Null-Euro-Jobber an Berliner Universitäten

Von Claudia van Laak · 21.01.2010
Dr. phil Robert Dennhardt, Kulturwissenschaftler, Autor - steht auf der ansprechend gestalteten Visitenkarte. Robert Dennhardt ist 37 Jahre alt, vor zwei Jahren hat er an der Berliner Humboldt-Uni promoviert. Heute lebt er von …
"… Hartz IV und zwei Lehraufträgen, zwei bezahlten Lehraufträgen."

Für einen der Lehraufträge fährt er einmal in der Woche nach Lüneburg. Die Fahrzeit von insgesamt sieben Stunden schmälert seinen Stundenlohn beträchtig, aber auch sonst dürfte der promovierte Kulturwissenschaftler mit seinen Lehraufträgen weniger verdienen als eine Putzkraft. Robert Dennhardt rechnet vor:

"Man bekommt dann etwa 50 Euro pro Sitzung und nichts dazu. Der Umfang ist aber pro Sitzung etwa ein Tag Vor- und Nachbereitung, also bekommt man für einen bis eineinhalb Tage Arbeit, die Prüfungen kommen noch dazu, 50 Euro, das ist ein Stundenlohn von 2,50 Euro und das ist natürlich nicht tragbar. Man kann davon nicht leben."

Etwa 5000 Lehrbeauftragte unterrichten an den Berliner Hochschulen. Ein Teil von ihnen macht dies nebenbei - bereichert mit seinen Erfahrungen als Geschäftsführer, Banker, Manager oder Ministerialdirigent die Lehre an den Hochschulen. Aber es gibt immer mehr Akademiker wie Robert Dennhardt, die ihren Lebensunterhalt mehr schlecht als recht mit drei, vier, fünf unterbezahlten Lehraufträgen verdienen.

Diese Lehrbeauftragten beginnen sich jetzt mit Unterstützung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften GEW gegen die ihrer Ansicht nach unhaltbaren Arbeits- und Honorarbedingungen zu wehren. Liegt doch der Mindeststundensatz für Lehrbeauftragte in Berlin bei nur 21,40 Euro. Mehr noch: Viele Fakultäten gehen stillschweigend davon aus, dass Doktoranden umsonst unterrichten, weil sie es als Teil ihrer Ausbildung und als Einstieg in eine akademische Karriere verstehen.

"Das ist der Normalfall, vor allem wenn man Doktorand ist, aber eben auch als Post-Doktorand ist es gang und gäbe, kostenlos, also für lau zu arbeiten. Es wird auch nicht darauf hingewiesen, es werden einem keine Vorschriften gezeigt, dass es eigentlich verpflichtend ist, zu bezahlen."

Berliner Spitzenreiter bei den 0-Euro-Jobs ist dabei die Technische Universität - hier arbeiten derzeit 163 Lehrbeauftragte ohne einen Cent Honorar.