Ökostrom-Pionier Heiko von Tschischwitz

Neue Vermarktungsideen für saubere Energie

34:53 Minuten
Heiko von Tschischwitz sitzt auf Paletten Hockern und lacht in die Kamera. Im Hintergrund ist eine weiße Wand mit vielen schwarzen Uhren.
Öko-Stromer Heiko von Tschischwitz: "Tschüss Großkonzerne!" © Stephan Ziehl
Moderation: Britta Bürger |
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Heiko von Tschischwitz gilt als Vorreiter in Sachen Ökostrom. Schon vor 20 Jahren, als erneuerbare Energien noch belächelt wurden, gründete er "LichtBlick". Heute versucht er, sauberen Strom an den Energieunternehmen vorbei zu vermarkten.
So, wie Kunden Biokartoffeln direkt vom Bauern kaufen, können sie doch auch Strom gleich vom Erzeuger kaufen, meint Heiko von Tschischwitz. Oder ihn selbst herstellen und vermarkten – ohne Großkonzern als Zwischenhändler. Das ist die Idee von "Enyway", einem Unternehmen, das der Ökostrom-Pionier 2017 gegründet hat.
Von Tschischwitz ist der Öffentlichkeit vor allem als Chef von "LichtBlick" bekannt - eines der ersten Unternehmen in Deutschland, die Ökostrom in größeren Mengen verkauften. Jetzt will der Manager einen anderen Weg beschreiten:
"Wir glauben, dass es einfach an der Zeit ist, dass sich die Leute selbst mit Energie versorgen. Es werden ja heute in Deutschland 1,5 Millionen Solaranlagen von Menschen betrieben. Also die Zeit, in der Energiekonzerne den Strom erzeugt haben, ist eigentlich schon vorbei. Was aber heute passiert, ist, dass die Leute, die eigenen Strom erzeugen, ihn ins Netz einspeisen und es dann doch wieder den Energieversorgern überlassen, den Strom an Menschen zu verkaufen. Da haben wir uns gedacht, dass kann man doch auch anders machen."

So groß wie ein Pizzakarton

Die Idee: Selbst Strom erzeugen, zum Beispiel mit Solarzellen auf dem Dach und direkt an Nachbarn, Freunde und Interessenten verkaufen. Oder Anteile von Solaranlagen kaufen. Die sind, so von Tschischwitz, nicht teuer. Ein pizzakartongroßes Stück kostet 39 Euro und reicht aus, um täglich das Handy aufzuladen. Bedenken, der Strom werde für den Verbraucher dadurch teurer, wehrt von Tschischwitz ab.
"Nein, im Gegenteil, es ist günstiger, weil wir ja eine ganze Wertschöpfungsstufe gar nicht mehr brauchen, nämlich den Energieversorger. Sie haben, egal, ob Sie bei einem Stadtwerk sind oder einem großen Konzern oder einem privaten Ökostromversorger, Strukturen, Menschen, Firmen, Gesellschafter dahinter, die alle Geld verdienen wollen. Und bei uns ist es ja nur noch die Internetplattform, die die beiden zusammenbringt und dadurch viel, viel effizienter arbeitet. Das Produkt bei uns ist - ganz egal, ob Sie es von einem anderen Menschen beziehen oder sich ihr Stück Solaranlage sichern – billiger als viele andere Energieversorgungsangebote, die es gibt."

"Eine putzige Idee"

Dass er einmal als Öko-Pionier Schlagzeilen machen würde, war anfangs nicht vorauszusehen. 1968 in Duisburg geboren, studierte von Tschischwitz Maschinenbau, ohne sich sonderlich für den Energiesektor zu interessieren. Bei einem kleinen Unternehmen, das Kommunen in Sachen Stromversorgung beriet, sammelte er dann erste Erfahrungen.
Vor zwanzig Jahren gründete er dann das Unternehmen "LichtBlick" und wurde anfangs milde belächelt. Ökostrom wettbewerbsfähig zu machen - das sei ja "eine putzige Idee", hieß es. Aber der Erfolg gab ihm Recht. Sogar der Bundestag wurde zeitweilig mit Strom von "LichtBlick" versorgt. Vor zwei Jahren stieg von Tschischwitz aus – weil er die Idee zu "Enyway" hatte und etwas Neues etablieren wollte: "Das schafft man nur, wenn man total loslässt."
Die "LichtBlick"-Aktionäre verkauften den Ökostromanbieter dann an ein niederländisches Unternehmen. Dieses soll nun wiederum an einen Großkonzern, vielleicht Shell, verkauft werden. Eine Art Greenwashing? "Das lässt sich schwer einschätzen, das wird die Zukunft zeigen."

Personalisierter Strom

"Enyway" wirbt mit Sprüchen wie "Tschüss Großkonzerne! Hallo Ökostrom aus Deiner Region". Hinter dem Allerweltsprodukt Strom stehen Menschen, die ihn erzeugen - und deren Zahl wachse, berichtet von Tschischwitz:
"Das geht los vom Einfamilienhausbesitzer, der ‘ne ganz kleine Anlage auf seinem Dach hat und unbedingt seine Kinder, die in anderen Städten studieren, mit Strom versorgen wollte bis hin zum Landwirt, der eine Windanalage betreibt und zusätzlich auch noch eine größere Solaranlage auf seinem Dach hat und sagt, 'Mensch, ich möchte gern was Autarkes auf die Beine stellen, ich möchte was gegen die Energieversorger machen.' Das geht wirklich querbeet."
(svs)
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