Nur der Narr ist normal
Die Hausherrin beweist, dass man gute Klassiker auch heute noch auf die Bühne bringen kann, ohne ihnen Gewalt anzutun. Indem sie nahe bei Shakespeare bleibt, eine stimmige Übersetzung wählt und diese voll auf ihre Inszenierung abstimmt, schafft sie die gewünschten Irrungen auf der Bühne wie im Publikum.
Der Erfolg beginnt mit dem Bühnenbild: Penelope Wehrli stellt auf die bis auf einen Stuhl leere Bühne eine bewegliche Membran. Halb Spiegel – halb transparente Trennwand. Je nachdem, wo und in welchem Winkel zur Wand die Schauspieler stehen, sehen sie ihre Partner oft doppelt und wissen so nicht, ob diese vor oder hinter ihnen stehen.
Barbara Frey bringt nicht den Kampf der Geschlechter auf die Bühne, vielmehr versteht sie Shakespeares Komödie als Suche der Figuren nach ihrer eigenen Identität. Dafür sind sie auf zwischenmenschliche Beziehungen angewiesen – man braucht einen Partner, um sich selbst zu erkennen. Dabei ist es letztlich egal ob Mann mit Frau oder Mann mit Mann oder Frau mit Frau.
In diesem Sinne ist es konsequent, wenn die Regie den Zwillingsbruder von Viola, den vom Text her als "rettender Engel" auftauchenden Sebastian, mit einer Frau (Franziska Machens) besetzt. So kann es auch kein Happy End geben. Die Shakespeare'schen Paare finden sich auf der Pfauenbühne nicht zusammen.
Obwohl hier ein toll funktionierendes Ensemble auf der Bühne agiert, sorgt die Aufführung für Glanzlichter: Nina Hoss spielt die Viola als ungezähmte Frau, die sich als Mann verkleidet. Michael Maertens macht aus der Szene, wenn Malvolio den vermeintlichen Liebesbrief seiner Herrin findet, einen Mister Bean-Akt und verulkt so den typisch englischen Humor (offener Szenenapplaus). Die Fechtszene zwischen Cesario/Viola und dem degenerierten Sir Andrew Aguecheek (Patrick Güldenberg) wird zum spannenden Tennismatch. Und schließlich ist es ein Vergnügen, Robert Hunger-Bühler als Narr – der einzige normale Mensch auf der Bühne – zuzuschauen und zuzuhören, auch wenn er einmal mehr vor allem sich selbst spielt.
Fazit: Das Bemühen um die Liebe zum Detail hat sich gelohnt – eine in sich stimmige und überzeugende Aufführung.
Was ihr wollt
Von William Shakespeare
Inszenierung am Schauspielhaus Zürich
Deutsch von Angela Schanelec
Regie: Barbara Frey
Barbara Frey bringt nicht den Kampf der Geschlechter auf die Bühne, vielmehr versteht sie Shakespeares Komödie als Suche der Figuren nach ihrer eigenen Identität. Dafür sind sie auf zwischenmenschliche Beziehungen angewiesen – man braucht einen Partner, um sich selbst zu erkennen. Dabei ist es letztlich egal ob Mann mit Frau oder Mann mit Mann oder Frau mit Frau.
In diesem Sinne ist es konsequent, wenn die Regie den Zwillingsbruder von Viola, den vom Text her als "rettender Engel" auftauchenden Sebastian, mit einer Frau (Franziska Machens) besetzt. So kann es auch kein Happy End geben. Die Shakespeare'schen Paare finden sich auf der Pfauenbühne nicht zusammen.
Obwohl hier ein toll funktionierendes Ensemble auf der Bühne agiert, sorgt die Aufführung für Glanzlichter: Nina Hoss spielt die Viola als ungezähmte Frau, die sich als Mann verkleidet. Michael Maertens macht aus der Szene, wenn Malvolio den vermeintlichen Liebesbrief seiner Herrin findet, einen Mister Bean-Akt und verulkt so den typisch englischen Humor (offener Szenenapplaus). Die Fechtszene zwischen Cesario/Viola und dem degenerierten Sir Andrew Aguecheek (Patrick Güldenberg) wird zum spannenden Tennismatch. Und schließlich ist es ein Vergnügen, Robert Hunger-Bühler als Narr – der einzige normale Mensch auf der Bühne – zuzuschauen und zuzuhören, auch wenn er einmal mehr vor allem sich selbst spielt.
Fazit: Das Bemühen um die Liebe zum Detail hat sich gelohnt – eine in sich stimmige und überzeugende Aufführung.
Was ihr wollt
Von William Shakespeare
Inszenierung am Schauspielhaus Zürich
Deutsch von Angela Schanelec
Regie: Barbara Frey