Öko-Landwirtschaft

Genossenschaften wollen Bioanbau schützen

Auf den Sundischen Wiesen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft bei Zingst (Mecklenburg-Vorpommern) stehen Färsen am 06.09.2013 am Barther Bodden. Der Biobetrieb Gut Darß bewirtschaftet 4.500 Hektar Grünland, davon über 2.000 Hektar Nationalparkfläche mit rund 4.300 Rindern, aber auch mit Wasserbüffeln und Schafen.
Rinder auf dem Öko-Gut Darß in Mecklenburg-Vorpommern © dpa / Bernd Wüstneck
Von Jantje Hannover |
Ackerland ist ein beliebtes Anlageobjekt – und so steigen die Bodenpreise ins Unermessliche. Um Biobauern zu fördern, haben sich Genossenschaften gegründet, die Land kaufen und verpachten. Jeder kann sich beteiligen und so ökologische Landwirtschaft unterstützen.
Ausmisten bei der Landgesellschaft Rothenklempenow in Mecklenburg-Vorpommern. Etwa 50 junge Bullen stehen zurzeit in dem direkt am Hof gelegenen großen Stall – in ein paar Wochen kommen sie zum Schlachter. Damit der Schaufelbagger den Mist vom Boden schaben kann, treiben die Mitarbeiter die Tiere in das direkt anliegende Freilaufgehege. Fast spielerisch bringen die Männer die Tiere auf Trab. Die drei Angestellten der Landgesellschaft Rothenklempenow leben in den umliegenden Dörfern.
Es ist ein leicht bewölkter Herbsttag im September. Der Blick schweift weit über hügelige Weiden und Felder, ein paar Baumgruppen, Hecken und etwas Wald. Überall grasen Kühe und Kälber. Im sogenannten Tieflaufstall können die Tiere auf dicken Strohmatten liegen, erklärt Agar-Ökonom Stefan Decke, der den Betrieb leitet: "Sie können sich frei bewegen, können rausgehen, haben Auslauf – und der Mist geht direkt auf den Acker, wo wir dann nächste Woche Roggen säen werden."

Biobauern ohne Land

Es ist trocken in Rothenklempenow. Für die Winteraussaat wartet man hier dringend auf Regen. Stefan Decke hat viele Jahre einen Biolandbetrieb in Schleswig-Holstein bewirtschaftet. Anfang Januar 2014 ist er dann an den nordöstlichen Rand von Deutschland gezogen, nach Vorpommern kurz vor der polnischen Grenze. "Das ist natürlich nicht ganz um die Ecke", sagt Decke. "Aber die Aufgabe birgt doch was Neues in sich, was Interessantes. Nicht einfach ein bestehender Betrieb, den man so weiterführt, sondern ein kompletter Neuanfang." Ein bisschen Pioniergeist sei für ihn schon dabei, "um hier diese Region, die ja wunderschön ist, aber die natürlich Entwicklungspotenzial in vielfältiger Weise noch hat, wieder aufzubauen".
Es gibt viel zu tun auf dem Gelände, das zu DDR-Zeiten zur landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Rothenklempenow gehörte. Zwei große Metallsilos liegen neben dem alten Mistplatz der Länge nach auf dem Boden, sie wurden gerade erst abgeschraubt und sollen zum Schrott.
Nach der Wende hatte sich hier bereits ein Biobetrieb etabliert. Der habe allerdings überwiegend mit Saisonkräften gearbeitet und die Ökowirtschaft auch deshalb betrieben, weil sie besser gefördert wurde, sagt Stefan Decke. Als neuer Betriebsleiter der Landgesellschaft Rothenklempenow arbeitet er jetzt für die Biobodengenossenschaft.
Diese Genossenschaft wurde vor anderthalb Jahren gegründet. Ihr Sinn und Zweck ist, die Biolandwirtschaft in Deutschland zu stärken. Dafür kauft sie Land, wenn sie von Bauern darum gebeten wird. Und sie übernimmt auch ganze Höfe in Eigenregie. Vorstandsmitglied Uwe Greff hat lange für die GLS-Bank gearbeitet, die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken aus Bochum. "Ich habe eine klassische Bankausbildung, Betriebswirtschaftsstudium, und bin 1993 zur GLS- Bank gekommen, und dort als allererstes mit der ökologischen Landwirtschaft in Verbindung, bei der Frage, wie können wir Höfe in gemeinnütziger Trägerschaft dauerhaft finanzieren", erzählt Greff.

Absatz von Biolebensmitteln steigt

In den letzten Jahren wurde er dann immer häufiger von diesen Kunden um Hilfe gebeten. Sie befürchteten, ihr Land zu verlieren. "Bei mir verkauft im Augenblick eine Erbengemeinschaft nach der anderen, aber ich habe gerade in einen Stall investiert, ich habe nicht das Geld, um das zu kaufen oder Kredit zu finanzieren. Könnt ihr nicht dafür eine Lösung schaffen?" – So schildert Greff die Probleme der Landwirte.
Biobauern ohne Land. Während der Absatz von Biolebensmitteln ständig steigt, wächst die ökologisch bewirtschaftete Ackerfläche in Deutschland nur sehr langsam. Immer mehr Ökoprodukte müssen deshalb importiert werden, und der weite Transportweg macht die positive Ökobilanz dieser Ware schnell zunichte. Parallel dazu findet auf den deutschen Biohöfen gerade ein Generationswechsel statt. Häufig ist die Hofnachfolge nicht gesichert, müssen neue Modelle gefunden werden, wie der Betrieb organisiert werden kann.

Mehr als 2500 Mitglieder hat die Biobodengenossenschaft

Für Uwe Greff und die GLS-Bank ist dies der richtige Moment, mit der Gründung einer Genossenschaft gegenzusteuern. "Das war der Grund, warum wir gesagt haben, wir müssen einen Weg finden, wie wir die Menschen begeistern können, sich zu engagieren", sagt Greff. "Sodass Landwirte mehr Land bekommen und damit auch die Produktion ausdehnen können." Menschen, denen die ökologische Landwirtschaft am Herzen liegt. Und die ein bisschen Geld auf der hohen Kante haben. Wie zum Beispiel Tom Eickhof, Mitarbeiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Berlin, der vor einem Jahr zwei Anteile für jeweils tausend Euro gezeichnet hat. Er sei Mitglied der Biobodengenossenschaft geworden, weil der ökologische landwirtschaftliche Betrieb ihm wichtig sei, erzählt er: "Ich versuche, mich weitgehend regional und mit Bioprodukten zu ernähren, soweit das geht, und sehe, dass die Biobodengenossenschaft dazu einen ganz wesentlichen Beitrag leisten kann in Zukunft."

Mehr als 2500 Mitglieder zählt die Biobodengenossenschaft inzwischen. Sie hat seit der Gründung im April 2015 rund 11,5 Millionen Euro eingesammelt und konnte davon bereits 500 Hektar Land kaufen. Wer einsteigt, legt sein Geld mindestens fünf Jahre fest an und trägt auch das betriebswirtschaftliche Risiko mit. Eine Verzinsung ist erst einmal nicht vorgesehen, denn Gewinne sind auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Tom Eickhof findet aber, dass er trotzdem etwas gewinnt: Nämlich das Wissen, dass er einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, dass sich der Bio-Anbau in Deutschland ausweitet - und: "Dass ich dadurch auch einen Beitrag leiste zum Erhalt der biologischen Vielfalt, der Artenvielfalt, zum Bodenschutz und zum Gewässerschutz und gleichzeitig zu einem nachhaltigen Konsum."
Ganz im Sinne der ökologischen und sozialen Projekte also, die die GLS-Bank schon seit Jahrzehnten fördert. Die Bank hat die Vermögenswerte der Vorläuferorganisation, der sogenannten Biobodengesellschaft, in die neue Biobodengenossenschaft mit eingebracht. Darum kann die Genossenschaft schon heute große Höfe wie den in Rothenklempenow bewirtschaften, dazu gibt es weitere Höfe in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und anderswo.
Zum Hof in Rothenklempenow gehört viel Land - insgesamt 900 Hektar, rund 1300 Fußballfelder sind das, auf der Hälfte davon grasen die rund 500 Rinder des Betriebs, der Rest ist Acker, erklärt Betriebsleiter Stefan Decke: Der Boden kostete hier im Vergleich zu Schleswig-Holstein nur ungefähr ein Drittel des Preises. "Aber natürlich ist der Boden hier auch nicht so gut", sagt Decke. "Es ist ein Grenzertragsstandort, es ist relativ leichtes Land, es fehlt Wasser, meistens, von daher kann der Boden auch nicht die Preise haben wie er vielleicht in Westdeutschland hat."
Nicht nur der Wassermangel, auch die Bodenstruktur habe durch den Anbau zuvor gelitten. "Auch wenn das hier schon ein Biobetrieb war, ist hier wenig in Fruchtfolge, Bodenleben, Humusaufbau investiert worden, es sind relativ wenige Tiere gehalten worden auf der Fläche." Das will der neue Betriebsleiter ändern. Mit dem Mist von 500 Rindern und Zwischensaaten von stickstoffsammelnden Pflanzen wie Klee und Ackerbohnen.

Vielfalt bei der Fruchtfolge und auch bei den Tieren

Dass die Biobodengenossenschaft den Hof kaufte, hat das Land vor der Rückumwandlung in einen konventionellen Betrieb gerettet. Aber die Pioniere von Rothenklempenow wollen nicht nur bewahren, was schon einmal da war. "Für uns gehört zu einem Betrieb Vielfalt", sagt Uwe Greff, der gleichzeitig Geschäftsführer der Landgesellschaft Rothenklempenow ist: "Vielfalt in der Fruchtfolge, auf dem Acker, Gemüsebau dazu, aber auch bei den Tieren, dass da nicht nur Rinder sind, sondern da gehören auch Schweine, da gehört Geflügel auf so einen Hof. Da gehören auch Menschen hin, die hier leben, hier arbeiten. Und das ist eigentlich die Perspektive, die wir haben: Wir wollen hier einen kräftigen, vielseitigen, an die Landschaft angepassten Landwirtschaftsbetrieb entwickeln mit den Menschen, die hier leben, sodass der wieder richtig hier eingebunden ist in die soziale Struktur des Ortes, was einfach jahrelang nicht gegeben war."
Tatsächlich leben bereits sieben Mitarbeiter, Stefan Decke und Uwe Greff mit eingeschlossen, auf dem Hof oder in den umliegenden Dörfern. Weitere sollen dazukommen, wenn das, was geplant ist, auch verwirklicht wird.
Höfe, die gemeinnützig wirtschaften, also nicht als Familienbetrieb, haben in Deutschland Tradition. Gerade die biologisch-dynamische Landwirtschaft praktiziert entsprechende Modelle bereits seit 40 Jahren, nicht nur bei uns, sondern auch in Frankreich, England und Holland. Dass aber Genossenschaften Land kaufen, ist hierzulande etwas ganz Neues. Die Biobodengenossenschaft ist dabei sicher mit Abstand die größte in Deutschland, aber sie ist nicht die Einzige.

Land ist für Jungbauern nicht mehr bezahlbar

Die "Ökonauten EG" ist beispielsweise in Berlin angesiedelt. Die Ökonauten wollen Jungbauern mit dem Ankauf von Land in Brandenburg den Start erleichtern: "Ich hab meine Masterthesis darüber geschrieben, wie man Walnüsse in Deutschland, kultivieren könnte", erklärt Vivian Böllersen, die inzwischen im Vorstand der Ökonauten sitzt. "Und bin da rausgegangen mit dem Gefühl: Okay, das muss ja jemand anfangen, das funktioniert." Also habe sie sich auf die Suche nach passendem Land gemacht. "Und da bin da erst einmal nicht weit gekommen, weil ich keine landwirtschaftliche Familie im Hintergrund habe, keine Bezüge in eine dörfliche Gemeinschaft habe. Wo fängt man denn da an?"
Die heute 28-Jährige versuchte ihr Glück damals bei der BVVG, der "Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft". Das ist eine staatliche Behörde in den neuen Ländern, die seit der Wende die ehemals enteigneten, volkseigenen Böden privatisiert hat. "Doch obwohl sie – nach eigener Einschätzung – bei den Versteigerungen einen realistischen Preis abschätzte und bot, unterlag sie immer. "Das ging zu einem viel höheren Preis weg, als ich geboten habe."
Land ist für Jungbauern heute schlicht nicht mehr bezahlbar. Für Vivian Böllersen waren die Ökonauten da die Rettung in der Not. Auf dem Land, das die Genossenschaft im letzten Jahr gekauft und an sie verpachtet hat, wächst inzwischen eine kleine Walnussplantage. Sie hat die Bäume im letzten Jahr gemeinsam mit einigen Mitgliedern der Genossenschaft selbst angepflanzt.

Nach der Finanzkrise ist Ackerland begehrt

Spätestens seit der Finanzkrise ist Bauernland heiß begehrt und darum teuer. Finanzkräftige Menschen und Investoren erhalten kaum noch Zinsen für ihr Geld, deshalb suchen sie, genauso wie viele Pensionsfonds, verzweifelt nach sicheren Anlagen. Boden ist eine solche sichere Anlage.
Bei fast 20.000 Euro pro Hektar liegt heute der durchschnittliche Preis für Ackerland, im Osten Deutschlands ist er insgesamt deutlich niedriger als im Westen. Und trotzdem: Laut Statistischem Bundesamt hat er sich beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern seit 2007 vervierfacht!

"Das passt wirtschaftlich überhaupt nicht zusammen, das kriegen sie nie wieder aus den Erträgen raus", kritisiert Titus Bahner. "Und an der Stelle helfen wir als Genossenschaft, indem wir sagen, wir haben eine ganz neue Eigentumsform." Der Projektentwickler sitzt im Vorstand der Kulturland EG mit Sitz in Hitzacker im Wendland, einer weiteren Genossenschaft, die ebenfalls im letzten Jahr gegründet wurde. "Wir sammeln Leute aus dem Umkreis der Höfe und organisieren gemeinschaftliches Bodeneigentum, sodass der Bauer es nicht zu kaufen braucht", erklärt er das Konzept. "Die Menschen, für die der Bauer wirtschaftet, kaufen das Land über die Genossenschaft, werden gemeinschaftlich Eigentümer und stellen es ihm dann ganz langfristig quasi wie Eigentum zur Verfügung."

"Rendite nicht verträglich mit Bewahrung des Landes"

180 Mitglieder konnte die Kulturlandgenossenschaft bisher werben und so eine halbe Million ansammeln. Weiteres Geld kam über Darlehen zusammen, die die Mitglieder der Kulturland EG für einen festen Zeitraum zur Verfügung stellen. Sechs Höfe, in ganz Deutschland verteilt, fördert Kulturland bisher. Das könnte zukünftig noch deutlich mehr werden, sagt Titus Bahner: "Wir kriegen Anfragen von Bauern typischerweise in Situationen, wenn Pachtflächen verkauft werden sollen", erzählt er. "Die alte Frau, die den Hof langfristig unterstützt hat mit, einem Pachtvertrag, ist gestorben, die drei Kinder wohnen über die Städte verteilt, wollen das Land zu Geld machen." In dem Moment müsse der Bauer das Land kaufen, sonst kaufe es der Nachbar mit der Biogasanlage und der Massentierhaltung. "Und die Bodenpreise sind aber so durch die Decke gegangen die letzten sieben Jahre seit der Lehmannpleite, dass die Bauern sich unglaublich verschulden müssen, um Land zu sichern."
Während die Menschheit weiter wächst, tut es die verfügbare Ackerfläche nicht – ganz im Gegenteil. Sie wird in schneller Folge degradiert, zerstört und vernichtet – sei es durch Straßenbau und Besiedlung, sei es beispielsweise durch Palmölplantagen, beklagt Titus Bahner. "Der Boden ist eine Ressource, die Ressource muss sich verzinsen, genau wie sich Arbeit und Kapital verzinsen muss. Und der Boden verzinst sich natürlich am schnellsten, indem man ihn möglichst ertragreich, also gewinnbringend bebaut." Das gehe zwangsläufig auf Kosten der Nachhaltigkeit; vor allem in einer Landwirtschaft, in der sich Investoren am Bodeneigentum beteiligen. "Denn die wollen Rendite sehen. Und Rendite ist nicht verträglich mit der Bewahrung des Landes für künftige Generationen."
Etwa zehn Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Brandenburg befinden sich heute in den Händen solcher Investoren. Der größte davon, die KTG Agrar, die außer in Brandenburg auch in Mecklenburg-Vorpommern und in Osteuropa aktiv ist, ist allerdings inzwischen pleite gegangen. Bankkaufmann Uwe Greff von der Biobodengenossenschaft wertet das als deutliches Zeichen dafür, dass bei der Spekulation mit Land das Ende der Fahnenstange erreicht ist, und die Bodenpreise nicht weiter steigen werden.
Eine gute Nachricht für Biobauern und auch für die Genossenschaften und deren Mitglieder. "Ich hab zweimal für tausend Euro Anteile gekauft", sagt die Grundschullehrerin Gabi Riemer. Sie ist Mitglied bei der Kulturland EG- und hofft auf diese Weise zu verhindern, dass sich sonst "ganz große "Agrarkapitalisten" das Land "unter den Nagel reißen". – "Und das Land wird gut genutzt, denke ich mir. Wenn da angebaut wird, auch nach ökologischen Prinzipien, denke ich, dass das Land in guten Händen ist."
Gabi Riemer hat ihre Anteile für den Basta-Hof im Oderbruch gekauft. Hier leben fünf junge Menschen in einer Arbeits- und Wohngemeinschaft. Sie produzieren nach den Prinzipien der Solidarischen Landwirtschaft – das heißt, rund 300 Menschen in Berlin finanzieren den Hof mit monatlichen Beiträgen und werden dafür wöchentlich mit Gemüse beliefert. Der Basta-Hof ist regional verwurzelt und schafft eine direkte Verbindung zwischen Stadt und Land. Für die Kulturland EG ist das ein wichtiges Kriterium, damit sie einen Hof unterstützt.

"Wir wollen der Ökolandbauszene ein neues Modell ermöglichen"

"Ich denke, das war eine ganz tolle Möglichkeit, das jetzt finanziell zu unterstützen, dass das Land gekauft werden konnte, und dadurch die Fläche so groß geworden ist, dass sich das gut rentiert, dass da auch Leute von leben können", sagt Gabi Riemer. Sie kennt die Leute vom Basta-Hof auch persönlich.
"Die Welt ist groß, wir sehen ohne Ende Potenzial für dieses Modell", freut sich auch der Initiator der Kulturland EG, Titus Bahner. "Zunächst mal ist uns wichtig, dass wir nicht gezwungen sind zu wachsen, wir haben genügend Pachteinnahmen, um die Mitglieder zu pflegen, die da sind." Trotzdem möchten sie sich vergrößern: "Wir wollen ja was bewirken, wir wollen für Bauern Flächen sichern, wir wollen der Ökolandbauszene ein neues Modell ermöglichen. Die Idee, wie wir das machen in der Kulturlandgenossenschaft, ist eigentlich ein Multiplikatorsystem." - Bauern werben neue Mitglieder unter ihren Kunden. Denn schließlich haben beide ein gemeinsames Interesse: Nur wenn der Landwirt genügend Ackerfläche hat, kann er das Gemüse, das Fleisch und die Milch in der erwünschten Qualität auch liefern.
"Wir haben in allen Bauern, mit denen wir zusammen arbeiten, Verbündete, die motiviert sind, für uns entsprechend auch die Geschichte zu erzählen" sagt Bahner. Auch was das Kapital beträfe, gäbe es " viele Menschen, die Geld irgendwo liegen haben, und sich freuen, wenn sie so etwas finden, wie eine Genossenschaft, wo sie diesem Geld plötzlich einen Inhalt geben können. Ich sage manchmal scherzhaft, wir führen das heimatlose Kapital und die überhöhten Bodenpreise zusammen, sodass das eine das andere ausgleicht und am Ende Sinn dabei herauskommt."

Genossenschaftler für eine naturverträgliche Landwirtschaft

"Eigentum verpflichtet", sagt Uwe Greff von der Biobodengenossenschaft. "Es ist auch so, dass die Menschen eine Verantwortung haben wie mit ihrem Eigentum, dem Land, umgegangen wird." - Er selbst will da mit gutem Beispiel vorangehen.
Gerade steht er mit seinem Kollegen Stefan Decke auf dem kopfsteingepflasterten Hof in Rothenklempenow vor der großen Sämaschine. "Wir sind jetzt dabei, die Sämaschine abzudrehen, das heißt, wir gucken, wie viel Kilo wir auf dem Hektar aussäen", erklärt er. Decke ist auf die Radkappe geklettert. Ein junger Mitarbeiter hievt mit dem Gabelstapler einen schweren Sack über den Aufnahmeschacht der Sämaschine. Stefan Decke löst den großen Knoten, das Saatgut strömt herein und wird jetzt gewogen. - "Wir wissen ja, wie viele Pflanzen da wachsen sollen, da müssen wir ein bisschen rechnen, deswegen brauchen wir einen Dreisatz."
Rechnen und Anpacken, damit der Winterroggen bald in den Boden kommt. Wer nicht auf eine Reform der Landwirtschaft aus Brüssel warten will, kann schon heute mit einem Genossenschaftsanteil die naturverträgliche Agrarwende mit vorantreiben.
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