Oper mit und für Kinder
"Die Reise zum Mond" von Jacques Offenbach soll einem jungen Publikum in Stuttgart das Musiktheater nahe bringen. Die Premiere der Oper markierte die Fortsetzung des besonderen Angebots für Kinder unter dem neuen Intendanten Albrecht Puhlmann. Und dieser will die Oper nun auch in die Schulen bringen.
Am Schluss waren die Kleinen nicht mehr zu halten, klatschten im letzten Lied mit - und zwar exakt im Takt, um dann in Jubel auszubrechen. Erstmals durfte die Junge Oper Stuttgart im Großen Haus spielen, nicht wie bisher in einem Kammertheater, und diese Entscheidung von Stuttgarts neuem Opernintendanten, Albrecht Puhlmann, war ein Erfolg:
"Wenn ich mich an meine eigenen ersten Theatererlebnisse erinnere, da war ich ja auch erst Sechs oder Fünf. Da habe ich im Lübecker Stadttheater den 'Mann im Mond' gesehen mit meiner Großmutter. Und das ist, glaube ich, unauslöschlich, so eine Erinnerung. Und das, glaube ich, passiert, wenn man in so ein Opernhaus geht und die Atmosphäre plötzlich eine ganz andere ist, also wirklich der Vorhang da ist, beziehungsweise man sitzt ganz anders. Und das ist, glaube ich, immer so. Der Zauber des Theaters besteht darin, dass man in einen dunklen Raum geht und sich die Welt verwandelt.
Und das ist nun wirklich ein sehr, sehr schönes Opernhaus einschließlich der Foyers. Aber dass dieses Opernhaus Logen hat und Kristalllüster, da ist doch kein Kind von frei, Erwachsene ja auch nicht."
Ansonsten übernimmt er gern die Einrichtung seines Vorgänger Klaus Zehelein, Oper speziell für Kinder und Jugendliche zu machen
"Das ist eine wunderbare Erfahrung zu sehen, dass junge Menschen - das ist ja so für Kinder und Jugendliche -, das die in die Oper gehen,. aber auch beteiligt sind an diesem Unterfangen, erfahren, was es bedeutet zu singen, aber auch ein Bühnenbild zu erstellen und diese Dinge zu machen. Und das Schöne daran, jetzt spezifisch natürlich für 'Die Reise zum Mond', ist, dass man plötzlich sich selber wieder ganz jung fühlt, wenn man die vielen Kinder in der Oper sieht."
Mit Offenbachs "Reise zum Mond" hat die neue Leiterin der Jungen Oper, Barbara Tacchini, einen hervorragenden Griff getan, das Stück spricht schon vom Inhalt her Kinderträume an.
"Jetzt 'Reise zum Mond', da ist es ja der große Traum von Caprice, einfach einmal zum Mond fliegen zu dürfen. Und er verliebt sich dann ja auch zum ersten Mal, er ist so 12, 13 Jahre alt, in die Fantasia. Die beiden erleben, wie die Eltern natürlich ganz entsetzt sind, also die Mondeltern ganz besonders, weil die gar keine Liebe kennen. Das ist so in der Geschichte angesiedelt Er muss ihr auch erklären, was Liebe ist. Und schlussendlich dürfen sie dann zum ersten Mal zu zweit verreisen. Die erste Interrail-Reise steht an. Also es ist ein Stoff, der wirklich auch für die Kinder mit ihrer eigenen Welt zu tun hat."
Caprice also fährt mit seinem Onkel Justus in einem selbstgebauten Vehikel zum Mond und trifft auf eine Welt, die völlig anders ist als die ihm bekannte. Offenbach, der immer gesellschaftskritisch war, spielt hier mit dem Thema Fremdheit.
"Was bedeutet das, eine ganz andere Welt, wie könnte ich diese Gegenstände eben auch benutzen? Und was heißt das auch, sich zu öffnen für eine Welt, die ich gar nicht kenne?"
Auf dem Mond kennt man das Phänomen Liebe nicht, doch dann isst Prinzessin Fantasia einen Apfel von der Erde, und schon ist sie in Caprice verliebt, wie dieser auch in sie. Selbst der Mondhase ist verliebt in König Kosmos, der für derlei Marotten aber nichts übrig hat, er ist dauernd müde von der Regierungsarbeit. Willy Daum hat die Offenbachsche Musik ergänzt, in diesem Fall durch ein Schnarchgeräusch des Königs.
Zudem hat er das Orchester reduziert. Es sitzt auf der Bühne, sprich mitten in der Mondscheibe - und produziert allerhand Geräusche, etwa mit dem Theremin, dem ersten elektronischen Musikinstrument, das Offenbach natürlich noch nicht kannte, das aber vorzüglich geeignet ist, um den Eindruck eines Fluges nach oben zu erwecken.
Das Stuttgarter Regieteam, in dem Barbara Tacchini als Dramaturgin tatkräftig mitwirkte, hat die Offenbachsche Gesellschaftskritik noch verstärkt, Stichwort Umweltverschmutzung, von der jedes Kind schon einmal gehört hat.
"Das ist so, dass die Menschen ja so viel Müll produzieren. Und wir behaupten jetzt einfach mal, dieser Mülle landet im Weltall, wird da schwerelos, fliegt rum. Und der Große Wagen sammelt den ein und verkauft den an die verschiedenen Planeten. Und so sind auch die Mondbewohner in den Genuss gekommen, verschiedene Gegenstände von uns da zu haben und irgendwie zu benutzen. Die wissen ja nicht, was ein Salatsieb ist. Das ist vielleicht geeignet als Hut oder so. Und daraus sind die Kostüme zum Beispiel gemacht, die Mondbewohner haben lauter Gegenstände um sich herum, alte Autoreifen, Plastiktüten - all das verwerten sie -, bestimmte Lockenwickler als Perücken und so."
So fliegen denn also schon während der Ouvertüre am Bühnenhimmel allerlei Gegenstände unseres täglichen Lebens herum - ein Teddybär, eine Klobrille. Weil diesmal im Großen Haus gespielt und geprobt wurde, konnten die Kleinen allerdings nicht, wie sonst üblich, hinter den Kulissen mitwirken, in der Maske, dem Kostüm oder der Technik, aber die Produktion wurde begleitet durch Workshops mit zahlreichen Schulklassen.
"Wir haben mit ihnen Musik gemacht, mit dem Komponisten Willy Daum zusammen, also verschiedene Sachen aus der Oper herausgegriffen. Also man kann zum Beispiel ganz tolle Schnarchsonaten oder Raketenstarts und alles Mögliche haben wir mit ihnen improvisiert und komponiert und über die Geschichte gesprochen und gespielt."
Und die Junge Oper wird ja auch wieder im Kammertheater spielen, vor allem aber ist sie nicht die einzige Jugendarbeit des neuen Intendanten, Puhlmann hat die Oper im Klassenzimmer entwickelt, mit der er in die Schulklassen reisen kann:
"Das ist eine mobile Form, mit der gehen wir in die Klassen, die sich dafür interessieren. Da gibt es enorm viel Bedarf. Wir verstärken ja auch das soziale Engagement mit den Brennpunktschulen. Das ist die Tischoper: An einem ganz großen Tisch ist eine Landschaft aufgebaut, eine Western-Landschaft in diesem Fall, aber mobil. Man kann diesen Tisch natürlich in ein Auto packen. Die Sänger, und es gibt auch Instrumentalisten, es gibt alles, was man zu einer Oper braucht. Es gibt ein Liebespaar, das dann am Schluss zueinander findet. Und es gibt eine abenteuerliche Geschichte. Aber es ist so mobil und auch nicht so groß, dass es tatsächlich in ein Klassenzimmer passt. Und ab Januar fährt das gewissermaßen über Land, weil ich denke, man muss auch die Oper zu den Leuten bringen."
"Wenn ich mich an meine eigenen ersten Theatererlebnisse erinnere, da war ich ja auch erst Sechs oder Fünf. Da habe ich im Lübecker Stadttheater den 'Mann im Mond' gesehen mit meiner Großmutter. Und das ist, glaube ich, unauslöschlich, so eine Erinnerung. Und das, glaube ich, passiert, wenn man in so ein Opernhaus geht und die Atmosphäre plötzlich eine ganz andere ist, also wirklich der Vorhang da ist, beziehungsweise man sitzt ganz anders. Und das ist, glaube ich, immer so. Der Zauber des Theaters besteht darin, dass man in einen dunklen Raum geht und sich die Welt verwandelt.
Und das ist nun wirklich ein sehr, sehr schönes Opernhaus einschließlich der Foyers. Aber dass dieses Opernhaus Logen hat und Kristalllüster, da ist doch kein Kind von frei, Erwachsene ja auch nicht."
Ansonsten übernimmt er gern die Einrichtung seines Vorgänger Klaus Zehelein, Oper speziell für Kinder und Jugendliche zu machen
"Das ist eine wunderbare Erfahrung zu sehen, dass junge Menschen - das ist ja so für Kinder und Jugendliche -, das die in die Oper gehen,. aber auch beteiligt sind an diesem Unterfangen, erfahren, was es bedeutet zu singen, aber auch ein Bühnenbild zu erstellen und diese Dinge zu machen. Und das Schöne daran, jetzt spezifisch natürlich für 'Die Reise zum Mond', ist, dass man plötzlich sich selber wieder ganz jung fühlt, wenn man die vielen Kinder in der Oper sieht."
Mit Offenbachs "Reise zum Mond" hat die neue Leiterin der Jungen Oper, Barbara Tacchini, einen hervorragenden Griff getan, das Stück spricht schon vom Inhalt her Kinderträume an.
"Jetzt 'Reise zum Mond', da ist es ja der große Traum von Caprice, einfach einmal zum Mond fliegen zu dürfen. Und er verliebt sich dann ja auch zum ersten Mal, er ist so 12, 13 Jahre alt, in die Fantasia. Die beiden erleben, wie die Eltern natürlich ganz entsetzt sind, also die Mondeltern ganz besonders, weil die gar keine Liebe kennen. Das ist so in der Geschichte angesiedelt Er muss ihr auch erklären, was Liebe ist. Und schlussendlich dürfen sie dann zum ersten Mal zu zweit verreisen. Die erste Interrail-Reise steht an. Also es ist ein Stoff, der wirklich auch für die Kinder mit ihrer eigenen Welt zu tun hat."
Caprice also fährt mit seinem Onkel Justus in einem selbstgebauten Vehikel zum Mond und trifft auf eine Welt, die völlig anders ist als die ihm bekannte. Offenbach, der immer gesellschaftskritisch war, spielt hier mit dem Thema Fremdheit.
"Was bedeutet das, eine ganz andere Welt, wie könnte ich diese Gegenstände eben auch benutzen? Und was heißt das auch, sich zu öffnen für eine Welt, die ich gar nicht kenne?"
Auf dem Mond kennt man das Phänomen Liebe nicht, doch dann isst Prinzessin Fantasia einen Apfel von der Erde, und schon ist sie in Caprice verliebt, wie dieser auch in sie. Selbst der Mondhase ist verliebt in König Kosmos, der für derlei Marotten aber nichts übrig hat, er ist dauernd müde von der Regierungsarbeit. Willy Daum hat die Offenbachsche Musik ergänzt, in diesem Fall durch ein Schnarchgeräusch des Königs.
Zudem hat er das Orchester reduziert. Es sitzt auf der Bühne, sprich mitten in der Mondscheibe - und produziert allerhand Geräusche, etwa mit dem Theremin, dem ersten elektronischen Musikinstrument, das Offenbach natürlich noch nicht kannte, das aber vorzüglich geeignet ist, um den Eindruck eines Fluges nach oben zu erwecken.
Das Stuttgarter Regieteam, in dem Barbara Tacchini als Dramaturgin tatkräftig mitwirkte, hat die Offenbachsche Gesellschaftskritik noch verstärkt, Stichwort Umweltverschmutzung, von der jedes Kind schon einmal gehört hat.
"Das ist so, dass die Menschen ja so viel Müll produzieren. Und wir behaupten jetzt einfach mal, dieser Mülle landet im Weltall, wird da schwerelos, fliegt rum. Und der Große Wagen sammelt den ein und verkauft den an die verschiedenen Planeten. Und so sind auch die Mondbewohner in den Genuss gekommen, verschiedene Gegenstände von uns da zu haben und irgendwie zu benutzen. Die wissen ja nicht, was ein Salatsieb ist. Das ist vielleicht geeignet als Hut oder so. Und daraus sind die Kostüme zum Beispiel gemacht, die Mondbewohner haben lauter Gegenstände um sich herum, alte Autoreifen, Plastiktüten - all das verwerten sie -, bestimmte Lockenwickler als Perücken und so."
So fliegen denn also schon während der Ouvertüre am Bühnenhimmel allerlei Gegenstände unseres täglichen Lebens herum - ein Teddybär, eine Klobrille. Weil diesmal im Großen Haus gespielt und geprobt wurde, konnten die Kleinen allerdings nicht, wie sonst üblich, hinter den Kulissen mitwirken, in der Maske, dem Kostüm oder der Technik, aber die Produktion wurde begleitet durch Workshops mit zahlreichen Schulklassen.
"Wir haben mit ihnen Musik gemacht, mit dem Komponisten Willy Daum zusammen, also verschiedene Sachen aus der Oper herausgegriffen. Also man kann zum Beispiel ganz tolle Schnarchsonaten oder Raketenstarts und alles Mögliche haben wir mit ihnen improvisiert und komponiert und über die Geschichte gesprochen und gespielt."
Und die Junge Oper wird ja auch wieder im Kammertheater spielen, vor allem aber ist sie nicht die einzige Jugendarbeit des neuen Intendanten, Puhlmann hat die Oper im Klassenzimmer entwickelt, mit der er in die Schulklassen reisen kann:
"Das ist eine mobile Form, mit der gehen wir in die Klassen, die sich dafür interessieren. Da gibt es enorm viel Bedarf. Wir verstärken ja auch das soziale Engagement mit den Brennpunktschulen. Das ist die Tischoper: An einem ganz großen Tisch ist eine Landschaft aufgebaut, eine Western-Landschaft in diesem Fall, aber mobil. Man kann diesen Tisch natürlich in ein Auto packen. Die Sänger, und es gibt auch Instrumentalisten, es gibt alles, was man zu einer Oper braucht. Es gibt ein Liebespaar, das dann am Schluss zueinander findet. Und es gibt eine abenteuerliche Geschichte. Aber es ist so mobil und auch nicht so groß, dass es tatsächlich in ein Klassenzimmer passt. Und ab Januar fährt das gewissermaßen über Land, weil ich denke, man muss auch die Oper zu den Leuten bringen."