Spielwarenmesse Nürnberg

Die Verdoppelung der Wirklichkeit im Spiel

Die Spielfiguren des Monopoly-Spiels sind auf dem Spielbrett zu sehen.
Viel mehr als nur Monopoly - Heute beginnt die Spielwarenmesse in Nürnberg © picture-alliance / dpa / Jens Büttner
Korbinian Frenzel im Gespräch mit dem Theologen Wilhelm Gräb · 28.01.2015
Hochkonjunktur für den Spieler im Menschen: In Nürnberg beginnt heute die Internationale Spielwarenmesse, gezeigt werden rund 75.000 Neuheiten. Spielen sei eine kreative Vorwegnahme der Herausforderungen des Lebens, meint der Theologe Wilhelm Gräb.
"Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt", so hat Friedrich Schiller in seinen Briefen "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" formuliert. Der "Homo ludens" kann im Spiel seine individuellen Fähigkeiten entdecken, weiß auch die Philosophie .
Schiller habe mit diesem Satz eine tiefe Wahrheit ausgesprochen, sagte Wilhelm Gräb, Professor an der Theologischen Fakultät der Humboldt Universität zu Berlin, im Deutschlandradio Kultur:
"Wir Menschen sind Menschen, die sich zu sich selbst und ihrem Leben bewusst verhalten. Und das tun wir im Medium der spielerischen Vorwegnahme, der Verdoppelung der Realität."
Kreative Vorwegnahme des wirklichen Lebens
Das Spiel sei eine "kreative Vorwegnahme" des wirklichen Lebens, meinte Gräb. Dort könne man auch die Erfahrung von Sieg oder Niederlage auf ganz andere Weise bewältigen als im wirklichen Leben: "Im Spiel haben wir mehrere Leben." Die unterschiedlichen Reaktionen von Spielern beim Gewinnen oder Verlieren offenbarten auch deren Charakter:
"Das zeigt, wie stark wir uns mit den Rollen, die wir im Spiel einnehmen, identifizieren. Es ist immer auch ein Stück von uns selbst. Es verdoppelt sich in der Tat die Wirklichkeit unseres Lebens im Spiel. Genau auf diese Weise lernen wir im Spiel, mit den Situationen im wirklichen Leben, wo wir eben auch Niederlagen erleiden, umzugehen."
Das passive Spielen als Zuschauer
Alle Menschen seien Spieler, so die Einschätzung von Gräb. Dabei ginge es nicht nur um aktives, sondern auch um passives Spielen als Zuschauer:
"Wenn wir die Bundesliga verfolgen, dann haben wir Teil an diesen Spielen, in die wir selbst gar nicht einbezogen sind. Oder die Faszination, die von der Fußballweltmeisterschaft ausgegangen ist: Das sind ja alles solche Verdoppelungen unserer Wirklichkeit, in die wir uns spielend hinein begeben."
Heute beginnt in Nürnberg die Internationale Spielwarenmesse. Dort zeigen 2700 Aussteller aus über 60 Ländern rund eine Million Produkte, darunter 75.000 Neuheiten.
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