Obama schickt uns einen Banker
Ohne viel Geld, sehr viel Geld, kann keiner oder keine ins Weiße Haus gelangen. „Money talks“, das ist nicht mit „Bargeld lacht“ sinnvoll übersetzt, eher schon korrekt und wörtlich mit „Geld kann sprechen“.
„Money talks“, ohne Millionen von „greenbacks“, wie die Amerikaner den Dollar nennen, braucht ein Kandidat für das höchste Amt der USA gar nicht erst anzutreten. Wer üppig spendet, möchte später auch üppig belohnt werden.
Hillary Clinton, hätte sie denn Obama geschlagen, wäre kaum anders verfahren. Es wird wohl so gewesen sein, dass die Außenministerin an wichtige Plätze der Welt Botschafter mit besonderer Qualifikation und mit Kenntnissen der Gastländer geschickt hätte. Und die gab es.
Weil sie aber mit dem Präsidenten in schönster Harmonie lebt, hat sie auch nicht lamentiert, dass Obama verlockende Posten, zum Beispiel Berlin und Tokio, zwei Freunden zugedacht hat, die ihm mit den „greenbacks“ den Weg zur Macht gepflastert haben. Die beiden Botschafter, die in den Jahren seit dem Mauerfall in Berlin residierten, waren enge Freunde von Bush dem Jüngeren, Amateure, der eine Multimillionär, der andere, wie sein Präsident, ein sogenannter „Wiedergeborener Christ“, ein Frömmler.
Beide hatten von Deutschland nicht die geringste Ahnung und waren deshalb weder für Schröder noch für Merkel ernstzunehmende Gesprächspartner. Ein wenig Deutsch zu lernen, hielten die Botschafter Coats und Timken auch deshalb für überflüssig, weil die Deutschen, die bei ihnen zu Gast waren, mit ihren mehr oder minder profunden Englisch-Kenntnissen zu paradieren wünschten, was wohl sehr deutsch ist.
Nun kommt ein anderer aus dem Kreis der „big spender“, wie man in Washington die Geldbeschaffer nennt. „Money talks“, und in dieser Logik fiel die Wahl auf einen Banker. Das ist ein Berufsstand, der bei uns zur Zeit nicht sonderlich beliebt ist.
Dieser „Phil“ Murphy hat nicht nur gewaltige Spenden eingesammelt. Ohne „Phil“ hätte es Obama gegen die kluge Hillary vielleicht ja nicht geschafft. Ein Absolvent immerhin der Glanz-Universität Harvard, der eine Weile die neuerdings erfolgreiche Goldman Sachs-Bank in Frankfurt am Main vertreten hat.
In unserem Auswärtigen Amt schweigt man über den künftigen Botschafter, verhehlt aber nicht, dass man einen erfahrenen Karriere-Diplomaten lieber gesehen hätte, einen „professional“, der mit soliden Kenntnissen von unserem Land in das Botschaftsgebäude am Pariser Platz einzieht. Aber wer weiß – Murphy hat sich zu Hause für Klimaschutz und für eine Reform des maroden amerikanischen Gesundheitssystems stark gemacht. Ein Liberaler demnach. Und wenn „Phil“ fortan das Ohr von Obama hat, kann er für Merkel oder – es sieht zur Stunde nicht danach aus – auch für Steinmeier ein wichtiges Vis-à-vis sein.
Wieder einmal kann gefragt werden, ob Botschafter heutzutage mehr sind als freundliche Stimmungsmacher. Die bedeutsamen Fragen zwischen zwei Staaten, gerade die strittigen Fragen, werden lange schon von den Präsidenten, den Premierministern und Regierungschefs und ihren unmittelbaren, meist hoch qualifizierten Beratern behandelt und entschieden. Die Exzellenzen sind irgendwie antiquiert und dennoch unentbehrlich, vorausgesetzt, dass sie politische Köpfe sind.
Es zählt, vor allem anderen, die Persönlichkeit, wenn es darum geht, zwischen zwei Staaten und, wichtiger noch, zwischen zwei Völkern Vertrauen zu entwickeln. Die Cocktail-Botschafter, die gibt es noch, sie kosten viel Geld. Vielleicht erleben wir ja mit „Phil“ Murphy nach zwei offenkundigen Fehlbesetzungen eine angenehme Überraschung.
Klaus Bölling, geboren 1928 in Potsdam, arbeitete für Presse und Fernsehen, war unter anderem NDR-Chefredakteur, Moderator des „Weltspiegel“, USA-Korrespondent und Intendant von Radio Bremen. 1974 wurde er unter Helmut Schmidt zum Chef des Bundespresseamts berufen, 1981 übernahm er die Leitung der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen „Die letzten 30 Tage des Kanzlers Helmut Schmidt“, „Die fernen Nachbarn – Erfahrungen in der DDR“ und „Bonn von außen betrachtet“.
Hillary Clinton, hätte sie denn Obama geschlagen, wäre kaum anders verfahren. Es wird wohl so gewesen sein, dass die Außenministerin an wichtige Plätze der Welt Botschafter mit besonderer Qualifikation und mit Kenntnissen der Gastländer geschickt hätte. Und die gab es.
Weil sie aber mit dem Präsidenten in schönster Harmonie lebt, hat sie auch nicht lamentiert, dass Obama verlockende Posten, zum Beispiel Berlin und Tokio, zwei Freunden zugedacht hat, die ihm mit den „greenbacks“ den Weg zur Macht gepflastert haben. Die beiden Botschafter, die in den Jahren seit dem Mauerfall in Berlin residierten, waren enge Freunde von Bush dem Jüngeren, Amateure, der eine Multimillionär, der andere, wie sein Präsident, ein sogenannter „Wiedergeborener Christ“, ein Frömmler.
Beide hatten von Deutschland nicht die geringste Ahnung und waren deshalb weder für Schröder noch für Merkel ernstzunehmende Gesprächspartner. Ein wenig Deutsch zu lernen, hielten die Botschafter Coats und Timken auch deshalb für überflüssig, weil die Deutschen, die bei ihnen zu Gast waren, mit ihren mehr oder minder profunden Englisch-Kenntnissen zu paradieren wünschten, was wohl sehr deutsch ist.
Nun kommt ein anderer aus dem Kreis der „big spender“, wie man in Washington die Geldbeschaffer nennt. „Money talks“, und in dieser Logik fiel die Wahl auf einen Banker. Das ist ein Berufsstand, der bei uns zur Zeit nicht sonderlich beliebt ist.
Dieser „Phil“ Murphy hat nicht nur gewaltige Spenden eingesammelt. Ohne „Phil“ hätte es Obama gegen die kluge Hillary vielleicht ja nicht geschafft. Ein Absolvent immerhin der Glanz-Universität Harvard, der eine Weile die neuerdings erfolgreiche Goldman Sachs-Bank in Frankfurt am Main vertreten hat.
In unserem Auswärtigen Amt schweigt man über den künftigen Botschafter, verhehlt aber nicht, dass man einen erfahrenen Karriere-Diplomaten lieber gesehen hätte, einen „professional“, der mit soliden Kenntnissen von unserem Land in das Botschaftsgebäude am Pariser Platz einzieht. Aber wer weiß – Murphy hat sich zu Hause für Klimaschutz und für eine Reform des maroden amerikanischen Gesundheitssystems stark gemacht. Ein Liberaler demnach. Und wenn „Phil“ fortan das Ohr von Obama hat, kann er für Merkel oder – es sieht zur Stunde nicht danach aus – auch für Steinmeier ein wichtiges Vis-à-vis sein.
Wieder einmal kann gefragt werden, ob Botschafter heutzutage mehr sind als freundliche Stimmungsmacher. Die bedeutsamen Fragen zwischen zwei Staaten, gerade die strittigen Fragen, werden lange schon von den Präsidenten, den Premierministern und Regierungschefs und ihren unmittelbaren, meist hoch qualifizierten Beratern behandelt und entschieden. Die Exzellenzen sind irgendwie antiquiert und dennoch unentbehrlich, vorausgesetzt, dass sie politische Köpfe sind.
Es zählt, vor allem anderen, die Persönlichkeit, wenn es darum geht, zwischen zwei Staaten und, wichtiger noch, zwischen zwei Völkern Vertrauen zu entwickeln. Die Cocktail-Botschafter, die gibt es noch, sie kosten viel Geld. Vielleicht erleben wir ja mit „Phil“ Murphy nach zwei offenkundigen Fehlbesetzungen eine angenehme Überraschung.
Klaus Bölling, geboren 1928 in Potsdam, arbeitete für Presse und Fernsehen, war unter anderem NDR-Chefredakteur, Moderator des „Weltspiegel“, USA-Korrespondent und Intendant von Radio Bremen. 1974 wurde er unter Helmut Schmidt zum Chef des Bundespresseamts berufen, 1981 übernahm er die Leitung der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen „Die letzten 30 Tage des Kanzlers Helmut Schmidt“, „Die fernen Nachbarn – Erfahrungen in der DDR“ und „Bonn von außen betrachtet“.

Klaus Bölling© privat