Oans, zwoa, gsuffa
Bier soll gut für die Knochen sein. Das behaupten zumindest US-Forscher, die das Getränk und seine Rohstoffe auf Herz und Nieren untersucht haben. Als Grund für die Stärkung der Knochen wird der Gehalt an Silikaten, an Kieselsäure genannt.
Wie schön: Bier stärkt die Knochen. Das sagt zumindest der renommierte kalifornische Bierforscher Charles Bamforth. Und warum festigt das Gebräu unsere Gebeine? Weil es Kieselsäure enthält, so Bamforth. Und da die Kieselsäure im Bier in gelöster Form vorliegt, kann sie vom Körper auch aufgenommen werden. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber sonstiger Pflanzenkost. Deren Silicate sind meistenteils schlecht bioverfügbar. Doch bevor wir die Fünf-am-Tag-Kampagne auf den Gerstensaft ummünzen, prüfen wir erst mal die Studie – wer weiß, vielleicht sorgt das Bier schnell für Ernüchterung.
Die Studie von Bamforth ist recht ordentlich, saubere Analytik und sachkundige Beurteilung der Resultate. Das Silikat im Bier stammt aus der Gerste, namentlich den Spelzen – und aus dem Hopfen. Pils liefert deshalb mehr Silikat als Weizenbier, weil der Weizen davon weniger enthält als Gerste. Da erst der Brauprozess für die Bioverfügbarkeit sorgt, nutzen Weizenvollkornbrötchen nix. Es muss schon flüssiges Brot sein.
Ist das Silikat nun der neue Stern am Himmel der Prävention – sehnsüchtig erwartet nach der bitteren Pleite mit den Kalziumtabletten? Sie erinnern sich: Das Kalzium ging statt in die Knochen vorzugsweise in die Arterien und sorgte dort für Verkalkung. Die Folge war Herzinfarkt. Beim Silikat sieht die Sachlage derzeit noch hoffnungsvoll aus. Da gibt’s sogar Studien, die zeigen, dass Silikat die Knochendichte beim Menschen ein wenig erhöht. Insofern sind die Ergebnisse vielversprechend – aber sind sie auch tragfähig?
Nehmen wir mal die Untersuchungen zum Thema Bier und Osteoporose. Auch hier gibt's Studien, die dem Bier einen gewissen Schutz vor Osteoporose zuschreiben. Dies wurde bisher aber nicht mit dem Silikat erklärt, sondern mit dem Gehalt an pflanzlichen Sexualhormonen, den Phytoöstrogenen aus dem Hopfen. Aber mittlerweile haben auch die Phytoöstrogene, die mit großen Werbeversprechen in die Mägen der Kundschaft gestartet waren, viel von ihrem Nimbus eingebüßt.
Da kommt das Silikat gerade recht. Dabei gäbe es durchaus einen Weg, mit dem es vorteilhafte Effekte auf den Knochen entfalten kann. Aber nicht weil es sich an den hormonellen Regelkreisen vorbeischleicht, die den Knochen auf- und wieder abbauen, um sich dort einzunisten, wo es der Beipackzettel gern hätte. Der Körper ist doch keine Rührschüssel in dem die Nährstoffe durch ständiges Einstreuen gleichmäßig verteilt werden. Er ist doch mehr damit beschäftigt, sich die vielen Störenfriede aus der gesunden Nahrung vom Leib zu halten. Wenn das Silikat aus dem Bier wirkt, dann deshalb, weil Silikat im Darm die Aufnahme von Aluminium verhindert. Und Aluminium greift in der Tat die Knochen an.
Aber bevor wir uns zuprosten, sollten wir pflichtbewusst einen Blick auf einen ganz anderen Bestandteil werfen: den Alkohol. Die jüngste Metaanalyse - dabei wird versucht, durch Zusammenfassen der Daten aus mehreren Studien auch mehr statistische Sicherheit zu gewinnen -, die jüngste Metaanalyse ergab: Der Konsum von ein bis zwei Gläsern eines alkoholischen Getränks - gleich welcher Art – erhöht nicht nur die Knochendichte, sondern senkt auch die Häufigkeit von Hüftfrakturen. Bei hohem Konsum dreht sich der Effekt allerdings um.
Demnach liegt die Wirkung auch im Alkohol und nicht nur in den Begleitstoffen. Doch wie kann simpler Alkohol die Knochen stärken? Ganz einfach: Ein Glas Wein oder Bier vermindert den Stress. Und Stresshormone wie Cortisol greifen nun mal die Knochen an. Prost Mahlzeit!
Literatur
-Casey TR, Bamforth CW: Silicon in beer and brewing. Journal of Science of Food and Agriculture
Pedrera-Zamorano JD et al: Effect of beer drinking on ultrasound bone mass in women. Nutrition 2009; 25: 1057-1063
-Berg KM et al: Association between alcohol consumption and both osteoporotic fracture and bone density. American Medical Journal 2008; 121: 406-418
-Tucker KL et al: Effects of beer, wine, and liquor intakes on bone mineral density in older men and women. American Journal of Clinical Nutrition 2009; 89: 1188-1196
-Hoidrup S et al: Alcohol intake, beverage preference, and risk of hip fracture in men and women. American Journal of Epidemiology 1999; 149: 993-1001
-Mukamal KJ et al: Alcohol consumption, bone density, and hip fracture among older adults: the cardiovascular health study. Osteoporosis International 2007; 18: 593-602
-Cawthon PM et al: Alcohol intake and its relationship with bone mineral density, falls, and fracture risk in older men. Journal of the American Geriatric Society 2006; 54: 1649-1657
Die Studie von Bamforth ist recht ordentlich, saubere Analytik und sachkundige Beurteilung der Resultate. Das Silikat im Bier stammt aus der Gerste, namentlich den Spelzen – und aus dem Hopfen. Pils liefert deshalb mehr Silikat als Weizenbier, weil der Weizen davon weniger enthält als Gerste. Da erst der Brauprozess für die Bioverfügbarkeit sorgt, nutzen Weizenvollkornbrötchen nix. Es muss schon flüssiges Brot sein.
Ist das Silikat nun der neue Stern am Himmel der Prävention – sehnsüchtig erwartet nach der bitteren Pleite mit den Kalziumtabletten? Sie erinnern sich: Das Kalzium ging statt in die Knochen vorzugsweise in die Arterien und sorgte dort für Verkalkung. Die Folge war Herzinfarkt. Beim Silikat sieht die Sachlage derzeit noch hoffnungsvoll aus. Da gibt’s sogar Studien, die zeigen, dass Silikat die Knochendichte beim Menschen ein wenig erhöht. Insofern sind die Ergebnisse vielversprechend – aber sind sie auch tragfähig?
Nehmen wir mal die Untersuchungen zum Thema Bier und Osteoporose. Auch hier gibt's Studien, die dem Bier einen gewissen Schutz vor Osteoporose zuschreiben. Dies wurde bisher aber nicht mit dem Silikat erklärt, sondern mit dem Gehalt an pflanzlichen Sexualhormonen, den Phytoöstrogenen aus dem Hopfen. Aber mittlerweile haben auch die Phytoöstrogene, die mit großen Werbeversprechen in die Mägen der Kundschaft gestartet waren, viel von ihrem Nimbus eingebüßt.
Da kommt das Silikat gerade recht. Dabei gäbe es durchaus einen Weg, mit dem es vorteilhafte Effekte auf den Knochen entfalten kann. Aber nicht weil es sich an den hormonellen Regelkreisen vorbeischleicht, die den Knochen auf- und wieder abbauen, um sich dort einzunisten, wo es der Beipackzettel gern hätte. Der Körper ist doch keine Rührschüssel in dem die Nährstoffe durch ständiges Einstreuen gleichmäßig verteilt werden. Er ist doch mehr damit beschäftigt, sich die vielen Störenfriede aus der gesunden Nahrung vom Leib zu halten. Wenn das Silikat aus dem Bier wirkt, dann deshalb, weil Silikat im Darm die Aufnahme von Aluminium verhindert. Und Aluminium greift in der Tat die Knochen an.
Aber bevor wir uns zuprosten, sollten wir pflichtbewusst einen Blick auf einen ganz anderen Bestandteil werfen: den Alkohol. Die jüngste Metaanalyse - dabei wird versucht, durch Zusammenfassen der Daten aus mehreren Studien auch mehr statistische Sicherheit zu gewinnen -, die jüngste Metaanalyse ergab: Der Konsum von ein bis zwei Gläsern eines alkoholischen Getränks - gleich welcher Art – erhöht nicht nur die Knochendichte, sondern senkt auch die Häufigkeit von Hüftfrakturen. Bei hohem Konsum dreht sich der Effekt allerdings um.
Demnach liegt die Wirkung auch im Alkohol und nicht nur in den Begleitstoffen. Doch wie kann simpler Alkohol die Knochen stärken? Ganz einfach: Ein Glas Wein oder Bier vermindert den Stress. Und Stresshormone wie Cortisol greifen nun mal die Knochen an. Prost Mahlzeit!
Literatur
-Casey TR, Bamforth CW: Silicon in beer and brewing. Journal of Science of Food and Agriculture
Pedrera-Zamorano JD et al: Effect of beer drinking on ultrasound bone mass in women. Nutrition 2009; 25: 1057-1063
-Berg KM et al: Association between alcohol consumption and both osteoporotic fracture and bone density. American Medical Journal 2008; 121: 406-418
-Tucker KL et al: Effects of beer, wine, and liquor intakes on bone mineral density in older men and women. American Journal of Clinical Nutrition 2009; 89: 1188-1196
-Hoidrup S et al: Alcohol intake, beverage preference, and risk of hip fracture in men and women. American Journal of Epidemiology 1999; 149: 993-1001
-Mukamal KJ et al: Alcohol consumption, bone density, and hip fracture among older adults: the cardiovascular health study. Osteoporosis International 2007; 18: 593-602
-Cawthon PM et al: Alcohol intake and its relationship with bone mineral density, falls, and fracture risk in older men. Journal of the American Geriatric Society 2006; 54: 1649-1657