"Ohne Fachkräftemangel wäre ein Prozent mehr Wachstum möglich"
Vor dem heute beginnenden IT-Gipfel in Hannover hat die Parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion, Martina Krogmann (CDU), attraktivere Bedingungen für ausländische IT-Fachkräfte gefordert.
Marie Sagenschneider: Dass die Kommunikations- und Informationstechnologie ein immer wichtigeres Feld für die deutsche Wirtschaft wird, ist bekannt. Tatsächlich aber ist sie bereits das Wichtigste - mit 750.000 Beschäftigten und einem Marktvolumen von 136 Milliarden Euro im vergangen Jahr. Das sind knapp sieben Prozent Anteil am Weltmarkt. Und damit liegt Deutschland, wenn auch noch weit abgeschlagen, hinter den USA und Japan auf Platz drei.
Deutschland soll aber Spitze werden. Wie man das erreichen kann, darüber wollen heute auf dem zweiten nationalen IT-Gipfel in Hannover 500 Manager, Wissenschaftler, Vertreter der Branche und natürlich auch der Politik beraten, und mit dabei ist auch Martina Krogmann, sie ist Parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion und Berichterstatterin für Telekommunikationspolitik im Wirtschaftsausschuss des Bundestages. Guten Morgen, Frau Krogmann.
Martina Krogmann: Guten Morgen, Frau Sagenschneider.
Sagenschneider: Es zeichnet sich ab, dass der Fachkräftemangel zum zentralen Thema der Veranstaltung wird. Die Wirtschaft sagt, es fehlt an mehr als 40.000 Spezialisten. Kann Deutschland an die Spitze gelangen, wenn man den Zuzug für IT-Spezialisten nicht erleichtert?
Krogmann: Also, der Fachkräftemangel ist sicherlich ein Riesen-Problem, nicht nur für die gesamte Branche, nach Berechnungen fehlen ja circa 40.000 Fachleute in dem Bereich. Aber wenn man sich anguckt, dass gerade die IT-Wirtschaft auch einer der Wachstumstreiber ist, dann müssen wir hier wirklich uns zusammensetzen und zu Verbesserungen kommen.
Der Fachkräftemangel ist inzwischen eine wirkliche Wachstumsbremse geworden. Man geht davon aus, dass ein Prozent mehr Wachstum erreicht werden könnte, wenn man ihn behebt. Aber dafür gibt es eben nicht nur die berühmte eine Maßnahme, sondern, es muss eben ein Bündel an Maßnahmen her, damit wir diese Lücke schließen können.
Sagenschneider: Aber würden Sie denn die Forderung aus der IT-Branche unterstützen, die da lautet, jährlicher Zuzug von 10.000 ausländischen IT-Spezialisten zu ermöglichen? Ist das mit der Regierung zu machen?
Krogmann: Also ich finde, dass es sich die Wirtschaft mit dieser Forderung auch ein bisschen zu einfach macht. Ich glaube, wir haben ja, oder wir müssen mit einer Doppelstrategie an dieses Problem rangehen. Es muss auf der einen Seite Maßnahmen geben, wie eine bessere Bildungsoffensive, wie auch die Technikbegeisterung in Deutschland schon bei Schülern zu wecken. Wir müssen mehr tun im Bereich der Aus- und Weiterbildung, und auch hier muss die Wirtschaft deutlich mehr tun, als bisher.
Nun sind das aber alles Maßnahmen, die natürlich erst mittel- und langfristig ihre Wirkung entfalten können. Der zweite Punkt, den ich wirklich auch wichtig finde, dass wir für die Branche flexiblere Zuwanderungsregelungen brauchen. Wir sind ja keine Insel in Deutschland, auf die alle Spezialisten automatisch gerne kommen möchten. Wir befinden uns hier im Wettbewerb, im globalen Wettbewerb, um die besten Köpfe der Welt, gerade in diesem Bereich, und da brauchen wir auch flexiblere Regelungen.
Sagenschneider: Wie flexibel müssen die denn sein? Ich meine, die Akzeptanz oder geringe Akzeptanz besser gesagt, der Greencard hat ja gezeigt, dass wesentliche Bedingungen nicht erfüllt werden, wie eben einfachere Einreiseregelung, unbefristeter Aufenthaltsstatus, Nachzug von Familien, die Verdienstgrenze nach unter schieben. Das sind ja alles Punkte, die ganz wichtig sind und deswegen die Greencard bisher nicht funktioniert hat.
Krogmann: Ganz genau, also die Greencard hat ihre Wirkung nicht entfalten können, weil sie zu bürokratisch ist und zu enge Grenzen setzt. Ich glaube, dass das auch nicht mehr zeitgemäß ist für die Branche. Wie gesagt, ist es auch in unserem Interesse, dass wir hier zu Lockerungen kommen.
Wir haben hier schon einiges getan, zum Beispiel fällt für Absolventen deutscher Hochschulen aus dem Ausland die individuelle Vorrangprüfung weg seit ein paar Wochen. Das Gleiche gilt auch für Mitglieder aus den neuen Mitgliedstaaten der EU. Ich glaube aber auch, dass wir weiter machen müssen, attraktivere Bedingungen zu schaffen.
Dazu gehört, dass man die Schwelle von 85.000 Euro im Jahr, die sie angesprochen haben, absenkt, und dazu gehört auch, dass wir Deutschland insgesamt attraktiver machen. Ich denke auch, dass die Aufenthaltserlaubnis von fünf Jahren nun nicht gerade die besten Spezialisten anlockt, wenn sie in USA beispielsweise bessere Bedingungen haben. Hierüber müssen wir weiter reden, und aus meiner Sicht brauchen wir hier wirklich eine Lockerung der Regelung
Sagenschneider: Aber das ist nicht Konsens innerhalb der Bundesregierung.
Krogmann: Das ist noch nicht Konsens, aber wir diskutieren drüber, das wird ja auch heute in großer Schwerpunkt hier auf dem IT-Gipfel sein, und ich finde, dass wir da voran kommen müssen.
Sagenschneider: Jenseits der Debatte um den Fachkräftemangel, wo, Frau Krogmann, muss man ansetzen, um Deutschland weiter voran zu bringen bei der Informations- und Kommunikationstechnologie.
Krogmann: Es ist ganz wichtig, wir befinden uns ja jetzt auf dem Sprung auch in die "Next Generation Media", wir werden hier auch auf dem Gipfel und haben das auch in dem gesamten Prozess innerhalb des vergangenen Jahres seit dem ersten IT-Gipfel in Potsdam, dass wir auch neue Wachstumsfelder erschließen.
Im Bereich der Hardware sind wir in Deutschland zurück, da ist der Zug seit Jahren abgefahren. Aber wir haben extrem große Chancen in neuen Wachstumsfelder. Also im ganzen Bereich der Embedded Systems beispielsweise, im Bereich der Software, wir sind bei dem sogenannten Internet der Dinge, also bei der nächsten Generation von Medien sozusagen, Weltmarktführer im Bereich RFID und hier haben wir Riesen-Chancen voran zu kommen.
Ein zweites großes Feld, wo wir auch aufholen müssen, ist der gesamte Bereich der Modernisierung der Verwaltung. Hier liegt wirklich extrem viel Potential brach, unsere Verwaltung effektiver zu machen und zu modernisieren, um Kosten zu sparen für die Unternehmen, aber vor allem auch, um die Verwaltung für den Bürger bürgerfreundlicher zu machen.
Sagenschneider: Wie steht's denn dabei, da sie die Verwaltung ansprechen, wie steht's dabei um das Sicherheitsbedürfnis des Bürgers, das kritisieren ja die Datenschützer, auch die Gewerkschaft Verdi, dass bei all diesen Debatten darum, wie Deutschland voran kommen kann auf dem IT-Sektor, dass dabei eben Themen wie Daten- und Konsumentenschutz, auch die Meinungsfreiheit, sehr vernachlässigt wird, weil man zu sehr auf Technik und neue Märkte sich konzentriert. Sehen Sie darin eine Gefahr?
Krogmann: Ich sehe das so nicht. Das Vertrauen in der digitalen Welt ist ein großer Schwerpunkt auch heute in der Diskussion und war es in dem vergangen Jahr in den Arbeitsgruppen. Weil man ohne Vertrauen auch die Technikbegeisterung und auch die Nutzung des Internets in der Bevölkerung nicht herstellen kann. Und das ist ein großer Schwerpunkt, den wir uns setzen.
Natürlich muss man immer hier auch abwägen. Wenn man ... an Sicherheit produziert, und dadurch ein Verlust an das Vertrauen in die eigene Datensicherheit, dann schlägt man über die Stränge, aber ich denke, dass wir hier auf dem Weg sind, und auch das ist ein Bereich, in diesen vertrauensbildenden Maßnahmen, in denen Deutschland führend ist.
Deutschland soll aber Spitze werden. Wie man das erreichen kann, darüber wollen heute auf dem zweiten nationalen IT-Gipfel in Hannover 500 Manager, Wissenschaftler, Vertreter der Branche und natürlich auch der Politik beraten, und mit dabei ist auch Martina Krogmann, sie ist Parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion und Berichterstatterin für Telekommunikationspolitik im Wirtschaftsausschuss des Bundestages. Guten Morgen, Frau Krogmann.
Martina Krogmann: Guten Morgen, Frau Sagenschneider.
Sagenschneider: Es zeichnet sich ab, dass der Fachkräftemangel zum zentralen Thema der Veranstaltung wird. Die Wirtschaft sagt, es fehlt an mehr als 40.000 Spezialisten. Kann Deutschland an die Spitze gelangen, wenn man den Zuzug für IT-Spezialisten nicht erleichtert?
Krogmann: Also, der Fachkräftemangel ist sicherlich ein Riesen-Problem, nicht nur für die gesamte Branche, nach Berechnungen fehlen ja circa 40.000 Fachleute in dem Bereich. Aber wenn man sich anguckt, dass gerade die IT-Wirtschaft auch einer der Wachstumstreiber ist, dann müssen wir hier wirklich uns zusammensetzen und zu Verbesserungen kommen.
Der Fachkräftemangel ist inzwischen eine wirkliche Wachstumsbremse geworden. Man geht davon aus, dass ein Prozent mehr Wachstum erreicht werden könnte, wenn man ihn behebt. Aber dafür gibt es eben nicht nur die berühmte eine Maßnahme, sondern, es muss eben ein Bündel an Maßnahmen her, damit wir diese Lücke schließen können.
Sagenschneider: Aber würden Sie denn die Forderung aus der IT-Branche unterstützen, die da lautet, jährlicher Zuzug von 10.000 ausländischen IT-Spezialisten zu ermöglichen? Ist das mit der Regierung zu machen?
Krogmann: Also ich finde, dass es sich die Wirtschaft mit dieser Forderung auch ein bisschen zu einfach macht. Ich glaube, wir haben ja, oder wir müssen mit einer Doppelstrategie an dieses Problem rangehen. Es muss auf der einen Seite Maßnahmen geben, wie eine bessere Bildungsoffensive, wie auch die Technikbegeisterung in Deutschland schon bei Schülern zu wecken. Wir müssen mehr tun im Bereich der Aus- und Weiterbildung, und auch hier muss die Wirtschaft deutlich mehr tun, als bisher.
Nun sind das aber alles Maßnahmen, die natürlich erst mittel- und langfristig ihre Wirkung entfalten können. Der zweite Punkt, den ich wirklich auch wichtig finde, dass wir für die Branche flexiblere Zuwanderungsregelungen brauchen. Wir sind ja keine Insel in Deutschland, auf die alle Spezialisten automatisch gerne kommen möchten. Wir befinden uns hier im Wettbewerb, im globalen Wettbewerb, um die besten Köpfe der Welt, gerade in diesem Bereich, und da brauchen wir auch flexiblere Regelungen.
Sagenschneider: Wie flexibel müssen die denn sein? Ich meine, die Akzeptanz oder geringe Akzeptanz besser gesagt, der Greencard hat ja gezeigt, dass wesentliche Bedingungen nicht erfüllt werden, wie eben einfachere Einreiseregelung, unbefristeter Aufenthaltsstatus, Nachzug von Familien, die Verdienstgrenze nach unter schieben. Das sind ja alles Punkte, die ganz wichtig sind und deswegen die Greencard bisher nicht funktioniert hat.
Krogmann: Ganz genau, also die Greencard hat ihre Wirkung nicht entfalten können, weil sie zu bürokratisch ist und zu enge Grenzen setzt. Ich glaube, dass das auch nicht mehr zeitgemäß ist für die Branche. Wie gesagt, ist es auch in unserem Interesse, dass wir hier zu Lockerungen kommen.
Wir haben hier schon einiges getan, zum Beispiel fällt für Absolventen deutscher Hochschulen aus dem Ausland die individuelle Vorrangprüfung weg seit ein paar Wochen. Das Gleiche gilt auch für Mitglieder aus den neuen Mitgliedstaaten der EU. Ich glaube aber auch, dass wir weiter machen müssen, attraktivere Bedingungen zu schaffen.
Dazu gehört, dass man die Schwelle von 85.000 Euro im Jahr, die sie angesprochen haben, absenkt, und dazu gehört auch, dass wir Deutschland insgesamt attraktiver machen. Ich denke auch, dass die Aufenthaltserlaubnis von fünf Jahren nun nicht gerade die besten Spezialisten anlockt, wenn sie in USA beispielsweise bessere Bedingungen haben. Hierüber müssen wir weiter reden, und aus meiner Sicht brauchen wir hier wirklich eine Lockerung der Regelung
Sagenschneider: Aber das ist nicht Konsens innerhalb der Bundesregierung.
Krogmann: Das ist noch nicht Konsens, aber wir diskutieren drüber, das wird ja auch heute in großer Schwerpunkt hier auf dem IT-Gipfel sein, und ich finde, dass wir da voran kommen müssen.
Sagenschneider: Jenseits der Debatte um den Fachkräftemangel, wo, Frau Krogmann, muss man ansetzen, um Deutschland weiter voran zu bringen bei der Informations- und Kommunikationstechnologie.
Krogmann: Es ist ganz wichtig, wir befinden uns ja jetzt auf dem Sprung auch in die "Next Generation Media", wir werden hier auch auf dem Gipfel und haben das auch in dem gesamten Prozess innerhalb des vergangenen Jahres seit dem ersten IT-Gipfel in Potsdam, dass wir auch neue Wachstumsfelder erschließen.
Im Bereich der Hardware sind wir in Deutschland zurück, da ist der Zug seit Jahren abgefahren. Aber wir haben extrem große Chancen in neuen Wachstumsfelder. Also im ganzen Bereich der Embedded Systems beispielsweise, im Bereich der Software, wir sind bei dem sogenannten Internet der Dinge, also bei der nächsten Generation von Medien sozusagen, Weltmarktführer im Bereich RFID und hier haben wir Riesen-Chancen voran zu kommen.
Ein zweites großes Feld, wo wir auch aufholen müssen, ist der gesamte Bereich der Modernisierung der Verwaltung. Hier liegt wirklich extrem viel Potential brach, unsere Verwaltung effektiver zu machen und zu modernisieren, um Kosten zu sparen für die Unternehmen, aber vor allem auch, um die Verwaltung für den Bürger bürgerfreundlicher zu machen.
Sagenschneider: Wie steht's denn dabei, da sie die Verwaltung ansprechen, wie steht's dabei um das Sicherheitsbedürfnis des Bürgers, das kritisieren ja die Datenschützer, auch die Gewerkschaft Verdi, dass bei all diesen Debatten darum, wie Deutschland voran kommen kann auf dem IT-Sektor, dass dabei eben Themen wie Daten- und Konsumentenschutz, auch die Meinungsfreiheit, sehr vernachlässigt wird, weil man zu sehr auf Technik und neue Märkte sich konzentriert. Sehen Sie darin eine Gefahr?
Krogmann: Ich sehe das so nicht. Das Vertrauen in der digitalen Welt ist ein großer Schwerpunkt auch heute in der Diskussion und war es in dem vergangen Jahr in den Arbeitsgruppen. Weil man ohne Vertrauen auch die Technikbegeisterung und auch die Nutzung des Internets in der Bevölkerung nicht herstellen kann. Und das ist ein großer Schwerpunkt, den wir uns setzen.
Natürlich muss man immer hier auch abwägen. Wenn man ... an Sicherheit produziert, und dadurch ein Verlust an das Vertrauen in die eigene Datensicherheit, dann schlägt man über die Stränge, aber ich denke, dass wir hier auf dem Weg sind, und auch das ist ein Bereich, in diesen vertrauensbildenden Maßnahmen, in denen Deutschland führend ist.