Oper

"Eine tragische Idylle?"

Gast: Peter Konwitschny, Moderation: Gerald Felber · 09.02.2014
Christoph Willibald Glucks Oper "Alkestis" – oder, wie sie in der italienischen Erstfassung hieß, "Alceste" – ist so etwas wie eine Untote der Musikbühne. Die meisten Klassikfreunde haben irgendwann schon etwas von ihr gehört – meist im Zusammenhang mit der Vorrede zur gedruckten Partiturausgabe, die als eine Art Gründungsurkunde der Gluckschen Opernreform gilt; doch tatsächlich klingend erleben kann man das Werk, live im Theater ebenso wie auf dem Plattenmarkt, nur sporadisch.
Der international hoch renommierte Leipziger Opern-Chefregisseur Peter Konwitschny ist angetreten, daran etwas zu ändern: Er inszenierte die "Alkestis" als Auftakt eines über mehrere Jahre konzipierten, auf vier Teile angelegten "Gluck-Rings". Das Ergebnis vom Frühjahr 2010 wurde nicht nur wegen Konwitschnys Regieeinfällen heiß debattiert, sondern auch, weil darin ein Verschnitt aus zwei grundlegend verschiedenen Fassungen der Oper – eine für die Uraufführung 1767 in Wien komponiert, die andere ein knappes Jahrzehnt später für Paris – hergestellt wurde; ein pragmatisches Verfahren, zu dem der Regisseur als Gesprächsgast Gerald Felbers in der Sendung selbst Stellung nimmt.

Andere Themen sind zum Beispiel die grundlegenden Rezeptionsprobleme, auf die Glucks Musik heute stößt, und die spezifischen sängerischen Qualitäten, die seine Partien erfordern. Musikalisch gibt es dazu eine kleine, aber ausgesprochen feine Musterpalette. So wurde die Titelpartie unter anderem von Jessye Norman, Anne Sofie von Otter und – für manche vielleicht überraschenderweise – auch durch jene Sängerin verkörpert, die für Peter Konwitschny einen Idealfall leidenschaftlichen, identifikatorischen Singens darstellt: Maria Callas.