Gipfel in Belgrad
Die "Open Balkan"-Initiative will die Integration mehrerer Staaten vertiefen. © Getty Images / Anadolu Agency / Fatih Aktas
Dann eben ohne die EU
06:50 Minuten

In Belgrad beginnt heute der "Open Balkan"-Gipfel – eine Initiative, mit der mehrere Länder in der Region ihre Integration vertiefen wollen. Die Idee trifft nicht nur auf Zustimmung – der Schriftsteller Zafer Senocak aber findet sie gut.
"Open Balkan " – so heißt eine 2019 gegründete Initiative der Staats- und Regierungschef von Serbien, Albanien und Nordmazedonien. Das Ziel: die Schaffung eines Raumes, in dem Waren, Dienstleistungen und Menschen frei zirkulieren können.
In Brüssel ist nicht jeder begeistert von einer "Mini-EU" auf dem Balkan, manche vermuten dahinter auch serbische Machtpolitik. Der Schriftsteller Zafer Senocak hingegen findet die Kooperation der Länder gut.
Raus aus der Kriegsrhetorik
"Ich glaube es ist wichtig, dass diese kleineren Staaten, die entstanden sind, aus der Kriegsrhetorik, aus dem Kriegsklima herauskommen", sagt Senocak.
Sicher gebe es in vielen Ländern auf dem Balkan Probleme. "Aber man muss auch sehen, dass die EU hier weit davon entfernt ist, Hilfe zu leisten. Man kann sogar froh sein, wenn sie sich nicht zu ungeschickt einmischt."
Viele der Staaten in der Region wollten ihre historischen Konflikte und Wunden eigentlich heilen, glaubt der Schriftsteller. "Man beobachte die Beziehung zwischen der Türkei und Bulgarien oder zwischen der Türkei und Serbien."
Es sei interessant, dass diese Verbindungen viel besser seien als beispielsweise die zwischen der Türkei und dem EU- und NATO-Mitglied Griechenland.
"Das heißt, es ist auch eine europäische Frage: Wie gehen wir mit den Rändern um, wie gehen wir mit den Grenzen Europas um? Da ist vieles ungelöst."
Verhalten der EU
Trotz der Enttäuschung über das jahrelangen Hingehaltenwerden von der EU sei auf dem Balkan keine anti-europäische Stimmung entstanden, betont Senocak. "Es gibt immer noch diese Hoffnung, dass dieses Haus Europa vielleicht funktionieren könnte – bis nach Georgien hin."
Das Verhalten der EU in dieser Frage hält der Schriftsteller für einen "ganz großen geostrategischen Fehler". "Das Problem ist, dass in Brüssel niemand in den Spiegel schauen möchte", so Senocak weiter. "Es ist immer ein Böser da, der anderswo ist, der außerhalb unserer Grenzen ist. Das ist nicht so. Wir haben große Fehler gemacht in Europa."
(ckü)