König Arthus an seiner runden Tafel
27.06.2015
Liebe und andere Staatsangelegenheiten - ein zutiefst französisches Thema, seit Jahrhunderten. Ernest Chausson schrieb mit seiner einzigen Oper "König Arthus" eine "welsche" Form des Ritterkults für die Opernbühne.
"Es gibt Momente, in denen ich mich gedrängt fühle wie von einem fieberhaften Instinkt, als ob es mir versagt wäre, mein Ziel zu erreichen oder als ob ich auf jeden Fall dabei zu spät käme." Als hätte er es geahnt, der französische Komponist Ernest Chausson, der aus dem wohlhabendem Pariser Bürgertum stammte. Mit nur 44 Jahren starb er bei einem Fahrradunfall auf seinem Landgut, als sich sein musikalischer Ruhm gerade zu mehren anschickte.
Da hatte er seine erste und einzige Oper gerade vollendet, die allerdings erst einige Jahre nach seinem Tod und nicht in Paris, sondern in Brüssel uraufgeführt werden sollte: "König Arthus" - die alte europäische Rittergeschichte um den König und seine Tafelrunde. Zentrales Handlungs- und Spannungselement ist dabei Lancelots Liebschaft mit der Königin Genièvre. Die fliegt auf, weil einer spioniert hat und auch Zauberer Merlin nicht mehr verhindern kann, dass die männliche Solidarität innerhalb der Tafelrunde zerfallen ist. Am Ende sind Lancelot und Genièvre tot und König Arthus entschwindet auf einem mystischen Schiff in die Ewigkeit.
Die Musik zu all dem Spektakel zeigt Chausson als sehr eigenwilligen Komponisten, der Richard Wagner und César Franck und seine Lehrer und Zeitgenossen wohl verstanden und zugleich überwunden hat. Instrumentale Farbigkeit und mystisches Drama gehen hier eine perfekte Verbindung ein. Die Pariser Opéra National de Paris (Opéra Bastille) hat ein internationales Starensemble gewinnen können, um dieses Schwergewicht des Repertoires neu auf die Bühne zu bringen und seine Aktualität zu beweisen, nicht nur weil es hierin um Herrschaft und Erotik geht.
Opéra Bastille, Paris
Aufzeichnung vom 25. Mai 2015
Ernest Chausson
"Le Roi Arthus" - Oper in drei Akten auf ein Libretto des Komponisten
Arthus - Thomas Hampson, Bariton
Genìevre - Sophie Koch, Mezzosopran
Lancelot - Roberto Alagna, Tenor
Lyonnel - Stanislas de Barbeyrac, Tenor
Merlin - Peter Sidhom, Bariton
Mordred - Alexandre Duhamel, Bass
Allan - François Lis, Bass
Ein Arbeiter - Cyrille Dubois, Tenor
Ein Ritter - Tiago Matos, Bass
Ein Stallmeister - Ugo Rabec, Bass
Chor und Orchester der Opéra National de Paris
Leitung: Philippe Jordan