OECD-Experte fordert Umdenken in der deutschen Bildungspolitik

Der Leiter der PISA-Studie, Andreas Schleicher, hat ein Umdenken in der deutschen Bildungspolitik gefordert. Die Schulen müssten sich stärker an den individuellen Schwächen und Stärken der Schüler orientieren, sagte der Leiter der OECD-Bildungsabteilung.
Das dreigliedrige Schulsystem sei ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert. Im Unterschied zu anderen Staaten habe in Deutschland der soziale Hintergrund einen starken Einfluss auf die Leistung. Schleicher verwies auf die nordischen und angelsächsischen Länder, die seiner Meinung nach besser mit Migrations-Problemen umgehen und Schüler stärker fördern.

Im jetzigen deutschen Schulsystem gehe das Potential vieler junger Menschen verloren, kritisierte Schleicher. Man müsse vielmehr ein Bildungssystem schaffen, das offene Bildungswege aufzeige. Die Zukunft liege "ganz klar" in Bildungssystemen, die universelle Standards hätten und Schüler vor die gleichen Anforderungen stellen würden, erklärte er vor dem Hintergrund der Diskussion um die Abschaffung von Hauptschulen.

Ferner sprach sich Schleicher gegen eine Quotierung des Ausländeranteils an Schulen aus. Solche starren administrativen Regelungen seien kein Erfolgsrezept. Entscheidend sei es, Bildungssysteme so zu gestalten, dass jeder Schüler entsprechend seinen Fähigkeiten optimal gefördert werde, sagte er. Die vorzeitige Differenzierung von Schülern über die verschiedenen Schulformen führe zu sozialer Selektion. "Wenn man dieses Problem löst, dann wird sich auch die Quotenregelung von ganz alleine ergeben", äußerte der Bildungsexperte.