Oper „Antikrist“ im Staatstheater Mainz

Die Rettung liegt im Glauben an das Göttliche

Ein weiß geschmickter, halbnackter Mann mit schwarz geschminken Kopt samt dreieckigem Kopfschmuck spricht mit einem schwarz geschminkten Mann im Hintergrund.
Gott und Luzifer im Disput. © Staatstheater Mainz/Martina Pipprich
Moderation: Stefan Lang · 13.03.2021
Rued Langgaard hat 1923 in seiner Oper nicht die Figur, sondern das Phänomen des Dunklen und Grausamen in Szene gesetzt. Das Werk blieb 60 Jahre liegen, so voraus war er seiner Zeit. Wir übertragen die deutsche Erstaufführung von „Antikrist“. Nur im Radio, nicht online.
Gott und Luzifer treffen aufeinander und beschließen gemeinsam: Die Welt, die sich lärmend um Materialismus und Egoismus dreht, soll einen neuen Gefährten erhalten, den sie verdient. Und so erwecken sie den Antichrist, der in verschiedenen Gestalten sicht- und spürbar wird. Als lüsternes Tier, in Form von Lüge, Hass und Hochmut. Erst als alle Menschen im Streit gegen alle Menschen liegen, greift Gott erneut ein. Er vernichtet den gerufenen Antichrist und zeigt: die Rettung liegt im Glauben an das Göttliche.

Bühne frei für die Vorboten der Hölle

Der dänische Komponist Rued Langgaard hat diesen Antikrist in den 20er-Jahren zum Opernhelden gemacht. Langgaard war damals 30 Jahre alt. Langgaard zeichnet eine Zeit, die im Untergang begriffen ist – nach der Blüte kommt der Verfall, alles Schöne zerfällt in hässliche Fratzen. Die Figuren sind nicht in einer stringend entwickelten Handlung verwickelt, sie sind eher singende Allegorien. Es wimmelt geradezu an Anspielungen und Symbolen, zum Beispiel "Der Mund", der populistische Parolen ruft und um dumpfe Zustimmung ringt.
Ein Mann mit großem Ballonkopf , auf dem ein großer Mund projeziert ist, steht vor einer Menge und reißt wie diese die Arme in die Höhe.
Der große Mund - eine allegorische Figur in "Antikrist" von Rued Langgaard.© Staatstheater Mainz/ martina Pipprich
Die Partitur ist großartig romantisch aufgeladen und entwickelt stilistische Breite – auf der einen Seite denkt man an Wagner und Strauss, auf der anderen Seite hört man auch schon die musikalische Zukunft eines Hindemith oder Schönberg durch.

Seiner Zeit weit voraus

Über 60 Jahre ruhte das Werk, das die Kopenhagener Bühnen mehrmals, auch nach Überarbeitung, ablehnt. Ästhetischen Grundwerte werden Szene für Szene in Frage stellt – Egoismus und Materialismus der Moderne werden moralisch hinterfragt – der Glaube an das Göttliche wird als Ausweg empfohlen.
Deutschlandfunk Kultur überträgt die Deutsche Erstaufführung dieses Oper, die inzwischen zum dänischen Musikkanon gehört.

Aus urheberrechtlichen Gründen können wir dieses Konzert nicht zum Nachhören anbieten. Wir empfehlen Ihnen daher, die Sendung mit unserem Recorder aufzuzeichnen.

Eine Aufzeichnung vom 3. Juni 2018 aus dem Staatstheater Mainz
Rued Langgaard
Antikrist, Oper in 2 Akten

Peter Felix Bauer – Luzifer/ Eine Stimme
Ivica Novakovic – Gottes Stimme/ Sprechstimme
Saem You – Das Echo der Rätselstimmung
Alexandra Samouilidou – Die Rätselstimmung
Nadja Stefanoff – Der Mund, der große Worte spricht
Geneviève King – Der Missmut
Vida Mikneviciute-Die große Hure
Lars-Oliver Rühl– Das Tier in Scharlach
Alexander Spemann –Die Lüge
Michael Mrosek– Der Hass

Chor des Staatstheaters Mainz
Philharmonisches Staatsorchester Mainz
Leitung: Hermann Bäumer

Stefan Lang unterhält sich zudem mit dem Regisseur der Inszenierung, mit Anselm Dalferth.
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