Oboenbauer Ludwig Frank

„Es ist in der Nähe von Singen“

36:15 Minuten
Der Oboenbauer Ludwig Frank steht im Eingang eines Hauses und lehnt am Türrahmen. Er trägt ein Hemd und eine blaue Strickjacke und lächelt.
Ein Monat Arbeit steckt in jedem Instrument: Oboenbauer Ludwig Frank. © Frank Fickelscherer-Faßl
Moderation: Marco Schreyl · 24.03.2022
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Ludwig Frank baut Oboen, „mundgerecht“ wird jede angepasst. Franks Blasinstrumente begeistern Musikerinnen und Musiker auf der ganzen Welt, auch Meisterdirigent Daniel Barenboim schwört auf sie.
Vor dem Konzert ist sie immer das erste Instrument, das erklingt: Die Oboe gibt dem Orchester beim Stimmen den Kammerton A vor. Ein Instrument, das man mit dem ganzen Körper spielt, schwärmt Ludwig Frank: "Es ist in der Nähe von Singen.“
Frank gilt als einer der besten Oboenbauer der Welt. Dabei geht ihm Qualität vor Menge: Etwas über 2.000 Instrumente hat er mit seinen Mitarbeitenden in vier Jahrzehnten geschaffen, jedes einzelne ist handschriftlich mit Produktionsnummer in einem Buch verzeichnet.

Besser perfekt bauen als zweitklassig spielen

Ludwig Frank spielt selbst Oboe. Als Jugendlicher wollte er eigentlich Solist werden, doch sein Vater – ein Dirigent – bescheinigte ihm, es mit seinem Talent allenfalls zum zweiten Oboisten in einem Provinzorchester zu bringen. Der Sohn beschloss deswegen, Oboen perfekt zu konstruieren, statt sie mäßig zu spielen.
Hartnäckigkeit zeichnet Frank aus. Als er trotz Meisterbrief keinen Bankkredit bekommt, um seine erste Instrumentenwerkstatt im Berlin der Nachwendezeit aufzumachen, verkauft er sein Auto, investiert jeden Pfennig, den er verdient, in seinen Betrieb.
Ein Monat Arbeit steckt in jedem Instrument, das schließlich zwischen 10.000 und 14.000 Euro kostet. Das Finish beim Bau einer Oboe besorgt Frank am liebsten selbst: Die letzten Bohrungen und Justierungen, mit denen das Instrument an die individuelle Spielweise der Kundin oder des Kunden angepasst wird, damit Mensch und Oboe eine Einheit bilden.

Stress und Burnout

So viel Engagement hat seinen Preis: Vor rund zehn Jahren ging nichts mehr bei Ludwig Frank – Burnout. Er stieg vorübergehend aus, war acht Wochen lang für niemanden zu erreichen. In dieser Zeit fuhr er mit dem Fahrrad von Helsinki in Finnland nach San Sebastian in Spanien. Seine persönliche „Tour de Frank“, bei der er zu sich selbst fand und über die er ein Buch geschrieben hat.
Mittlerweile hat der 59-jährige die Leitung seines Betriebs abgegeben, ist dort aber noch als Berater tätig. Und demnächst fliegt Ludwig Frank nach Japan, um dort persönlich Oboen auszuliefern – und sie gleich auch „mundgerecht“ einzurichten.
(pag)

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