Öko drauf - auch Öko drin?

Öko ist in: Produkte, die mit einem umweltfreundlichen, nachhaltigen und ökologischen Image werben, verkaufen sich besser. Doch ist auch immer Öko drin, wo Öko draufsteht? Ist fairer Handel auch immer fair? Der Journalist Stefan Kreutzberger sagt eindeutig "nein". Es herrsche eine große grüne Schönfärberei, ein grüner Etikettenschwindel, mit dem Firmen und Branchen versuchten, mehr Kasse zu machen oder ihr Image zu polieren.
Der Dumme ist der Kunde, der für sein gutes Gewissen oder seinen Anspruch zu viel Geld bezahlt oder in die Irre geführt wird. Beispiele dafür hat der Politologe in seinem Buch "Die Ökolüge" (Econ-Verlag) zusammengetragen.
So sei Biosprit eben nicht Bio, wenn dafür in den Drittländern die Landwirtschaft ruiniert werde:

"Wenn man sich das anschaut – da passiert eine riesige Katastrophe, nur, damit wir hier weiter rumfahren können! Da werden riesige Monokulturen geschaffen, so dass die Menschen, die vorher das Land hatten, weggehen müssen. Da kommen internationale Konzerne, die die Wälder abholzen. Auf Borneo sind die letzten Regenwälder gerodet worden. Die Orang Utans, die dort noch lebten, wurden abgeschossen. Studien der WHO sagen, dass die Hungerkatastrophe von 2007/2008 auf den Anbau von Biosprit zurückzuführen ist, weil dadurch die Preise für die Grundnahrungsmittel gestiegen sind, zum Beispiel für Mais. Grundnahrungsmittel in Konkurrenz gegen Sprit zu bringen, ist ein riesiger Skandal!"

Ökostrom sei auch weit von Öko entfernt, solange sich die großen Energieversorger umweltfreundliche Wasserkraft-Lizenzen in Schweden kauften und gegen ihren traditionellen Strom eintauschten. Auch bei Umwelt- und Ethikfonds oder Ökobanken sei mitunter die Realität weit von ihrem Anspruch und Werbeslogan entfernt.

Kreutzberger hinterfragt auch, ob der rasante Boom der Bioprodukte, der Biosupermärkte und die Verlagerung der Lebensmittelproduktion in Länder wie China oder Indien noch dem Ursprungsgedanken des Bioanbaus entsprechen. Ist ein Apfel, der 23 000 Kilometer aus Neuseeland transportiert wurde, noch Bio?

"Wenn man das weiterdenkt, wer soll das denn alles anbauen? Australien, China und Indien sind als Anbauländer auf dem Sprung. Wenn man das sieht, diese riesigen Monokulturen von Tomaten und Äpfeln und sich da die Ökobilanz anschaut!"

Seine Mahnung:

"Das Grundproblem ist doch, wenn unser Konsumverhalten und der Lebensstandard weiter so steigen, dann geht das nicht. Ich kann mir ein Ökostrom-Auto kaufen, aber wenn es davon immer mehr Autos gibt, klappt das nicht. Es kann nicht nur um Effizienzsteigerung gehen."

"Öko drauf – auch Öko drin? Die Geschäfte dem mit dem grünen Etikettenschwindel". Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9:05 Uhr bis 11 Uhr mit dem Journalisten Stefan Kreutzberger. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800-22542254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Literaturhinweis:
Stefan Kreutzberger: "Die Öko-Lüge – Wie Sie den grünen Etikettenschwindel durchschauen", Econ-Verlag, Berlin 2009