Abraham vor seiner erzwungenen Emigration in die USA.
Die Handlung ist ebenso amüsant wie hoch turbulent: Der tollpatschige Kellner Albert, eigentlich Sohn des Direktors, später in den Adelsstand der Muränier erhoben, und Marylou, Tochter des Produzenten Makintosh, sind auf der Suche nach abgefahrenen Filmstoffen. Beide treffen auf die spanische Infantin Isabella, die nach Abschaffung der Monarchie ins Grand-Hotel geflohen war. Isabella ist pleite, die Perlenkette der Königin von Navarra eine Fälschung, und nicht einmal die Hotelrechnung kann sie zahlen. Über diese spanische Infantin wird ein Hollywood-Film gedreht - der nicht gezeigt werden soll, dann aber doch gezeigt wird… undsoweiter. Abrahams Musik in diesem modernen (Anti)Märchen ist brillant orchestriert - sie bietet Walzer, Tango, Jazz und ungarisches Kolorit; das Ganze eine Mischung aus Hollywood, Hochadel und Hotel.


Komische Oper Berlin
Aufzeichnung vom 17.12.2017


Paul Abraham
Märchen im Grand-Hotel
Lustspieloperette in zwei Akten mit einem Vor- und Nachspiel
Libretto: Alfred Grünwald und Fitz Löhner-Beda nach Alfred Savoir


Talya Lieberman - Die Infantin Isabella
Johannes Dunz - Prinz Andreas Stephan
Tom Erik Lie - Präsident Chamoix, Besitzer des Grand Hotels
Max Hopp - Albert, Zimmerkellner
Philipp Meierhöfer - Sam Makintosh, ein Filmmagnat
Sarah Bowden - Marylou, seine Tochter


Lindenquintett Berlin
Orchester der Komischen Oper Berlin
Leitung: Adam Benzwi