Offenbachs „La Périchole“

Die Werke Jacques Offenbachs, des Erfinders der Operette, stehen schon seit einigen Jahren neben den Werken von Johann Strauß im Zentrum des Spielplans der Staatsoperette Dresden. Dabei richtet das Ensemble in der Umsetzung sein besonderes Augenmerk auf die satirische Hintergründigkeit der Operetten des sogenannten „Mozart der Champs-Elysées“, die nach wie vor aktuell sind. Nach der Neuinszenierung der Opéra-bouffe „La Périchole“ im vergangenen Herbst wird nun gemeinsam mit MDR, DKultur und cpo aus der Studioproduktion in der Lukaskirche Dresden eine CD entstehen.
Don Pedro, seines Zeichens Vizekönig, genießt es regelmäßig, sich unerkannt im Jubel seines Volkes zu sonnen. Bei einer seiner Exkursionen durch die Straßen der Hauptstadt trifft er auf die arme Straßensängerin Périchole und verliebt sich in sie. Seinem Ansinnen, die Straßensängerin als seine Mätresse in seinem Palast wohnen zu lassen, widerspricht eigentlich nur der Umstand, dass im Palast keine unverheirateten Frauen leben dürfen. Also muss kurzerhand ein Bräutigam her. Der scheint sich in Péricholes Verlobtem Piquillo schnell gefunden zu haben. Doch dieser weigert sich, in dem perfiden Plan des Vizekönigs die ihm zugedachte Rolle des gehörnten Ehemanns zu spielen...

Das Libretto zu dieser satirischen, herrliche Kapriolen schlagenden Opéra-bouffe schrieben keine Geringeren als Henri Meilhac und Ludovic Halévy. Die beiden haben nicht nur regelmäßig mit Offenbach zusammengearbeitet, sondern sie schufen auch den Text für Georges Bizets „Carmen“. Wie bei Bizets Meisterwerk griffen sie auch hier ähnlich erfolgreich auf ein Werk von Prosper Merimée zurück.

Und Offenbach? – Den regte die Geschichte um die Straßensängerin Périchole, die in die Finger der Politik gerät, zu einer seiner einfallsreichsten Partituren an: neben witzigen Couplets finden auch die Gefühle wahrer Liebe Péricholes und Piquillos in Offenbachs Musik ebenso ihren beredten Ausdruck. Damit rückt das Werk in die Nähe der in Frankreich populären Form der Opéra comique, die in Bizets „Carmen“ ihren Höhepunkt fand.

Das Werk kommt an der Staatsoperette in der von Offenbach bearbeiteten Wiener Fassung von 1874 zur Aufführung. Für ihre Inszenierung hatte die Staatsoperette bei dem bekannten Kabarettisten und Autoren Peter Ensikat eine Neuübersetzung des Werkes in Auftrag gegeben. Ihm kam die Aufgabe zu, die satirischen und zu Offenbachs Zeit aktuellen Hintergründigkeiten des Librettos in die Gegenwart zu übertragen und für manche aktuelle Pointe zu sorgen, ohne dabei den Charme des Originals zu verlieren.
www.staatsoperette-dresden.de



Studio Lukaskirche Dresden
Aufnahmen vom 18./19.8.2009

Jacques Offenbach
„La Périchole“, Opéra-bouffe in zwei Akten
Text von Ludovic Halévy und Henri Meilhac
Neue deutsche Übersetzung von Peter Ensikat

Sabine Brohm – La Périchole
Ralf Simon – Piquillo
Gerd Wiemer – Don Andres, Vizekönig von Peru
Bernd Könnes – Graf Panatellas
Marcus Günzel – Don Pedro
Jessica Glatte – Guadalena/Manuelita
Elke Kottmair – Berginella/Frasquinella
Tanja Höft – Ninetta/Mastrilla
Annegret Reißmann – Bramdilla
Frank Ernst – 1. Notar
Christian Grygas – 2. Notar
Mirko Poick – Tarapote
Dietrich Seydlitz – Der alte Gefangene
Chor und Orchester der Staatsoperette Dresden
Musikalische Leitung: Ernst Theis


nach dem 2. Akt ca. 20:05 Uhr Konzertpause mit Nachrichten