Ökonom über Hilfe für Flüchtlinge

"Das kann Griechenland allein nicht bewältigen"

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Geflüchtete aus Moria schlafen nebeneinander auf dem Standstreifen einer Straße.
Nach dem Feuer in Moria schlafen viele Geflüchtete auf der Straße. © AFP / Angelos Tzortzinis
Theodoros Paraskevopoulos im Gespräch mit Nicole Dittmer · 10.09.2020
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Nach dem Brand im Lager Moria müssen die EU-Länder schnell handeln und Geflüchtete aufnehmen, fordert der griechische Ökonom Theodoros Paraskevopoulos. Finanzielle Hilfe allein reichte nicht aus.
Das griechische Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos ist niedergebrannt. Mehr als 12.000 Menschen sind obdachlos, leben auf der Straße. Unterdessen mehren sich die Forderungen nach einer Aufnahme der Geflüchteten aus dem zerstörten Camp. Hilfsorganisationen sowie Vertreter aus Politik und Kirche rufen zur Umverteilung der Schutzsuchenden in Europa auf.
Deutschland und Frankreich arbeiten an einer entsprechenden Initiative zur Aufnahme. Ziel ist es, dass sich möglichst viele europäische Länder beteiligen. Das müsse sehr schnell geschehen, betont der Ökonom Theodoros Paraskevopoulos, der der linken Syriza-Partei nahesteht.

"Die Länder müssen ihre Verantwortung begreifen"

Bisher habe Europa Griechenland und Italien bei der Aufnahme und Versorgung der Geflüchteten alleingelassen, betont Paraskevopoulos. Etwa eine Million Menschen habe sein Land seit 2014 aufgenommen. "Das kann Griechenland allein nicht bewältigen."
Auch mit finanzieller Unterstützung allein sei das Problem nicht zu lösen: Die "willigen Länder" der EU müssen sich bereit erklären, Geflüchtete aufzunehmen. "Da müssen die europäischen Länder endlich ihre Verantwortung begreifen." Eine neue Flüchtlingsvereinbarung mit der Türkei sei aus Paraskevopoulos’ Sicht bisher nicht notwendig.
Bei der Aufnahme und Umverteilung dürften auch nicht ausschließlich minderjährige Geflüchtete berücksichtigt werden. Schließlich seien Kinder und Jugendlichen oft gemeinsam mit ihren Familien geflohen. Familien auseinanderzureißen sei absurd.
(lkn)
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