Offener Brief gegen Bauakademie-Direktor

"Fachkriterien allesamt nicht erfüllt"

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Fassade der Schinkelschen Bauakademie in Berlin
Fassade der Schinkelschen Bauakademie in Berlin © dpa/ Pictura alliance / Bildagentur-online/Schöning
Peter Cachola Schmal im Gespräch mit Gabi Wuttke · 27.11.2019
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Rund 200 Architekten kritisieren in einem offenen Brief die Wahl des SPD-Politikers Florian Pronold zum Gründungsdirektor der Schinkelschen Bauakademie. „Er hat die Fachkriterien allesamt nicht erfüllt“, sagt Peter Cachola Schmal, einer der Initiatoren des Briefes.
In einem offenen Brief kritisieren rund 200 Architekten die Berufung von Florian Pronold zum Gründungsdirektor der neuen Bauakademie. Darin heißt es: "Herr Pronold kann keine einzige der geforderten fachlichen Kompetenzen aufweisen."
Man habe mit der Entscheidung für Pronold "wesentlich kompetentere Personen ausgeschlossen".
Peter Cachola Schmal ist Architekt und Direktor des Deutschen Architekturmuseums und einer der Initiatoren des offenen Briefes. Er merkt an:
"Herr Pronold hat weder Architektur noch Kunstgeschichte studiert, er hat keinerlei kuratorische Erfahrungen, er hat keinerlei Publikationsliste vorzuweisen über das ganze Thema, er hat bisher kein Haus geleitet, und hat daher auch keine Berufserfahrungen auf diesem Gebiet. Er hat lediglich Erfahrungen als Berufspolitiker."
Zukünftiger Direktor der Bauakademie: Florian Pronold (SPD), bislang Staatssekretär im Bundesumweltministerium.
Zukünftiger Direktor der Bauakademie: Florian Pronold (SPD), bislang Staatssekretär im Bundesumweltministerium.© picture alliance / Gregor Fischer/dpa
Die Entscheidung für Pronold sei nicht nachvollziehbar: "Er ist nicht nach den in der Ausschreibung formulierten Kriterien gewählt worden, er hat die Fachkriterien allesamt nicht erfüllt. Welche er erfüllt, ist uns schleierhaft."

Kompetente Partner gesucht

Die Entscheidung für Pronold sei auch deshalb fatal, weil gerade jetzt in der Gründungsphase eine kompetente Person gebraucht würde:
"Viele in der Architektenszene hätten gerne eine kompetente Person als Partner dort sitzen, mit der man in Zukunft Projekte gemeinsam stemmen kann. Das ist jetzt ein wichtiger Moment, denn demnächst werden Entscheidungen getroffen, wohin das Projekt geht. Es gibt ja noch keinen Inhalt für dieses Haus. Das muss das Gründungsdirektorium definieren: Was wird das Ganze überhaupt? Wird es ein Ausstellungszentrum, ein Debattierzentrum, geht es mehr in die Vergangenheit, geht es mehr in die Zukunft? Was passiert dort?"
Es brauche jemanden, "der eine Vision hat für diese Bauakademie, und es ist nicht die Person, die das Verfahren vor kurzem noch selber geleitet hat. Sondern es müsste jemand sein aus dem großen weiten Feld des Ausstellungsmachens."

Transparentes Verfahren gefordert

Das Bewerbungsverfahren sei eigentlich perfekt organisiert gewesen, führt Schmal weiter aus, aber dass es dann zu dieser Person geführt habe, "da kommt man ins Staunen". So sei klar: "Die Politik will diese Stelle für diesen Mann."
Er fordert zusammen mit den anderen Unterzeichnern und Unterzeichnerinnen, dass das Verfahren transparent anhand der in der Ausschreibung formulierten Kriterien wiederholt wird. Ansonsten nehme die geplante Bauakademie Schaden:
"Das ist kein guter Beginn für eine neue Institution."
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