Nutzerdaten

    Überwachungshilfe und Werbemodell

    Ein Internetnutzer hat ein Tablet auf dem Schoß, darauf ist eine Facebook-Illustration zu sehen. Seine Beine sind über eine Sofalehne geschwungen.
    Die Datensammelwut verbindet Internetdienste wie Facebook mit der NSA. © picture alliance / dpa / Josef Horazny
    04.02.2014
    Facebook feiert Zehnjähriges, was bleibt ist die Datenunsicherheit und fehlende Transparenz. Die beklagen die großen Internetfirmen gegenüber der US-Regierung in Bezug auf die Publikation der Datenanfragen durch die NSA.
    Der Facebook-Geburtstag und die erstmalige Dokumentation von Statistiken über die Zahl von Kundendaten, zu deren Herausgabe die großen amerikanischen Internetunternehmen 2012 und 2013 von der US-Regierung verpflichtet wurden - beide Ereignisse beschäftigen das Deutschlandradio Kultur-Programm.
    Der Journalist Wolfgang Stuflesser beschreibt den Werdegang von Facebook im Deutschlandradio Kultur, das als eine Art besseres Adressbuch für Studenten der amerikanischen Eliteuniversität Harvard entstanden sei. Gründer Mark Zuckerberg hatte anfangs auf 400, 500 Netzwerk-Teilnehmer gehofft - nach einem Jahr hatten sich Facebook bereits 100.000 Nutzer angeschlossen. Laut Statistik starten die 1,2 Milliarden Facebook-Nutzer alle 20 Minuten zwei Millionen Freundschaftsanfragen, laden drei Millionen Fotos hoch und schicken fünf Millionen Kurznachrichten, erläutert Wolfgang Stuflesser und beschreibt Perspektiven des Internetkonzerns.
    Wohl kaum ein Anbieter sammele so viele persönliche Daten über das Leben ihrer Kunden wie Facebook, sagt Stuflesser, mit diesen Daten verdiene die Firma ihr Geld. Was die Privatsphäre der Kunden angeht, habe Mark Zuckerberg eine Vor- und Zurücktaktik entwickelt, zitiert er Kara Swisher: "Er tut so, als wisse er nicht, was in Sachen Datenschutz passiert. Dabei ist er der Chef, er leitet den Laden. Erst schränkt er den Datenschutz massiv ein, und dann rudert er ein bisschen zurück, das ist eine gute Taktik. So bekommt er langsam, was er will", so die Journalistin.
    Diese Daten werden nicht nur mit Algorithmen durchgescannt und werbevermarktet, sie werden auch vom US-Staat abgeschöpft. Facebook kam - wie nun veröffentlicht wurde - auf 5000 bis 5999 Mitglieder-Profile, die es auf Nachfrage herausgeben musste, Yahoo ist mit 30.000 bis 30.999 Nutzer-Accounts Spitzenreiter. Das Ende der Privatheit, dieses Thema verbindet zehn Jahre Facebook mit neun Monaten NSA-Skandal. Auch die US-Regierung hat großes Interesse an den Daten aus E-Mail-Konten und Facebook-Profilen.
    Internetfirmen beklagen weiterhin fehlende Transparenz
    Sechs große amerikanische Internetfirmen - neben Facebook auch Google, Microsoft, Yahoo, LinkedIn und Tumblr - haben die Veröffentlichung von Daten über die Anfragen des Geheimdienstes NSA erstritten.
    "Das ist zwingend notwendig. Der fundamentale Unterschied zwischen der normalen Nutzung von Facebook und dem, was die NSA macht, ist ja, dass ich als Nutzer bei Facebook zumindest zu einem größeren Grad die Kontrolle darüber habe, was ich von mir preisgebe, während ich eben keine Kontrolle darüber habe, was die NSA oder andere Geheimdienste von meiner sonstigen Kommunikation unbeobachtet, unkontrolliert abschöpfen", so Medienforscher Jan-Hinrik Schmidt im Deutschlandradio Kultur, der im Interview auch die Veränderungen öffentlicher Kommunikation in sozialen Medien beschreibt.
    Die Forderung der Internetgiganten, den Umfang der geheimdienstlichen Anfragen bekanntgeben zu dürfen, fußte auf der Sorge, einen Vertrauensverlust bei den Nutzern zu erleiden. Zurüchaltung in der Auswertung von Nutzerdaten sei allerdings auch seitens der Konzerne nicht zu erwarten, da ihr Geschäftsmodell auf Nutzung der Kundendaten zu Werbezwecken basiere, so Jan-Hinrik Schmidt im Interview:
    "Facebook gaukelt uns vor, dass wir an ein begrenztes Publikum senden. Dass die Informationen dauerhaft gespeichert und durchsuchbar sind, dass sie weitergeleitet werden können, das alles wird uns ja in dem Moment der Nutzung erst mal nicht bewusst, das ist eines der großen Probleme."
    cwu