Öl-Konzern Shell

Leben auf dem Benzinfass

Im Januar 2014 steht nach einer Explosion bei Shell in Köln-Godorf eine Rauchwolke über der Stadt.
Im Januar 2014 steht nach einer Explosion bei Shell in Köln-Godorf eine Rauchwolke über der Stadt. © Constanze Pilaski / Deutschlandradio
Von Tim Hannes Schauen und Larissa Schmitz · 10.02.2014
Ein brennender Tank, 900 Tonnen Kerosin, die im Erdreich versickern: In der Shell-Raffinerie im Kölner Süden ist es jüngst wiederholt zu Unfällen gekommen. Anwohner und Naturschützer kritisieren den Konzern scharf.
Kai Gärtner: "Wir waren gerade in unserer Firma in Köln-Rodenkirchen im Büro mit allen Kolleginnen in einer Besprechung im Teamraum und wir hörten die Sirenen und haben uns alle dabei eigentlich überhaupt nichts gedacht."
Yvonne Brünjes: "Ich ging gerade zu einer Freundin mit Anhänger und meiner kleinen Tochter drin, knapp zwei Jahre, und habe die Rauchwolke erst gar nicht bemerkt, bis meine Freundin mich drauf aufmerksam machte, und dann war ich eigentlich sehr schockiert.“
Yvonne Brünjes wohnt im Stadtteil Sürth, gut einen Kilometer vom Gelände der Shell-Raffinerie in Köln-Godorf entfernt.
"Und es kam lange Zeit keine Information. Also ich fand die Situation irgendwie bedrohlich, weil ich nie genau weiß, was da so passiert, und was da für Informationen kommen an die Bevölkerung. Ich war verunsichert."
Gärtner: "… dann rief mich meine Frau an, und war völlig verängstigt, weil sie mit ihrem Kind in Köln-Weiß, was nicht weit weg ist von der Raffinerie, von Freundinnen angerufen wurde, sie solle doch bitte Fenster und Türen schließen und im Haus bleiben und in dem Moment wurde mir halt auch ein bisschen anders, weil ich dann dachte, okay, was ist da los? Bin auf den Balkon und habe dann diese gigantisch große, schwarze Rauchwolke im Süden von Köln gesehen."
Eine riesige, pechschwarze Rauchsäule
"Am 9. Januar 2014 geriet im Shell-Werk Köln-Godorf nach einer Explosion gegen 15:00 Uhr ein mit 4.000 Kubikmetern des Lösungsmittels Toluol gefüllter Tank in Brand: Flammen schossen 30 Meter in die Höhe, der Wind trieb die riesige, pechschwarze Rauchsäule nach Nordosten, verteilte sie in den Stadtteilen links und rechts des Rheins. Und drückte sie über dem Stadtgebiet nieder."
Wer sich Köln von Bonn kommend aus Richtung Süden nähert, fährt über die Autobahn 555. Auf Höhe der Stadt Wesseling beginnt das Raffineriegelände: Nachts verleiht das Licht Tausender Neonröhren den wohnblockgroßen Industriebauten einen herbschönen, industrieromantischen Charme – tagsüber sieht es hier weniger einladend aus.
Gut zehn Kilometer vor den Toren Kölns stehen die ersten Schornsteine, verbunden durch ein Gewirr glänzender Rohrleitungen. Auf einem Stahlmast brennt eine Flamme, zwei Kühltürme schicken weißen Wasserdampf in den Himmel. Lange Reihen großer runder Vorratstanks erscheinen im rechten Seitenfenster: das Werk Süd der Shell AG.
Bald darauf, in Höhe Godorf, rechts wieder dasselbe Bild: Kühltürme, Schornsteine, dicke Bündel silberner Leitungsrohre. Das Werk Shell Nord. Zusammen bilden die beiden Produktionsstätten in Wesseling und Godorf die "Rheinland-Raffiniere". Sie ist 440 Hektar groß.
Teile der Raffiniere gibt es hier schon seit den 1930er-Jahren. Inzwischen verarbeiten über 1.500 Mitarbeiter jährlich bis zu 16 Millionen Tonnen Rohöl, stellen daraus Treibstoffe für Pkw, Lkw, Schiffe und Flugzeuge her. Dazu Bitumen, Heizöl, Gase und weitere chemische Produkte. Auf der Autobahn dauert es bei Tempo 130 knapp vier Minuten, diesen petrochemischen Komplex zu passieren.
Nicht der erste Unfall in Deutschlands größter Raffinerie
Godorf, das kennen Kölnerinnen und Kölner vom Besuch beim Einrichtungshaus zum Selberschrauben. Dass in Godorf auch Hochoktaniges hergestellt wird, das mögen manche verdrängt haben. Doch als der Tank mit einem Lösungsmittel brannte, erinnerte die im Stadtgebiet weithin sichtbare Rauchwolke daran: Zehn Kilometer vom Dom entfernt steht eine Ölraffinerie, die größte in Deutschland.
"Das war schon ein komisches Gefühl, so ein bisschen, wie ich es mir im Krieg vorstelle."
"Das war so was wie Katastrophenstimmung: Es stand ein Linienbus mitten auf der Kreuzung mit Blinklicht an, der Fahrer war nicht mehr da, es war eigentlich keine Verkehrsordnung mehr, es war aber auch nicht ersichtlich, warum."
Die Explosion und das Feuer Anfang Januar waren nicht der erste Unfall in Deutschlands größter Raffinerie.
"Im Jahr 2000 zerstört ein Großbrand weite der Teile der Anlage und führt zu wochenlangem Produktionsausfall.
Von 2008 bis 2011 regnet es wiederholt Säuretröpfchen, der Lack von 500 PKW wird beschädigt.
2012 sickern knapp 900 Tonnen Flugturbinenkraftstoff aus einer defekten Leitung ins Erdreich – dieser auf dem Grundwasser schwimmende Kerosinsee ist bis heute nicht vollständig geborgen.
Im November 2013 kommt es zu einer Verpuffung, zwei Arbeiter werden schwer verletzt."
Das Shell Werk Nord in Köln-Godorf
Das Shell Werk Nord in Köln-Godorf© Deutschlandradio Kultur / Tim Schauen
BUND: Es besteht intensiver Überprüfungsbedarf
Angesichts dieser Negativserie fragen sich nicht nur Anwohner, ob Shell die Dinge noch im Griff hat. Paul Kröfges vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND, ist da äußerst skeptisch.
"Das ist eine Pannenserie, die unbedingt intensiv untersucht werden muss, da das nicht mehr für einen normalen und sicheren Betrieb spricht. Hier hat man den Eindruck, dass die Anlagen zunehmend veraltet sind, dass es Mängel bei der Instandhaltung, bei Neuinvestitionen gibt, also da besteht ganz offensichtlich intensiver Überprüfungsbedarf, woran das liegt."
Für die Kontrolle der Shell-Produktionsanlagen zuständig ist die Kölner Bezirksregierung. Horst Büther leitet dort den Bereich Emissionsschutz, Genehmigung und Überwachung von industriellen Anlagen.
"Wir haben als Bezirksregierung die Aufgabe, diese Anlagen regelmäßig zu überwachen, und zwar nicht nur den gesamten Betrieb, sondern alle Anlagen einzeln, die zu dem Betrieb gehören. Das machen wir in unterschiedlichen Rhythmen, je nach Gefährlichkeit der Anlage werden sie von uns kontrolliert. Darüber hinaus müssen wir, wenn diese Anlagen auch noch der Störfallverordnung unterliegen, regelmäßig kontrollieren, ob die Anforderungen dieser Verordnung auch tatsächlich von den Betreibern eingehalten werden."
TÜV stellt "Defizite" bei Shell fest
Nachdem 2012 bekannt wurde, dass bei Shell Kerosin ins Erdreich gesickert war, hat die Kölner Bezirksregierung Sachverständige des TÜV untersuchen lassen, was zu dem Unfall geführt hat.
"Wir haben festgestellt, dass es dabei Defizite bei der Shell gegeben hat, was die Kontrolle und Sanierung von diesen Anlagen angeht, und haben deswegen der Shell angedroht, Ende 2012 diese Rohrleitungen schließen zu lassen. Die Shell hat daraufhin ein Sanierungskonzept vorgelegt und auch ein Kontrollkonzept, und ist dabei im Moment, das umzusetzen."
Ursache der Leckage war eine undicht gewordene Verbindungsleitung, über Wochen muss das Kerosin versickert sein, bevor Mitarbeiter den Schaden bemerkten. Im "Kölner Express" berichteten anonyme Shellmitarbeiter, dass es "kein vollständiges Kataster der Leitungen gebe. Von vielen der 15.000 Leitungsrohre wisse man nicht genau, woher sie kommen, wohin sie führen und was überhaupt hindurchgeleitet werde." Zudem würden Leitungen aus Unwissenheit teilweise mit zu hohem Druck betrieben.
Dieser Mann auf dem Baumarktparkplatz in Godorf kann sich das gut vorstellen.
"Ja, jut, das sind uralte Leitungen. Dat Dingen ist nach dem Krieg gebaut worden. Ja jut, wat dat Werk anbetrifft, dat sollte wohl schon bleiben, ja das ist nun mal ne Existenz für die Stadt, aber wat die Sicherheit anbetrifft sollte man vielleicht einfach überlegen, ältere Leitungen entsprechend auszutauschen, zu erneuern, wie auch immer. Das gäbe mit Sicherheit Sinn."
Der grauhaarige Mann am Auto daneben hört kurz auf, Holzlatten in seinen dunkelblauen Kombi zu packen und schaltet sich ein:
"… weil ich bisher immer wusste, dass Shell sehr, sehr offen in seiner Kommunikation ist. Sie laden die Leute jedes Jahr einmal ein zur offenen Besichtigung, also alle Nachbarn und so. Ich selber war auch schon da gewesen, und habe auch in Shell vollstes Vertrauen."
Großteil des Kerosins schwappt noch auf dem Grundwasser
Shell-Pressesprecher Constantin von Hoensbroech ordnete den Kerosinschaden seinerzeit folgendermaßen ein.
"Wir haben es hier nicht mit einer Katastrophe zu tun, wir haben es hier mit einem beträchtlichen Umweltschaden zu tun. Dazu stehen wir, dafür können wir uns nur entschuldigen, aber wir werden eben auch alles tun, um diesen Schaden zu beseitigen. Eine Katastrophe hätten wir, wenn es hier um die Gefährdung von Menschenleben gehen würde oder bereits eben Menschenleben Opfer geworden wären . Dann wäre es eine Katastrophe. Was wir jetzt aber hier haben, ist ein Schaden."
Allerdings einen beträchtlichen: Der allergrößte Teil des Flugbenzins schwappt auf einer Fläche von 40.000 Quadratmetern immer noch auf dem Grundwasser herum – und konnte seit 2012 nicht vollständig geborgen werden.
Gefahr oder nicht?
Am Haupteingang des Werks Godorf steht ein Schild; e zeigt die unfallfreien Tage an. Am Tag nach dem Brand steht auf dem Schild: "56 Tage unfallfrei". Aus Unternehmenssicht scheinbar übliche Tatsache: Als Unfall zählen Ereignisse, bei denen Personen zu Schaden kommen. Und Personenschäden waren nach dem Brand nicht zu beklagen. Darüber ist auch Horst Büther von der Bezirksregierung erleichtert.
"Glücklicherweise ist Toluol nicht giftig und auch nicht krebserregend. Es ist aber ein gesundheitsgefährdender Stoff, und deshalb ging die Hauptgefahr für die Bevölkerung und die Umwelt von der Rauchgasfahne aus. Da hat die Feuerwehr und das Landesumweltamt Messungen gemacht, und wir haben festgestellt, dass sich diese Rauchgasfahne nicht niedergeschlagen hat. Also auch wieder ein glücklicher Umstand, dass da tatsächlich dann zwar eine Gefährdung da war aber sich nicht realisiert hat, als tatsächliche Gefährdung für die Bevölkerung."
Eine giftige Gefahr ohne tatsächliche Gefährdung? Die Kölner Feuerwehr stellte bei über 100 Messungen im Stadtgebiet kaum erhöhte Schadstoffwerte in der Luft fest. Gleichzeitig warnte man sie jedoch vorsorglich davor, mit bei dem Brand entstandenen Rußpartikeln belastetes Gemüse aus Gärten zu essen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglicher Luftverschmutzung. Für Paul Kröfges vom BUND ist klar:
"Und das ist auch unsere Forderung, dass man hier eine externe Kommission
eingesetzt, den Laden gründlichst untersucht, den Zustand bewertet. Und dann muss die Überwachungshäufigkeit noch einmal intensiviert werden, und dann kann der Betrieb dort weitergehen. Business as usual ist offensichtlich bei Shell ein großes Risiko."
Kröfges, ein Mann mit grauem Bart und hellwachen Augen, ist im Kölner Süden aufgewachsen, hat in einem Wesselinger Unternehmen gearbeitet.
"Es war vor 20, 30 Jahren auch in Wesseling mit Sicherheit eine schlimmere Situation, als es eigentlich heute ist. Man hat schon Verbesserungen im Anlagenbetrieb, im Emissionsverhalten erreicht. Kontrollen sind eigentlich schärfer geworden, die Verfahren effizienter, trotzdem ist eine gewisse Grundbelastung da, und die Situation, die man im Kölner Süden hat, ist problematisch, weil dort die Anlagen relativ nah an der Wohnbebauung entstanden sind, beziehungsweise die Wohnbebauung sich sogar weiter daraufhin zu entwickelt hat. Das ist eine ungute Entwicklung, das würde und dürfte man heutzutage so nicht mehr machen."
"Gewisse Häufung bei Krebsfällen"
Weiter nach Süden kann die Stadt Köln kaum noch wachsen, ohne an die Raffinerie zu stoßen. Im Sürther Feld – der erweiterten Shell-Nachbarschaft - entstehengerade neue Häuser und Wohnungen.
"Ich weiß, dass es in der landesweiten Statistik schon gewisse Häufungen von Krebs und anderen Krankheiten in diesem Bereich gibt, die nicht gravierend unterschiedlich zu anderen Bereichen, wo auch Chemieindustrie ist. Aber es fällt auf, dass dort schon eine gewisse Häufung festzustellen ist. Es hat sicher damit zu tun, dass dort eine Vielzahl von chemischen Werken, Raffinerien seit Jahrzehnten beheimatet ist, die ständig eine gewisse Last an organischen Schadstoffen emittieren, aussenden."
Für Kröfges, der bis Mai 2013 Landesvorsitzender des BUND war, ist der Kölner Süden keine unbelastete Gegend
"Auch bei normalem, störungsfreien Betrieb ist eben damit zu rechnen, dass ständig eine gewisse Grundemission organischer Substanzen dort abgegeben wird. Das weisen auch die Messungen des Landesumweltamtes für Verbraucherschutz aus, dass es dort einen ständigen Pegel an organischen Stoffen gibt, der höher liegt als in reinen Wohngebieten."
Das Kölner Gesundheitsamt antwortet auf die Frage nach einer eventuellen Häufung von Krankheiten in den an die Raffinerie angrenzenden Stadtteilen:
"Zu Ihrer Anfrage liegen dem Gesundheitsamt der Stadt Köln keine Daten vor."
Infotelefon des Ölkonzerns blieb am 9. Januar tot
Neben der aktuellen Häufung von Unfällen bei Shell kritisieren Anwohner und auch die Bezirksregierung die Kommunikation des Unternehmens. Zwar heulten die Sirenen, doch die Bedeutung der Signale ist längst nicht allen Shell-Nachbarn vertraut. Auch über das Radio waren anfangs keine Informationen zu erhalten. Das sogenannte Nachbarschaftstelefon des Ölkonzerns blieb just am 9. Januar zum Zeitpunkt des Unglücks für 90 Minuten tot. Viele Kölner machten sich auf die Suche nach Informationen – auch Yvonne Brünjes.
"Ich habe dann rumgefragt und rumtelefoniert. Da kam irgendwann die Information, was das für ein Stoff ist, und dass es ein Nervengift ist und was das bewirken kann, aber nicht wirklich, wie die Gefahr ist. Also beim Kindergarten haben ich angerufen, wo mein Sohn ist und die Polizei hat die Kinder sofort nach Hause gehen lassen, das war ein bisschen chaotisch."
Kritik an Bezirksregierung
Auch die Verantwortlichen der Stadt und der Schulbehörden müssen in großer Sorge gewesen sein: Die Schulen in den Stadtteilen Sürth und Rodenkirchen ließen schon vor dem Sirenenalarm und dann bis zur Entwarnung gegen 17:15 Uhr niemanden aus den Gebäuden heraus. An der verspäteten Warnung der Bevölkerung gab es massive Kritik. Und auch an der Informationspolitik der Bezirksregierung. Paul Kröfges:
"Die Bezirksregierung ist für die Überwachung verantwortlich und hat zu gewährleisten, dass der Betrieb bei Shell sicher und störungsfrei verläuft. Und in diesem Sinne ist sie auch der Öffentlichkeit gegenüber verantwortlich und muss über ihr Handeln Rechenschaft ablegen und Transparenz gewährleisten. Da liegt einiges im Argen. Gerade der aktuelle Störfall zeigt, dass die Bezirksregierung da sehr zurückhaltende Informationspolitik betreibt, und dass die erforderlichen Einsichtsmöglichkeiten der Gefahrenpläne, die es hier ja geben muss, nicht gewährleistet ist. Da gibt's also auch noch erheblichen Verbesserungsbedarf."
Derzeit arbeitet die Bezirksregierung zusammen mit Shell an der Neuauflage einer sogenannten Paragraf-11-Broschüre. Darin soll die Bevölkerung über die Möglichkeit eines Störfalls im benachbarten Raffineriebetrieb informiert werden. Und Anweisung erhalten, wie man sich bei Sirenenalarm verhält.
Vertrauen in Shell nachhaltig erschüttert
Zur Ursachen und Konsequenzen des Toluol-Brandes halten sich Bezirksregierung und Shell mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bedeckt. Shell hat sich per Postwurfsendung den Anwohnern erklärt und den Vorfall "zutiefst bedauert". Man arbeite ...
"... mit Hochdruck und unterstützt durch externe Sachverständige daran, die Ursache des Brandes zu ermitteln und die notwendigen Lehren zu ziehen."
Doch das Vertrauen ist nachhaltig erschüttert. BUND-Mann Kröfges:
"Da ist nach unserer Einschätzung eine ganze Menge mehr nötig, als das, was jetzt bisher so von Shell zugestanden wird, muss wirklich eine unabhängige Expertenkommission ran und wirklich den ganzen Ablauf der Produktion bei Shell auf den Prüfstand stellen, das Gefahrenpotenzial bewerten und vor allen Dingen sogenannte Dominoeffekte berücksichtigen. Das halten wir für einen ganz wichtigen Punkt. Ist auch in der Störfallverordnung drin enthalten, dass man die Auswirkungen eines Störfalles auf benachbarte Anlagen, benachbarte Tanks immer genau im Blickfeld hält."
Und es steht weiterer Ärger ins Haus: Der Godofer Hafen auf Höhe der Raffinerie soll für Containerschiffe ausgebaut werden. Darüber gibt es seit Jahren Streit, quer durch die Fraktionen im Kölner Stadtrat. Befürworter argumentieren mit einer Entlastung der Anwohner vom Schwerlastverkehr, Gegner warnen unter anderem vor zunehmender Emission von Ruß aus den Schornsteinen von Schiffsdieseln, die mit Schweröl betrieben werden. Die Vorstellung, dass sich Containerschiffe und Tanker mit Propangas oder Vinylchlorid an Bord eine enge Hafeneinfahrt teilen müssten, beunruhigt viele Anrainer. Und die unter Naturschutz stehende Sürther Aue direkt am Rhein wurde für das Projekt unter großen Protesten schon gerodet.
Das Unternehmen Shell meldete kürzlich einen Gewinneinbruch und kündigte an, auf die Kostenbremse treten zu wollen.
"Also das ist alles überhaupt nicht witzig!"
"Wir leben davon, ist eine Industriestadt."
Bleibt zu hoffen, dass Shell nicht bei der Sicherheit sparen wird.
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