Nur Biokost und viel Zeit für die Kinder

Von Kemal Hür · 23.02.2010
Silke Janz ist eine Alleinerziehende mit einem konkreten Lebensentwurf, von dem sie auch als Hartz-IV-Empfängerin nicht abrücken möchte. Dazu gehört, dass ihre Kinder Bioprodukte essen.
Silke Janz erkundigt sich, ob ihr Sohn auch nichts vergessen hat. Der elfjährige Samuel muss gleich zum Sport. Es ist kurz vor 16 Uhr.

Mutter Janz bleibt mit dem vierjährigen Martin zu Hause. Der Kleine hat eine Freundin zu Besuch. Sie spielen im Kinderzimmer unter dem Hochbett, wo allerlei Spielzeug herumliegt.

Seit der Geburt ihres elfjährigen Sohnes hat Silke Janz nicht mehr regelmäßig gearbeitet. Sie habe Sozialhilfe beziehungsweise Hartz IV bezogen. Nicht die Arbeit, sondern die Erziehung ihrer Kinder stehe für sie im Mittelpunkt, sagt die mittlerweile alleinerziehende Mutter.

"Ich finde, in Deutschland arbeiten die Leute zu viel. Ich glaube, dass auch das ein Grund dafür ist, dass die Kinder und Jugendlichen so orientierungslos sind, oder dass auch so viele Familien heutzutage Erziehungshilfe brauchen, was ja ein riesiger Sektor geworden ist."

Silke Janz schickt ihren viejährigen Sohn Martin in einen selbstverwalteten Kinderladen, in dem sie sich wie andere Eltern auch ehrenamtlich engagiert. Für 15 Kinder stehen hier drei Erzieher, ein Zivildienstleistender und eine Küchenhilfe zur Verfügung. Die Kinder werden von 8 bis 16 Uhr betreut und essen nur Bioprodukte. Dafür zahlt die Hartz-IV-Empfängerin gerne 40 Euro mehr im Monat.

"Das ist zum Beispiel ein Punkt, wo ich bisher noch nicht bereit wäre, das zu ändern, ihn also in eine andere Kita zu bringen, wo ich ihn um sechs oder um sieben hinbringen kann, wo er dann in der Massenaufbewahrung ist. Also darüber bin ich sehr, sehr froh, dass er so gut betreut ist."

Bioessen, homöopathische Medikamente, die sie selbst bezahlen muss, Sportangebote und eine qualitativ hochwertige Betreuung für die Kinder – all das gehört zum Lebensmodell der gelernten Heilpraktikerin. Dafür muss sie auf andere Dinge verzichten. Silke Janz wohnt mit ihren zwei Söhnen in einer Zweieinhalbzimmerwohnung und zahlt 500 Euro Miete. Vom Jobcenter bekommt sie 762 Euro. Ohne das Kindergeld und 300 Euro Unterhaltsvorschuss vom Jugendamt käme sie nicht über die Runden. Sie sei bereit, für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten, sagt Janz – aber nur, solange die Betreuung ihrer Kinder darunter nicht leidet. Doch einen Halbtagsjob zu finden ist schwer. Aber eigentlich wäre für sie als Mutter auch ein ganz anderes Modell denkbar, sagt sie.

"Ich könnte mir auch vorstellen, dass ich den einen Tag in meiner Praxis weiterarbeiten würde und mich noch nebenbei in der Kita engagiere, was ich bisher eben auch tue, und dass meine Erziehungsarbeit entlohnt würde. Aber da es ja nun mal nicht so ist, möchte ich das gerne durch meine eigene Arbeit schaffen."
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