Olympia, Menschenrechte und Corona

Mehr Frust als Freude in Peking?

53:46 Minuten
Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2022 in Peking mit der olympischen Fackel.
Strikte Abschottung und erhebliche Beschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten sind nur zwei der Einschränkungen, die die Teilneher der Spiele erleben. © picture alliance / ANP / Vincent Jannink
Moderation: Annette Riedel · 04.02.2022
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Ist Dabeisein wirklich alles? Zum Auftakt der Olympischen Winterspiele in Peking ist das eine gute Frage. Großer Sport ist zu erwarten, aber in Sachen Menschenrechte, Umweltschutz und Corona-Eindämmung sehen viele China als zweifelhaften Gastgeber.
Die Skisprungschanze soll die größte der Welt sein, gleiches gilt für die Rodelbahn. Und Batterien von Schneekanonen tauchen die olympischen Wettkampfanlagen im knochentrockenen Nord-China in winterliches Weiß.
Kein Zweifel: Chinas Führung hat weder Kosten noch Mühen gescheut für die nun schon zweiten Olympischen Spiele in Peking – nach denen im Sommer 2008. Trotzdem hält sich die Begeisterung bei vielen Sportler*innen und Beobachtenden in Grenzen.

Spiele und Repression

Da ist die Menschenrechtsfrage. Während die chinesische Führung in Peking die Jugend der Welt empfängt, unterdrückt sie brutal die Minderheit der Uiguren in der Region Xinjiiang, die Demokratiebewegung in Hongkong wie auch die Autonomiebestrebungen in Tibet.
Und die gigantischen Sportstätten, die für Olympia im Wintersport-Entwicklungsland China mitten in ein Naturschutzgebiet betoniert wurden, wecken Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Spiele, zudem dürften sie die Umwelt dort erheblich schädigen.
Außerdem Corona: Das strikte Abschotten und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit von Sportlern, Offiziellen und Journalisten zum Infektionsschutz ist nicht nur eine Spaßbremse, viele Betroffene fühlen sich gegängelt und unter dem Vorwand der Pandemie rundumüberwacht.

Bühne frei für Propaganda?

War es eine gute Idee, die Olympischen Spiele an ein diktatorisches Regime zu vergeben? Hat das Internationale Olympische Komitee der immer aggressiver auftretenden Großmacht eine Propaganda-Bühne bereitet? Sind Sport und Politik voneinander trennbar?
Ist es richtig, dass Bundeskanzler Olaf Scholz der Eröffnungszeremonie in Peking fernbleibt? Sollte Deutschland, wie andere Staaten, die Spiele diplomatisch komplett boykottieren? Was aber bringen solche Boykotts?
Und die Athlet*innen: Ihnen ist nach jahrelangem, hartem Training dieses Fest ihres Sports sicher zu gönnen. Oder werden sie ohne Rücksicht auf Corona-Risiken für ein Event benutzt, das nicht nur Propaganda-Schau ist, sondern auch ein gewaltiges Geschäft?

Es diskutieren:
Tina Winklmann (Grüne), sportpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen
Michael Brand (CDU), menschenrechtspolitischer Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag
Maximilian Klein, Beauftragter für internationale Sportpolitik bei Athleten Deutschland e. V.
Ariane Reimers, RBB-Journalistin und Senior Associate Fellow beim Mercator Institute for China Studies Berlin

(pag)
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